Hallo ihr Lieben,
mein Freund und ich sind zwischenzeitlich seit über drei Jahren zusammen. Letztes Jahr sind wir von Hamburg nach Bayern gezogen, da er sich hier beruflich selbstständig gemacht hat. Damals war das für mich auch kein Problem mitzugehen, ich sah es als gemeinsames Abenteuer. Die Anfangszeit hier war jedoch sehr schwierig. Wir arbeiten hier zusammen, aber nicht gleichberechtigt, d. h. er ist mein Chef. Also geht alles irgendwie immer so wie er will, er steht im Mittelpunkt unseres Lebens, empfinde ich so. Das Berufliche hat sich nicht als so toll herausgestellt, wie wir es dachten, als wir umgezogen sind. Ich hatte wider Erwarten nach dem Umzug psychische Probleme z. B. mit der plötzlichen Entfernung zu meinen Eltern und das ich hier niemanden kannte und er 24/7 um mich war und dass das Finden von neuen sozialen Kontakten sehr schwierig ist. Im Januar hatten wir uns auch schon mal getrennt, aber inzwischen haben wir uns wieder zusammengerauft, eine Paartherapie gemacht und parallel dazu mache ich eine eigene Therapie und meine Therapeutin hat mir sehr geholfen, Bayern als mein neues Zuhause anzusehen und anzunehmen.
Jetzt das Problem: er will wieder umziehen. Nach Baden-Württemberg. Nach dem das beruflich hier nicht so läuft wie erhofft, hat er von dort ein Superangebot erhalten. Nur in mir sträubt sich alles, ich will nicht wieder umziehen. Noch weiter weg von meinen Eltern, es sind ja jetzt schon 500 km statt 200 von Hamburg aus. Ich habe einfach nicht die Energie dort wieder von vorne anzufangen, auch wenn es hier eigentlich nichts gibt, was mich hält. Er wirft mir jetzt vor, dass ich mich bereits entschieden habe. Er sagt, dass er sich noch nicht entschieden hat, weil zwar rational alles dafür spräche, er aber eigentlich auch keine Lust hat, es aber eine einmalige Chance ist. Und dadurch, dass ich nicht umziehen will, würde ich ihn zwingen, sich zwischen mir und seiner Karriere zu entscheiden. Kompromissvorschläge wie, dass er erst mal vorzieht und ich hier bleibe (mir aber nen neuen Job suchen muss) und wir nach einer gewissen Zeit weitersehen bzw. neu entscheiden, lehnt er ab. Er redet immer was von gemeinsam entscheiden. Ich verstehe das aber nicht. Wie soll das gehen? Muss nicht jeder für sich solch eine Entscheidung treffen und dann guckt man, ob es passt? Wie entscheidet man sich denn gemeinsam? Ich will jedenfalls nicht wieder umziehen, schon gar nicht ans andere Ende von Deutschland (von meinen Eltern aus gesehen). Was ist, wenn da mal was passiert, da kann ich nicht mehr schnell mal da sein. Und ich weiß, dass meine Eltern mich dann auch nicht mehr besuchen würden, dass ihnen der Aufwand dann zu groß wäre. Ich habe eine Bindung zu meinen Eltern irgendwie erst wiedergefunden. Mit 16 bin ich von zu Hause ausgezogen, weil es nicht mehr ging, inzwischen bin ich 27 und möchte eigentlich nicht nur eine Telefonatsbeziehung zu meinen Eltern haben. Da sagt mein Freund aber, ich sei mit ihm zusammen und nicht mit meinen Eltern. Er unterstellt mir, ich würde ihn nicht lieben, weil ich nicht mitgehen will. Aber ich will nicht immer nur das Anhängsel sein, das macht, was er sagt. Das haben wir auf Arbeit im Moment schon genug. Ich finde nicht, dass er akzeptiert, dass ich ein eigenständiges Leben habe und sich mein Leben nicht nur um ihn und seine Wünsche dreht. Meine Therapeutin nannte ihn mal egozentrisch. ;-)
Verbaue ich uns was, in dem ich nicht umziehen will? Ist das falsch? Wenn er wegen mir hier bleibt, dann wird er mir das den Rest unsers Lebens vorwerfen, dass er solche eine Chance wegen mir hat sausen lassen. Aber ich will doch, dass er das macht! Nur erst mal ohne mich.
Für Meinungen wäre ich sehr dankbar!
Viele Grüße
blupper84