an0N_1232314199zEs ist doch...
...so: Oft gibt es in einer Beziehung einen, der vermeintlich mehr liebt bzw. seine Gefühle deutlicher zeigt, und einen, der "weniger" liebt bzw. seine Gefühle weniger deutlich bis sogar gar nicht zeigt.
Bei demjenigen, der "mehr" liebt, entsteht der Eindruck, der andere liebe ihn nicht genug, weil er seine Gefühle nicht auf dieselbe Art und Weise wie er selbst zeigt. Im Unterbewusstsein entsteht dann der Druck: Aber das kann doch nicht sein, wenn er mich genauso liebt wie ich ihn, dann MUSS er doch das Bedürfnis haben, es mir auch so zu zeigen, wie ich es ihm zeige!
Also richtet sich die Aufmerksamkeit desjenigen, der "mehr" bzw. deutlich sichtbar liebt, auf die Taten des Partners: Was macht er? Macht er was für mich? Wie macht er es? Macht er vor allem genug für mich?
An der Masse der Dinge, die der Partner tut, wird dann abgelesen, ob er den "mehr" liebenden Partner endlich auch genauso viel liebt. Man versteht nicht, dass der Partner evtl. anders tickt, man kann nicht glauben, dass es Menschen gibt, die auch lieben können, ohne dass sie sich ständig was für den Partner ausdenken müssen. Der offensiver liebende Partner hält sein eigenes Tun für das Maß der Liebe - wird das nicht erfüllt vom Partner, dann heißt das erst mal, er muss seinen Maßstab ändern und dem Partner anpassen - und wenn er das nicht tut, dann liebt er einen eben nicht.
Der scheinbar "weniger" liebende Partner gerät so in Zugzwang: zuerst wird er versuchen, die Wünsche zu erfüllen, schafft er das nicht und reagiert die Partnerin darauf mit Vorwürfen, fallen Sätze wie: Ich soll Dir geben, nur weil Du mir jetzt gegeben hast! Letztendlich reagieren beide gereizt und unverstanden, die Partnerin wird sich evtl. noch mehr ins Zeug legen, um zu zeigen, was sie meint, der Partner wird sich noch mehr zurückziehen, weil er genervt ist und keine Lust hat, in dieser Situation was zu tun.
Alles, was die Partnerin tut, kommt bei ihm jetzt als Drängelei und Einengen an, auch wenn es von ihr nicht so gemeint ist. Alles, was er jetzt - nicht - tut, kommt der Partnerin wie eine Absage an die Beziehung vor.
Einen Weg aus der Geschichte gibt es nur, wenn man anfängt, Liebesbeweise nicht als Muss zu sehen und als eine Sache, die man einfordern kann (nach dem Motto: "Wenn ich ein Candlelight-Dinner vorbereite, musst Du mir nächste Woche überraschenderweise einen Liebesbrief schreiben, ansonsten weiß ich, dass Du mich nicht wirklich liebst"). In einer Beziehung sollte niemand etwas beweisen müssen.
Wenn Du das geschnallt hast, wirst Du auch wieder viel lockerer mit Deinem Partner umgehen können. Er wird das merken und kann auch wieder ein Stück auf Dich zugehen, weil Du eben nicht mehr ständig sein Verhalten mit Argusaugen überwachst und nicht alles gleich auf die Goldwaage legst, was er tut - oder nicht tut.
LG