Hallo ihr Lieben,
ich würde mich über hilfreiche Ratschläge und Meinungen freuen.
Folgende Situation: Mein Freund und ich sind fast 5 Jahre zusammen, eigentlich glücklich. Wir wollen zusammen alt werden. Er ist der Richtige für mich.
Doch vor ca. 3,5 Jahren habe ich einen Brief am PC gefunden, den er seiner Ex geschrieben hat, als wir erst ca. 3-6 Monate zusammen waren.
In dem Brief schreibt er, dass er sie vermisst, sie bewundert, sich selbst verabscheut für das, was er ihr angetan hat. Dass er sehr oft an sie denkt und so viel Wärme für sie empfindet, dass er ihr Leben mit Ehrfurcht betrachtet, sie ihm viele Dinge bietet, die ihm zu oft fehlen und und und. Es stehen noch sehr viel mehr Sachen in dem Brief, die aber alle in diese Richtung gehen.
Zeitgleich hatte er damals ein Brief an einen guten Freund geschickt, in dem er über sie und mich und so schreibt. Die Zeit mit mir wäre zwar oft angenehm, aber auch oft einengend und er wäre sich nicht sicher, ob er überhaupt noch (nach seiner Ex) zu großen Gefühlen fähig ist, ob er mich wirklich liebt. Dann berichtet er von einem Treffen mit seiner Ex, bei dem er von ihr absolut verzaubert gewesen sei. Dieses Treffen, schrieb er, hätte ihm gezeigt, dass er doch nicht "gefühlsamputiert" sei (wie er manchmal mit mir das Gefühl hätte).
Nun gut, die Briefe habe ich ca. 1 bis 1,5 Jahre nach dem Verfassen und Absenden gefunden und meinen Freund damit konfrontiert. Unsere Beziehung war inzwischen gefestigt und wundervoll. Er hat sehr um mich gekämpft und gefleht, dass ich ihn wegen dieser Sache nicht verlasse. Das alles täte ihm unglaublich leid und er hätte einen Riesenfehler gemacht. Um ein wenig "Ausgleich" herzustellen, hat er seiner Ex und dem Kumpel jeweils einen Brief geschrieben, in dem er jeweils Dinge "richtig stellt", sich für sein Verhalten mir gegenüber entschuldigt.
Wir hatten nach diesen Briefen eine sehr schlimme Zeit, die Beziehung stand sehr auf der Kippe. Und obwohl ich noch niemals so sehr enttäuscht worden bin, habe ich ihn doch geliebt und wollte ihm verzeihen. Im Großen und Ganzen habe ich das auch, aber in regelmäßigen Abständen kommt das alles wieder hoch. Inzwischen haben wir eine gemeinsame Wohnung, leben sehr gut miteinander. Doch ich kann das Ganze einfach nicht überwinden. Wenn ich heute daran denke, haut es mich immer noch um wie beim ersten Mal. Ich hätte ihm das alles damals nicht zugetraut und frage mich auch heute noch, wie er zu einem solchen Hintergehen fähig sein konnte. Es ist wohl immer ein Rest Misstrauen übrig geblieben, das ich einfach nicht wegkriege. In den Momenten, in denen ich wieder an das alles denken muss, empfinde ich solche Schmerzen und hasse ihn so sehr dafür, dass er meine Gefühle derart missbraucht hat.
Darüber hinaus hat mir dieser Vorfall nicht nur einen bedeutsamen Teil meines "Urvertrauens" geraubt, sondern nagt auch immer noch an meinem Selbstwertgefühl. Ich schaffe es einfach nicht, darüber hinwegzukommen.
Wenn das Thema heute auf den Tisch kommt, dann ist mein Freund nur noch genervt. Ich gebe zu, dass es uns schon viel zu lange begleitet und wir viel zu häufig bis aufs Blut darüber gestritten haben. Ich weiß, dass sich die Dinge nicht ändern, was geschehen ist, ist geschehen. Ich habe ihm grundsätzlich verziehen, dass er "Mist gebaut" hat, dass er diese Briefe geschrieben hat. Aber ich komme nicht über die Inhalte hinweg.
Ich weiß wirklich nicht, wie ich das dauerhaft in den Griff kriegen kann. Kann man das überhaupt? Oder werde ich es ewig versuchen - ohne Erfolgsaussichten? Manchmal denke ich, jemand, der mir soetwas angetan hat, kann nicht der Richtige für mich sein. Auf der anderen Seite können sich Menschen entwickeln, Fehler machen und diese bereuen - und aus ihren Fehlern lernen. Ich denke schon, dass er heute nicht mehr zu einem solchen Verhalten imstande wäre. Allerdings dachte ich das damals auch...
Habt lieben Dank durchs Durchkämpfen durch den Text. Ich wäre sehr froh über Antworten.
Danke! C.