Hallo, ich habe folgendes Problem und drehe mich mittlerweile total im Kreis:
Seit sieben Jahren habe ich einen besten Freund/Kumpel, mit dem sexuell nie etwas gelaufen ist. Wir fühlen uns einander sehr verbunden, quasi wie eine Art Seelenverwandschaft, können uns alles erzählen und haben die gleichen Ansichten und Interessen. Er hätte sich immer eine Beziehung mit mir vorstellen können/gewünscht. Aber ich habe nur freundschaftliche "Liebe" zu ihm empfunden.
Vor fünf Jahren lernte ich einen deutlich älteren Mann kennen und verliebte mich Hals über Kopf in ihn. Nach und nach kam dann jedoch heraus, dass er nicht ehrlich war, nicht mit offenen Karten spielte und eigentlich noch viel enger mit seiner Ex-Frau verbunden war, als er mir gesagt hatte. Im Laufe der letzten Jahre sind viele Verletzungen und Lügen im Spiel gewesen, doch ich hab an ihm geklammert als wäre ich ein Stück weit abhängig. Ich hab ihn wirklich geliebt und wenn er bei mir war, stimmte es im Bett immer (bis heute) 100%ig und er gab mir die Schulter zum Anlehnen, die ich mir so wünsche. Aber immer wieder kam es zwischendurch zu Streit, weil ich mich nicht auf ihn verlassen kann und er große Versprechen macht, die er nicht hält.
Ich habe mich dann im März endgültig von ihm lösen wollen und bin extra weggezogen, habe meinen Job gewechselt. Ich hätte auch meine Nummer wechseln sollen, doch ich hatte/habe noch so starke Gefühle für ihn, dass ich mir nicht vorstellen konnte den Kontakt komplett abzuschneiden.
Er drängte und ließ nicht locker, er könne ohne mich nicht mehr leben, wolle mich zurück. Swit Mai treffen wir uns wieder.
Er lebt mittlerweile in einer eigenen Wohnung in der anderen Stadt (1, 5 Stunden von mir) von seiner Frau getrennt. Angeblich läuft die Scheidung (ich schreibe angeblich, weil ich dafür keinerlei Beweise habe und auch keinen Einblick, wie und wie oft der Kontakt zu seiner Frau besteht).
Im Juli wollte ich eine Entscheidung von ihm und meinte, dass wir nun endlich Nägel mit Köpfen machen sollten oder endgültig den Kontakt abbrechen. Ich bin mittlerweile 30 Jahre alt, habe seit langem den Wunsch nach einer richtigen, festen Beziehung und Familiengründung. Er weiß das. Er meinte dann, er kann Mitte September bei mir einziehen. Bis dahin müsse er alles regeln und den Auszug planen (arbeiten kann er von zu Hause aus, auch wenn er in eine andere Stadt zieht). Ich wartete also weitere Wochen. In der Zwischenzeit drängte ich auf eine Art Sicherheit, denn ich hatte Angst dass ich nun wieder meine Lebenszeit mit Warten verbringe und er dann schließlich kurz vorm Umzug sein Versprechen wieder nicht hält.
So kam es, dass er mir vor drei Wochen einen grottigen Heiratsantrag machte, bzw. im Restaurant Verlobungsringe auf den Tisch stellte (die ich nichtmal schön fand) und meinte, ich solle mir den Ring mal anstecken ob er passt, ich wisse ja was das bedeuten solle. Dummerweise sagte ich ja. Ich sehne mich einfach so unendlich nach einer festen Bindung und dass ich mein Leben endlich so führen kann, wie ich es mir immer gewünscht habe.
Ich hatte aber kein gutes Gefühl dabei.
Letztlich kam das Datum des Einzuges dann letztes Wochenende und er kam nur mit einem kleinen Köfferchen und sagte Sonntag schon, dass er Montag bis Mittwoch wieder wegfahren würde in seine Heimatstadt um dort nach seiner kranken Oma zu sehen und weitere Sachen zu regeln.
Ich bin tief enttäuscht, weil er seine Chancen bei mir immer wieder so mit Füßen tritt. Ich denke immer wieder darüber nach, dass ich mit meinem besten Kumpel viel mehr auf einer Wellenlänge bin als mit J. Ich mich von ihm einfach verstanden fühle. Ich sein Leben und seine Familie kenne. (Von J. kenne ich nach fünf Jahren noch kein einziges Familienmitglied, dabei hat er sogar Kinder).
Ich habe aber tierische Angst, wieder ganz alleine zu sein! Ich habe eine schöne Wohnung, einen guten Job, bei mir läuft im Leben alles, außer die beziehungstechnische Seite. Das heißt meine gefühlte Abhängigkeit zu einem Partner, ist rein emotional, nicht finanziell oder so.
Ich spüre eigentlich im Bauch, dass ich den J. endlich loswerden muss. Es fällt mir trotzdem sehr schwer :( ich muss mir immer wieder sagen, dass er bei mir genug Chancen hatte.
Aber andererseits frage ich mich, ob ich nicht alleine noch unglücklicher wäre. Es fühlt sich wirklich so an, als wäre ich lieber in einer unglücklichen Beziehung als in gar keiner!
Zudem frage ich mich ständig, ob ich meinem besten Freund nicht doch einmal eine Chance geben sollte. Oder ob ich mich nach ihm gerade nur so sehne, um überhaupt einen Mann zu haben.
Er hat die selben Wünsche wie ich nach einer Familie und Kindern. Er ist vernünftiger als der J., kann besser mit Geld umgehen, hat einen tollen Humor :).
Jetzt wo ich dies alles geschrieben habe, wird es mir selber schon bewusster in welche Richtung es geht. Trotzdem wäre es schön, noch einmal einen Blick von Außenstehenden auf meine Situation zu hören.
Wahrscheinlich sollte ich den J. verlassen und dann sehen, ob sich von alleine doch etwas zwischen mir und meinem besten Freund entwickelt. Es ungezwungen angehen.... Nur ungezwungen ist so schwer, wenn man so starke Bedürfnisse nach Beziehung etc. hat wie ich. (Ich war deswegen auch schon in therapeutischer Behandlung über ein Jahr lang. Ich hab immer versucht Auswege oder Lösungenzu finden. Die Therapeutin meinte aber auch immer nur, dass der J. das Problem habe und nicht ich-half mir letztlich auch nicht weiter).
Danke für eure Meinung im Voraus!