Hallo,
ich bin 21 Jahre alt und vor 4 Jahren bin ich mit meinem Freund (23) zusammengekommen. In meinem Leben hatte ich es nicht leicht, ich hatte im Jugendalter Depressionen und habe damals sogar an Selbstmord gedacht. Nachwirkungen spüre ich bis heute, ich bin immer noch ziemlich schüchtern und soziale Angelegenheiten fallen mir sehr schwer. Eine Freundin hat mich damals aus diesem Loch rausgeholt und wir waren 2-3 Jahre beste Freundinnen, dann habe ich meinen Freund kennengelernt. Die Anfangszeit war einfach perfekt (vielleicht bis auf das erste Date, wo ich viel zu schüchtern war). Wir waren sicher 1-1einhalb Jahre in der Verliebtheitsphase, bis wir wirklich die Makel des anderen wahrgenommen haben. Es waren die schönsten 4 Jahre meines Lebens, wir waren so glücklich miteinander, er hat sogar überlegt, mir einen Antrag zu machen (wie er mir letztens erzählt hat). Naja, seit Beginn dieses Jahres hatten wir immer wieder kleinere Streitereien und Auseinandersetzungen. Aber das hielt sich eigentlich noch in Grenzen, bis Corona kam. Wir konnten uns logischerweise nicht mehr sehen (länger als vorgesehen, da er freiwillig beim Roten Kreuz arbeitet und dort auch Corona-Tests durchführt) und hatten auch nur noch sehr wenig Kontakt. Er schrieb mir nicht mehr, dass er mich liebt und auch nicht, dass er mich vermisst. Irgendwann konfrontierte ich ihn damit und dann kam der große Knall. Er wisse nicht, ob er mich noch liebt und ob das mit uns eine Zukunft haben könne, wenn ich wegen meiner Schüchternheit mein Leben nicht eigenständig in die Hand nehmen kann. Ja, ich hab viele Fehler gemacht. Zurzeit studiere ich im 2. Semester und brauche eine Arbeit, einserseits wegen dem Geld, andererseits, um Erfahrungen zu sammeln und später Chancen am Jobmarkt zu haben. Bewerbungen etc. habe ich aber vernachlässigt, einerseit aus Zeitproblemen, ein Großteil ist aber auch aus Angst gewesen. Angst, zu versagen. Mein Freund hat mir immer gesagt, ich soll andere Studierende oder Dozenten fragen, was sie empfehlen würden. Meine Antwort war immer, dass es komisch wäre, zu fragen, da die Dozenten einer so großen Uni etwas besseres zu tun hätten, als Studenten bezüglich Jobs zu beraten und ich fast niemanden meiner Mitstudierenden wirklich kenne und Fremde darauf anzuschreiben komisch wäre. Jedenfalls war er einfach enttäuscht und hat in unserer Beziehung keine Zukunft mehr gesehen. Ich habe ihm erklärt, dass diese Zeit für mich nicht einfach war (da er sich fast nie mehr bei mir gemeldet hat und es auch sehr stressig war). Außerdem habe ich ihm erklärt, dass ich wirklich Angst hatte, dass ich noch vieles lernen müsse und dafür mehr Zeit brauche als andere. Ich habe ihm auch erklärt, dass ich mich bessern würde und das hoffentlich mit ihm. Andererseits bin ich auch schon sehr weit gekommen, ich hätte vor 4 Jahren nicht gedacht, dass ich jemals Matura machen würde oder studieren würde bzw. kann ich mich anderen Menschen auch schon weit mehr öffnen. Er weiß das alles auch, aber er weiß nicht, inwiefern es noch Sinn macht, zu warten. Ich muss dazu sagen, er hat auch einige Fehler gemacht. Seine Arbeit war ihm immer sehr wichtig und ich bin dadurch oft zu kurz gekommen, wir waren dauernd nur bei ihm zuhause und sehr oft ging er nicht zu Familienfeiern etc. mit da er zu viel zu tun hatte. Außerdem hat er mir vor ungefähr 5-6 Monaten erzählt, dass er an andere Frauen denkt und das Gefühl hat, etwas zu verpassen, obwohl er mich liebt. Das hat mich auch ziemlich zurückgeworfen. Trotzdem trage ich wohl die Hauptschuld, ich hätte einfach mein Leben besser in den Griff bekommen sollen. Wir treffen uns noch ab und zu, wir küssen uns auch und diese Nacht hatten wir sogar Sex. Es hat sich so angefühlt, als würde er mich noch lieben, mitten im Sex hat er mir sogar mit "Ich dich auch" geantwortet, als ich "Ich liebe dich so sehr" gesagt habe... Das war aber wahrscheinlich einfach so daher gesagt... Naja, ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe mittlerweile eine Arbeit gefunden und hoffe einfach, dass er mich nicht verlässt... Er ist neben meiner Familie das Beste, das in meinem Leben je passiert sind und ich will das mit uns nicht aufgeben, er ist einfach so ein besonderer und liebenswürdiger Mensch.... Ich denke nicht, dass ich für einen anderen Menschen jemals so viel empfinden könnte wie für ihn.