Warum ich hier nun sitze und darüber nachdenke, ob er der Richtige ist, den ich im Internet kennen gelernt habe...man weiß es nicht. Als wenn ich so beschissen aussehen würde...könnte man denken. So ist es aber nicht.
Angebote wären da, aber nicht der Typ, den ich suche. Wieso meine ich dann ihn im Internet zu finden. Mir den Stress und die Kosten von Fahrten anzutun, um ihn, den Traummann zu finden?
Vielleicht ist es leichter sich zu zeigen (oder auch zu verstellen) im Internet, um mit jemandem intim zu werden, sich sogar zu verlieben, vielleicht hat man aber auch mehr Zeit einander zu entdecken, zusammen zu lachen, zu wissen, wie der andere ist, um heraus zu finden, ob man zueinander passt. Vielleicht auch ein wenig von beidem.
Vielleicht habe ich aber auch Angst. Angst vor Enttäuschungen in der Realität. Das Internet bietet Schutz. In gewisser Weise (auch wenn es widersprüchlich zu allem ist, was man sonst über das Internet hört). Eine Distanz, die wir selbst bestimmen, die wir kontrollieren können, die uns davor bewahrt all zu schnell Fehler zu begehen, in etwas rein zu rutschen oder verletzt zu werden.
Die Erfahrungen sind anders. Einer entpuppt sich als Psycho, ein anderer ist verheiratet, der nächste ein guter Lügner. Aber wer sagt mir, dass auf den Kerl im Café, der mich so nett anlächelt, nicht eine Frau zu Hause wartet oder der Typ in der Bar mich nicht nur ins Bett kriegen will, wenn er mir das blaue vom Himmel erzählt?
So wird weiter gemacht, ob nun bewusst oder unbewusst. Es kann nicht so schlimm sein, wenn ich immer wieder online gehe. Eigentlich suche ich nicht. Es passiert einfach und wie kann man sich davor schützen, dass es passiert und was habe ich davon es nicht auszunutzen?
Wie kann ich wissen, ob ich nicht eine große Chance verpasse, wenn ich jemandem im Internet absage, weil ich ihn im Internet kennen gelernt habe.
Wieso sollte es nach vier Jahren Gesprächen mit dieser Person anders sein, wenn man sich live trifft? Ich kann es nicht wissen, wenn ich es nicht tue. So mein Standpunkt. Es wird noch ein wenig dauern bis ich ihn treffe und da nun dieser einer Schritt getan wird, werde ich nervös und habe doch wieder Angst, dass etwas schief geht. Die Distanz sinkt, die Angst steigt und so versuche ich die Zeit rum zu kriegen. Natürlich mit ihm. Jeden Abend. Ob ich so eine Chance verpasse jemanden im Reallife kennen zu lernen? Möglich, aber nicht wichtig. Ich mag ihn. Denke an ihn. Da kann auch Mr. Perfect vor mir stehen, ich werde ja doch nur ihn im Kopf haben.
Vier Monate noch. Ich hoffe sie gehen schnell vorbei.