an0N_1213134199zGuten Morgen,
ich bin mit Dir völlig eins, wenn es um die These geht, dass jede Krankheit seine psychische Ursachen hat. Allerdings ist das ein sehr spezielles Feld, dass sehr behutsam angegangen werden muss. Wenn man den Krankheiten nachgeht, so können sich da *Abgründe* auftun, die unvohersehbare Dinge zum Vorschein bringen können, deren Behebung einen unglaublichen Willen und immense Kraft erfordert.
Ich denke, dass es nicht nur ein *Segen*, sondern zu unglaublichen Zereissprobe im einer Beziehung werden kann, wenn man diesen Dingen auf den Grund gehen möchte. Das ist ohne fachliche Hilfe überhaupt nicht machbar und erfordert eine jahrelange therapeutische Hilfe.
Ich war *unfruchtbar* und habe Jahrelang durch diesen Umstand gelitten, habe mehrere Operationen und Hormontherapien hinter mir gehabt. Dazu hatte ich einen Partner dessen Kinderwunsch so immens war und immer nur seine *Position* sah, mich hingegen überhaupt nicht wahrnahm.
Irgendwann hatte ich Beklemmungen, wenn ich einen Kinderwagen sah. Der psychischen Belastung hielt ich nicht mehr stand. Eines Tages platze mir der Kragen und warf den Gedanken an ein Kind völlig über Bord, sagte sämtliche Termine ab und lebte MEIN Leben. Meinem Partner habe ich das auch vermittelt, dass ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen *kann* und nachdem sich alles wieder eingespielt hatte, wurde ich plötzlich schwanger. Und sogar das 2.mal kurz nach der Geburt meiner Tochter.
Vor einigen Jahren war ich soweit und habe die *Konfrontation mit mir selber* gesucht. Ich analysierte alles im Selbststudium und weiß, dass meine *ungewollte Kinderlosigkeit* etwas mit meiner Herkunft zu tun hatte. Dieses habe ich auf verschiedenen Wegen herausgefunden. Aber es war nicht nur das ersehnte AHA-Erlebnis, sondern es war als allererstes eine derartige Belastung, sodas es mich so aus der Bahn geworfen hat, weil ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Gottseidank hatte ich damals eine sehr gute Therapeutin, die mich so aufgefangen hat, dass ich mein Leben wieder in den Griff bekam.
All das führte dazu, dass ich und mein Partner keine Ebene mehr hatten und wir uns vor einiger Zeit getrennt haben.
Weißt du, das was dir vorschwebt, ist sicherlich *legitim* aber die Folgen sind nicht kalkulierbar und einige haben es bedauert, dass sie so tief *gegraben* haben.
Ich habe es im nachhinein nicht bedauert, weil ich es für mich so entschieden habe. Aber ich wüsste nicht, wie ich reagiert hätte, wenn mich ein Partner dazu gedrängt hätte.
Du bist der Meinung, dass du weißt, was für euch richtig ist. Vielleicht ist es richtig, dass du weißt, was für dich richtig ist. Aber du kannst es gar wissen, was für ihn richtig ist, weil du nicht in seiner Haut steckst und weil du ihm nicht in seinen Kopf schauen kannst.
Eine Entscheidung zu treffen, die euch beide betrifft, kann nur dann getroffen werden, wenn beide es wollen. Wenn du jedoch alleine bestimmst, was für euch richtig ist, so entmündigst du deinen Partner und setzt in auf die Stufe eines *hilfsbedürftigen* Menschen. Und das wird er sicher nicht sein. Du hast einfach kein Recht darauf, anderen so in dessen Leben und Persönlichkeit einzugreifen und das musst du akzeptieren. Man kann und darf andere nicht in etwas hineinzwängen. Jeder hat seinen persönlichen Zeitpunkt in der er Dinge klärt, die für ihn wichtig sind.
Wer weiß, ob du mit den Dingen zurecht kommen wirst, die da zum Vorscheim kommen werden.Du kannst nur für dich selber ergründen, warum du so einen starken Kinderwunsch hast. Warum er keine zeugen kann, ist sein Päckchen, dass du nicht zu tragen hast.
Vielleicht ist es aber auch wirklich so, dass das Schicksal es so eingerichtet hat, dass ihr beide kein gemeinsames Kind haben sollt.
Grüße
Die Sichtweise