Hallo,
ich habe seit längerer Zeit ein schwerwiegendes Problem.
In Kurzform:
Ich bin mit meinem Freund, jetzt Mann, das 12. Jahr zusammen. Nach außen, selbst für uns selbst, waren wir eigentlich lange das Traumpaar schlechthin. Er ist eine Art von Mann, die sich viele wünschen würden, auch nach so langer Zeit noch aufmerksam, zeigt seine Liebe, ist lustig, etc. Ich habe immer wieder mal einen Anflug von Gefühlen für andere Männer gehabt, aber habe es nie verfolgt. Im 6. Jahr habe ich mich sehr heftig in einen anderen verliebt. Ich wußte aber, daß es mit uns nicht gutgehen würde. Ich habe meinem Mann nie mit ihm betrogen, außer vielleicht gedanklich. Meinem Mann habe ich aber davon erzählt. Wir haben an uns geglaubt und uns wieder zusammengerauft. Als wir die Sache überstanden haben, habe ich ihn gefragt, ob wir heiraten. Vor drei Jahren haben wir geheiratet. Kinder haben wir keine. Wir haben dann ein Haus gebaut, was mit viel Sreß verbunden war.
Kurz nach dem Einzug habe ich mich in einen Kollegen verliebt. Ich habe vier Jahre sehr eng mit ihm zusammengearbeitet, es war nie etwas. Auf einmal waren wir beide schwer verliebt. Es war nicht zu bremsen. Ich habe meinen Mann betrogen, es ihm aber kurz danach erzählt. Der Kollege hat sich sofort von seiner Frau getrennt, egal, wie ich mich entscheide. Das war letztes Jahr im April. Ich bin dann mal ausgezogen, dann wieder zurück zu meinem Mann, wieder weg, wieder zurück. Ich konnte aber meinen Kollegen nicht aufgeben. Er mich auch nicht. Im November habe ich meinen Mann verlassen, mir ein Zimmer genommen, bin aber immer mehr bei meinem Kollegen.
Das Schwierige ist: ich liebe meinen Mann noch, aber den Kollegen liebe ich mehr (denke ich zumindest bzw. passen wir besser zusammen), ich will eigentlich nicht mehr zurück zu meinem Mann. Die Hauptgründe sehe ich darin, daß mein Mann und ich quasi keinen Sex mehr hatten, und wir bei vielen Aktivitäten nicht zusammenfanden. Er schaut viel Filme an, spielt Computer, schaut Fußball und Formel Eins. Ich laufe für Halbmarathons, mache Inline Skating, mache viel Sport, was ihn nicht interessiert. Auf einmal habe ich einen gefunden, der diese Interessen mit mir teilt, und der die vielen positiven Eigenschaften meines Mannes zum Großteil auch hat.
Meine Entscheidung ist eigentlich gefallen. Aber mein Mann liebt mich nach einem Jahr immer noch, bittet mich nach wie vor immer wieder zurückzukommen, wenn doch noch Gefühle da sind. Meine Familie wendet sich von mir ab, kann meine Entscheidung nicht akzeptieren. Ich bin hin- und hergerissen, werde schon depressiv, weil ich mit dem Ganzen nicht zurechtkomme, weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll. Der Preis für den neuen Mann ist hoch - Familie, Haus, mein Mann. Aber ich kann doch nicht zu meinem Mann zurückgehen, wenn ich es nicht mit ganzem Herzen tue? Das hat doch keine Chance. Aber haben der neue Mann und ich eine Chance, wenn um uns rum mit Familie etc. so ein großer Scherbenhaufen ist? Werde ich die Schuld gegenüber meinem Mann je verarbeiten können? Er durchschreitet die Hölle und ich bin schuld.
Ich habe Angst, daß der neue Mann und ich daran zerbrechen. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, wie ich positiv in die Zukunft blicken soll? Der Neue und ich haben ab Juni eine Wohnung angemietet. Das Haus wollen mein Mann und ich vermieten. Aber in Wirklichkeit hofft mein Mann immer noch, daß ich wiederkomme. Ich fühle mich so hin- und hergerissen, kann nichts mit vollem Herzen entscheiden, weil ich immer denke, ich mache den größten Fehler. Kaum habe ich die Unterschrift unter den Mietvertrag gesetzt, habe ich höllische Angst vor dem Schritt, der dann wieder ein Schritt mehr in die Endgültigkeit ist ohne Zurück. Eigentlich will ich ja nicht zurück, aber ich kann einfach nicht damit umgehen, wie schlimm es meinem Mann geht (der mir schon immer noch wichtig ist und dem ich ja eigentlich nicht so weh tun will) und wie meine Familie gegen mich ist, mit denen ich die letzte Zeit ein tolles Verhältnis hatte. Kann sich das wieder bessern? Setze ich zuviel aufs Spiel? Kann ich den Preis wirklich bezahlen?
Mache ich mir was vor, bin geblendet und will eigentlich doch bei meinem Mann bleiben? Wenn ich mit dem Neuen zusammen bin, ist es sehr schön, meine Freunde nehmen ihn an, wir haben viele gemeinsame Pläne. Ich vermisse auch meinen Mann nicht sehr. Aber natürlich holt uns immer wieder ein, wie schwierig es ist, damit umzugehen, daß man die einst liebsten Menschen verletzt und im Stich läßt und das Verhältnis mit dem Rest der Familie so darunter leidet.
Hat jemand eine ähnliche Geschichte, möchte mit mir vielleicht seine Erfahrungen teilen oder einfach seine Meinung loswerden? Ich würde mich freuen, vielleicht kommt ja wieder ein Denkanstoß dazu.
Gruß, frankfort