Ich habe vor über 2 Jahren eine ganz liebe Frau kennen gelernt. Wir haben beide dieselbe Krankheit: chronische Borreliose, und das beide schon über 10 Jahre. Wir haben beide keine Arbeit und kommen auch wenig raus, abgesehen von unseren vielen Arzt-Terminen. Ich bin 36, sie ist 3 Jahre jünger als ich.
Wir haben uns in einem Internet-Forum kennengelernt. Erstmal haben wir uns ein halbes Jahr lang geschrieben, und das sehr intensiv. So intensiv, dass sie dann unbedingt telefonieren wollte. Ich war etwas gehemmt, habe dann aber nach ein paar Tagen ganz deutlich zugestimmt. Dann musste sie leider erstmal ins Krankenhaus, und seitdem läuft ein für mich extrem verwirrendes Spiel zwischen Nähe und Distanz.
Obwohl der Wunsch ausdrücklich von ihr ausging, dauerte es dann noch volle 2 Monate bis zu unserem ersten Telefon-Gespräch. Das war sehr intensiv (1,5 h auf dem Handy), so dass ich dachte: oh, wie schön, wir können auf jeden Fall gute Freunde werden. Sie schlug dann auch von ihr aus vor, dass wir freundschaftlich füreinander da sind, auch wegen unserer Krankheit (aber längst nicht nur!!). Ich fand das ganz wunderbar!
Leider ging das Spiel um Nähe und Distanz so weiter. Erstmal ist sie überhaupt NIE direkt telefonisch zu erreichen: alles läuft über AB, SMS, eMail. Und sie antwortet nur, wenn sie will. Bis zu unserem zweiten Telefonat vergingen dann locker 3 Monate. (!) Das war dann auch sehr nett und intensiv und danach haben wir auch öfter telefoniert.
Manchmal, ganz selten, meldet sie sich auch von sich aus. Ich kann ihr aber nicht egal sein, denn sie hat ALLES im Kopf, was ich ihr jemals über mich gesagt habe. Ganz ernsthaft! Außerdem ist sie wirklich immer da gewesen, wenn ich sie wirklich brauchte.
Nun wollte ich sie im Oktober letzten Jahres endlich besuchen. Es ist nicht so weit (2 Stunden mit dem Zug), und es war eigentlich seit über 1 Jahr geplant. Obwohl sie zunächst zusagte, ging das dann plötzlich gar nicht mehr. Da wurde mir klar, wieviel sie mir schon bedeutet und dass ich anfange, mehr als Freundschaft für sie zu empfinden. Ich musste es ihr dann auch sagen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Sie war "total überrascht" und hatte sofort alle möglichen Gründe parat, warum das nicht geht. Obwohl man dazu sagen muss, dass sie verzweifelt eine Beziehung sucht, auch schon einige hatte, und sich auch sonst ab und zu mit Männern trifft. Sie verliebt sich aber immer in "die Falschen" .... Ach ja: und eine andere Beziehung hat sie mit 99% Sicherheit nicht zur Zeit.
Dann wollte ich natürlich mit ihr reden, um zu klären, was da eigentlich los ist bei uns. Sie ist aber nicht bereit, IRGENDEINE Aussage zu treffen zu unserer Beziehung. Ich habe ihr 1.000 Dinge gesagt und geschrieben: dass ich mich ihr sehr verbunden fühle, weil sie mir schon so sehr geholfen hat, dass ich sie nie vergessen werde, dass sie für mich etwas ganz besonderes ist, dann habe ich auf meine Visitenkarte geschrieben ".... immer für Dich da". Und zu all diesen Dingen sagt sie: NICHTS.
Das Schlimmst ist und bleibt für mich aber, dass ich sie immer wieder frage, wie es ihr geht und oft auch darauf tagelang keine Antwort kriege. Und sie hat schon Sachen, wo man Angst kriegt: Lungenentzündung, Herzrhythmusstörungen, ins Krankenhaus rein und raus. Trotzdem sagt sie mir nur bescheid, wenn sie will .... Ach ja: und dann, wenn sie sich meldet, tut sie immer so, als wäre NICHTS gewesen. ("Ach, Du hast Dir Sorgen gemacht?? Ach, Du willst mich besuchen??") Dabei war sie so lieb und einfühlsam wie NIEMAND, so wie ich sie kennen gelernt habe .... Und unsere Freundschaft wäre EIGENTLICH so eng, dass ich sie auch besuchen könnte, wenn es ihr schlecht geht. Ich habe ihr das auch gesagt, dass es mir EGAL ist, wie es ihr geht, wenn ich zu ihr komme. Dass ich sie einfach nur sehen will und ihr helfen, ja: dass ich alles für sie tun würde.
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass SIE die totale Kontrolle darüber haben will, wie intensiv unsere Bindung wird. Offensichtlich ist alles klare, was ich zu ihr über uns sage, für sie eine Belastung. Selbst die Tatsache, dass ich mir Sorgen mache, scheinbar ....
Jetzt frage ich mich: ist das ein Fall von Bindungsangst? Mir scheint es ganz so, denn egal kann ich ihr nicht sein (ich meine jetzt zunächst freundschaftlich). Wenn es Bindungsangst ist, was kann ich dann tun?? Ich habe ihr 1.000 mal gesagt, dass sie sagen soll, was sie denkt, aber sie macht den Mund nicht auf.
Danke an alle, die das lesen! Sorry, es ging nicht wirklich kürzer .... ;)
Viele Grüße,
Guido