Ich bin mit meinem Freund knapp zwei Jahre zusammen, seit 1,5 Jahren wohnen wir zusammen.
Anfangs war alles wirklich perfekt, doch nach und nach schlichen sich gravierende Veränderungen ein.
Fangen wir an:
- Während wir in den ersten Monaten oft wild und viel knutschten, er stets nur Augen für mich hatte, änderte sich das schlagartig nach unserem Zusammenzug. Das Knutschen wurde immer weniger, ich sagte ihm, dass es mich stört. Er sagte, er muss Lust darauf haben, will nicht gezwungen werden. Seit einem Jahr küssen wir uns eigentlich nur noch beim Sex, ausgenommen der Schmatzer wenn einer die Wohnung verlässt bzw. nach Hause kommt (letzteres aber auch nicht immer)
- Da landen wir gleich beim zweiten Punkt. Das Sexleben ist absolut mau geworden. Ich habe wirklich monatelang versucht, ihn irgendwie zu verführen, aber er hatte keine Lust, Kopfschmerzen, es kam was spannendes im Fernsehen oder oder oder. In den letzten 4 Monaten hab ich es aufgegeben, den ersten Schritt zu machen, weil mich jede Abfuhr doch nur verletzt und ich meist ja vorher schon weiß, dass er wieder nicht will. Wenn er dann aber mal Lust hat und ich versuche abzublocken, wird er bockig und lässt keine Ruhe. Da der Sex so selten ist, kommt er natürlich ziemlich schnell, ich bin selten in der Zeit fertig. Dann kommt in letzter Zeit immer die Aussage, ob ich bei ihm nicht mehr kommen will. Wieder so ein Schlag, ich sag ihm ja auch, dass es da mal länger gehen müsste. Er sagt dann, dann müssten wir halt wieder öfter. Wenn ich dann sage, dass es ja nicht an mir liegt, dass wir so wenig Sex haben, sieht er es anders.
- Er lässt sich gehen. Zu Hause seh ich ihn nur in Jogginghose herumlaufen, welche auch noch Löcher hat. Die Haare macht er sich nur, wenn er die Wohnung verlässt. Während wir uns früher immer über einen Kumpel beschwert haben, der ständig pupste, so ist mein Freund inzwischen selber so. Er rülpst (früher hatte er sich da mal wenigstens entschuldigt) und pupst in meiner Gegenwart, ohne Rücksicht auf Verluste. Er weiß, dass ich das nicht gerade prickelnd finde, sein lassen kann er es trotzdem nicht. Seit bestimmt zwei Wochen hat er zu Hause den selben Pullover an. Gestern fiel ihm selber auf, dass er nach Schweiß riecht. Duschen war er aber trotzdem nicht.
- In den letzten Monaten ist er oft krank. Allerdings nicht so krank, dass er seine Kumpels nicht einladen kann, um zu zocken. Es kam mehrfach vor, dass er mich von Arbeit abholen wollte, es dann aber nicht getan hat, weil die Jungs da waren. An sich nicht schlimm, wenn er wenigstens Bescheid geben würde und ich dann nicht immer erst auf dem Parkplatz das Handy zücken müsste, um zu fragen, wo er steckt. "Zu Hause, komm erst her, dann fahren wir einkaufen, ist sonst ein Umweg" (so fahr ich 30-40 Minuten Bahn, anstatt dass er 10 Minuten Umweg zu meiner Arbeit fährt.)
- Aktuell ist er wieder krank geschrieben. Vor Weihnachten war Urlaub. Er ist nun also seit 4 Wochen durchgehend zu Hause. Und er spielt in einer Tour am PC. An sich kann er das machen, er ist eh zu Hause, aber er macht kaum noch was anderes. Früh steht er auf und sitzt bis abends vor dem Rechner. Am Wochenende so ziemlich das Gleiche. Ich habe nichts dagegen, wenn man ein paar Tage lang seine Freizeit vor PC oder Playstation verbringt, aber wenn man gar nichts anderes mehr kennt, nervt es nur noch. Wenn ich dann nach Arbeit oder am Wochenende mal an den PC möchte, wird eine Diskussion draus.
Mal schnell über die Straße gehen und ein paar Kleinigkeit kaufen, ist zu viel. "Das können wir zusammen machen, wenn du da bist."
- Er jammert über seine Figur, wie dick er sich findet (ist er an sich nicht, außer das bekannte Wohlfühlbäuchlein). Letztens hab ich ihn aber darauf aufmerksam gemacht, dass er in gewissen Shirts nicht vorteilhaft aussieht. Zumindest kurz hat der Hinweis geholfen, zumindest aß er beim nächsten Frühstück kein Nutella. Allerdings ernährt er sich auch nicht gerade gesund. Wenn ich nicht da bin, lebt er von Kellogs, Schokolade und Chips. Die Tafeln die ich anfange, wo ich nur ein paar Stücken esse, sind am nächsten Tag wenn ich von Arbeit komme, verschwunden. Wenn ich mich nicht hinstelle, und Essen koche, wird eben gar nicht gegessen bzw. wieder auf Junkfood zurückgegriffen.
- Er hat Antibiotika verschrieben bekommen. Als ich ihm erklärte, dass er ein paar Stunden davor und danach Milch meiden soll, hat er sich so lang daran gehalten, bis seine Mutter was anderes sagte. Da ihm das Medikament auf den Magen schlug, hab ich ihm gesagt, das er in die Apotheke (direkt gegenüber) gehen soll, dass es ein Mittel zur Bekömmlichkeit gibt, ich aber nicht weiß, wie es heißt. Einige Stunden später schrieb er mir dann, dass seine Mutter ihm Vitamin B12 mitgebracht hat. Wieder mal kam es mir so vor, als würde er sich von ihr bemuttern lassen. Da er nun seit zwei Monaten unter schwerem Husten leidet, der ihn (und mich dann ebenso) nachts wach hält, hab ich ihm mal den Tipp gegeben, das Rauchen sein zu lassen. Mir ist aufgefallen, dass der Husten direkt nach dem Rauchen durch kommt, aber er scheint es nicht zu bemerkten / wahr haben zu wollen. Allgemein was seine Gesundheit betrifft, fühl ich mich langsam selbst wie seine Mutter, weil ich ihm immer irgendwas sage / Ratschläge gebe. Da er die aber nicht annimmt, beiß ich mir schon oft genug auf die Zunge, weil er im Endeffekt ja alt genug ist.
- seit Monaten sagt er, er hat keine Lust mehr auf seine Arbeit. Ich hab ihm mehrfach gesagt, dass er sich dann eben was anderes suchen soll. Er könnte sogar für mehr Geld und mit besseren Arbeitszeiten in einer anderen Firma, aber in der selben Branche arbeiten. Allerdings meint er, er will nicht mehr in der Branche sein, bewirbt sich aber auch nirgendwo anders. Er sagt, er würde durch seine Firma irgendwann Burnout bekommen und wäre gern mal ein Jahr arbeitslos (er hat seit seiner Ausbildung durchgearbeitet). Als ich ihm sagte, in die andere Firma zu wechseln, um von der jetzigen erst mal weg zu kommen, bis er in eine andere Branche wechseln kann (er wartet dass eine Stelle bei seinem Kumpel frei wird, das kann aber noch ein oder zwei Jahre dauern)
Vor einigen Monaten hatten wir einen heftigen Streit mit Fast-Trennung. Als wir uns wieder versöhnt haben, sagte er, dass er einfach Angst hat, mich zu verlieren. Davon merke ich aber nichts mehr.
Als ich ihm vor einigen Wochen sagte, dass ich nicht will, dass er Kontakt zu seiner Ex hat, weil sie rumerzählt hat, zwischen ihnen wäre was gelaufen, als er schon mit mir zusammen war (unwahrscheinlich, hatten uns täglich bis in die Nacht gesehen) und ich ihm sagte, dass es für mich nicht leicht ist, solche Sachen zu hören und ich mir wünschen würde, er würde mir, so wie früher zeigen, dass ich ihm wichtig bin und er ja, angeblich, mit mir alt werden will, ich das aber nicht merke. Darauf sagte er, dass ich ihm lieber mal zeigen soll, dass ich ihn unterstütze.
Ich weiß, das war viel und wahrscheinlich auch etwas wirr. Ich weiß aber einfach nicht mehr, was ich tun soll. Er macht mich teilweise so wahnsinnig, aber im Endeffekt liebe ich ihn ja auch, sonst wäre ich ja schon längst gegangen.
Aber es tat gut, sich das mal alles von der Seele zu schreiben.