Ich, 27, habe seit mehreren Monaten einen neuen Freund. In den ersten Wochen allerdings hatten wir doch schon erhebliche Probleme. Ich bin nämlich seit vielen Jahren, seit meiner Schulzeit sehr eng mit meiner besten Freundin. Wir verstehen uns blind, erzählen uns alles, lachen viel und verbringen viel Zeit miteinander. Meine Freundin sitzt im Rollstuhl, und so helfe ich ihr bei vielen Dingen im Alltag. Mein Freund reagierte zunächst ziemlich eifersüchtig, und das nicht so ganz ohne Grund, er musste manches Zusammensein, manche Party überstehen, in der er zuweilen das "Opfer" unserer Späße und Neckereien war. Ich gebe zu, dass wir es tatsächlich anfangs übertrieben haben. Irgendwann vor ein paar Wochen hat mein Freund mir dann gesagt, wie verletzt er sich hierdurch gefühlt hat. Das wollte ich natürlich nicht und habe versucht, mein Verhalten ihm gegenüber zu ändern, wenn wir zu dritt oder zu mehreren waren. Meine Freundin habe ich auch gebeten, meinen Freund mehr zu schonen. Das Scharmützel zwischen meinem Freund und meiner Freundin setzte sich nämlich noch eine Weile fort. Auch mein Freund konnte nämlich austeilen und tat das auch, wenn er glaubte, sich wehren zu müssen.
Die Situation eskalierte trotzdem noch einmal, als etwa Anfang Dezember meiner Freundin bei einem Zusammensein mit Freundin in ihrer Wohnung irgendeine Bemerkung `rausrutschte, worauf mein Freund ziemlich sarkastisch und mit einer Anspielung auf die Behinderung meiner Freundin erwiderte. Meine Freundin bebte sichtlich vor Wut, sie sagte meinem Freund, sie müsse mit ihm nebenan etwas klären. Ich ließ die beiden machen und hoffte, dass sie das Gewitter endlich würden bereinigen können. Das Gespräch der zwei muss bald eine Stunde gedauert haben. Man konnte hören, wie es zuweilen laut zwischen ihnen wurde. Am Ende kamen beide wieder ins Wohnzimmer und sagten, es sei nun alles klar, sie hätten sich vertragen.
Mein eigentliches Problem begann erst dann: In der Folgezeit redeten beide kaum miteinander. Aber auch mir gelang es so gut wie nicht mehr, zu meiner Freundin vorzudringen, sie war ernst, verschlossen und auf einmal mir gegenüber abweisend. Wenn wir miteinander und mit anderen zusammen waren, saß sie schweigsam daneben. Mir fiel auf, dass sie immer wieder verstohlen meinen Freund musterte. Ich kann das überhaupt nicht einordnen. Dieses Wochenende nun waren wir zusammen bei meinen Eltern. Wir saßen mit mehreren Freunden in einer großen Runde auf dem Boden, meine Freundin neben meinem Freund in ihrem Rollstuhl. Bei einer Gelegenheit strich mein Freund mit der Hand über den Unterschenkel meiner Freundin und fragte, ob sie das spüren könne. Ich fand die Geste sehr übergriffig und völlig unangemessen und wollte meinen Freund gerade zurechtweisen. Normalerweise – ich kenne meine Freundin – hätte sie so etwas nicht geduldet, sondern den Betreffenden verbal einen Kopf kürzer gemacht oder sogar geohrfeigt. Als ich wahrnahm, dass sie bloß antwortete, nein, sie könne das nicht fühlen, und dann auch noch meinem Freund über die Kopfhaut fuhr und fragte, ob er denn das spüren könne, blieb mir die Spucke weg. Das war wie ein Streicheln! Zu Hause habe ich meinen Freund zur Rede gestellt. Er meinte nur, da wäre nichts, er sei nur froh, dass jetzt endlich Waffenstillstand herrsche. Für mich scheint da aber mehr als das zu sein.
Was soll ich jetzt machen? Meine Freundin darauf ansprechen? Vielleicht ist ja wirklich nichts los, aber ich bin trotzdem sehr verletzt. Ich habe in den letzten Jahren so viel für sie getan und nun das! Bitte helft mir!