Ihr Lieben,
ich brauche mal einen Rat. Folgende Situation: Mein Freund und ich (beide 35) sind seit 5 Jahren ein Paar, leben seit 4 Jahren zusammen. Vor zwei Jahren kam unsere Tochter zur Welt. Ein absolutes Wunschkind, für beide.
Unser Sexualleben war immer gut. Es war nie sehr viel, im ersten Jahr nur an den Wochenenden da wir eine Fernbeziehung hatten. Als wir zusammengelebt haben, hätte es meiner Meinung nach auch ruhig ein wenig mehr sein können. Ich denke im Durchschnitt 1x pro Woche, ein paar Wochen gar nicht, dann wieder mehrmals in der Woche. Ich habe das Thema immer mal wieder angeschnitten, war dabei auch immer respektvoll und nie vorwurfsvoll. Es gab grds. Sex nach Lust, nie nach Plan um ein Kind zu zeugen. Dazu hätte ich auch keine Lust gehabt.
In der Schwangerschaft hatte er weniger Lust, das konnte ich auch verstehen, da lief vielleicht in neun Monaten drei Mal was. Ich habe es vermisst, aber ihn nicht gedrängt. Seit der Geburt unserer Tochter allerdings ist es nach meinem Empfinden extrem wenig. Dass es in den ersten Monaten danach erstmal wieder anlaufen muss ist ja normal. Aber zwei Mal im Jahr geht für mich nicht. Ich habe so oft Versuche gestartet, aber er wollte leider nicht. Kind wird gleich wach, Kind schläft im Beistellbett (wir haben auch ein Wohnzimmer ;)), Still-Brüste sind nicht sexy, er sei zu müde, zu viel Stress, er muss morgen früh raus, ich komme zu spät von der Arbeit nach Hause (ich arbeite an zwei Tagen in der Woche und bin spätestens um 19:30 zuhause), Sommer zu heiß (dieses Jahr), er ist erkältet, hat Rückenschmerzen, zu kaputt, nicht in Stimmung. Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft ich mir eine Abfuhr geholt habe. Selbst als wir mal ein Wochenende zusammen weg waren ohne Kind wollte er nicht im Hotelbett, lieber zuhause. Zuhause lief dann auch nichts. Ich werde oft vertröstet auf den nächsten Tag, aber ich habe inzwischen auch keine Lust mehr tagtäglich zu betteln :(
Ich halte das kaum noch aus. Aus dem Bedürfnis nach Nähe und Intimität ist inzwischen ein körperliches geworden: einfach das Bedürfnis nach Sex. Ich weiß gar nicht mehr wohin mit meiner Lust. Ich habe das Thema in der Vergangenheit so oft angesprochen, inzwischen artet es in Streit und Vorwürfe aus. Auch die Frage was er sich wünscht bleibt unbeantwortet. Auf die Frage nach Stellungen, Praktiken, etc. bekomme ich immer ein „weiß nicht“. Oral, anal, Augen verbinden, Spielzeug, ..., alles uninteressant. Ich wusste irgendwann nicht mehr weiter und hab ihm gesagt, dass er mal auf mich zukommen soll, weil es verletzend ist vom Partner immer abgewiesen zu werden. Ich glaube fast das hat er gewollt. Es passierte ein Dreivierteljahr: gar nichts. Keine Zungenküsse, kein „Fummeln“, Sex erst recht nicht. Meine Laune ist natürlich oft entsprechend schlecht. Das nimmt er zum Anlass mir zu sagen, dass er natürlich keinen Bock auf eine Frau hat die ständig mies gelaunt ist. Ich kann nachts nicht mehr schlafen, weil mir das zu schaffen macht. Das weiß er auch. Eine Beratung hat er abgelehnt.
Die wenigen Male in den letzten Jahren sind für mich auch nicht befriedigend. Ich habe das Gefühl er schläft mit mir, damit „wieder Ruhe“ ist. Lust- und leidenschaftslos. Wie eine Pflicht. Ich brauche aber das Gefühl von meinem Partner wirklich körperlich begehrt zu werden. Vielleicht noch wichtig: Ich bin nach der Schwangerschaft wieder in Topform, keine Schwangerschaftsstreifen, keine Schwangerschaftskilos mehr. Also an der Optik kann es nicht liegen. Außer sein Geschmack hat sich geändert... Wenn Mann mit 35 keine Lust auf Sex allgemein hat, dann ist doch was faul?! Wenn Mann keine Lust auf die Partnerin hat, dann stimmt was in der Beziehung nicht. So sehe ich das. Beides verneint er. Ich kann das nicht glauben.
Wenn er nicht ein so toller liebevoller Vater für unser Kind wäre – wir wären definitiv nicht mehr zusammen. Aber ich kann meiner Tochter doch nicht den Papa wegnehmen.
Was tun? Habt ihr einen Rat? Oder eine Erfahrung, ob man sowas wieder hinkriegen kann?
Traurige Grüße