Hallo in die Runde,
ich brauche einen Rat.
Mein Mann (40) und ich (35) sind seit 11 Jahren verheiratet. Wir leben zusammen in einem Haus in der Nähe von Wien. Es war immer schon so geplant, dass wir in das große Haus meiner Eltern ziehen, wenn diese mal Betreuung brauchen. Das Haus ist ein Zweifamilienhaus mit getrennten Wohneinheiten, lediglich der Eingangsbereich ist gemeinsam zu nutzen, ebenso der Keller und der Garten.
Nun ist mein Vater verstorben und meine Mutter lebt alleine in diesem Haus. Sie ist zwar noch sehr rüstig und hat auch viele soziale Kontakte, aber sie würde sich wünschen, dass wir zu ihr ziehen. Mein Mann würde am liebsten sofort übersiedeln. Er sieht es praktisch: viel Platz, schönes Haus, ein Auto, das wir mitverwenden dürfen, er kann sich in die Zweigstelle der nächstgelegenen Stadt versetzen lassen.
Aber jetzt kommt der Haken an der Sache: das Haus ist 200 km von meiner jetzigen Wohnumgebung entfernt. Je älter ich werde, desto mehr merke ich, dass ich eigentlich gar nicht dorthin ziehen will. Ich habe mir mein Leben so eingerichtet, wie ich es möchte, bin sehr zufrieden damit. Ich mag meinen Job und ich müsste mir nach der Übersiedlung was komplett Neues suchen und es ist fraglich, ob ich etwas Vergleichbares finde.
Zudem war die Beziehung zu meiner Mutter immer schwierig, weil wir zum Leben selbst sehr unterschiedliche Sichtweisen haben und uns auch in der Art, wie wir Dinge angehen und erledigen, komplett unterscheiden. Ich befürchte, dass uns meine Mutter ihre Lebensart aufdrängen möchte, denn es ist ja "ihr Haus" und sie möchte, dass wir deshalb alles so erledigen, wie sie es für richtig hält. Da sehe ich Konflikte auf uns zu kommen.
Außerdem merke ich, wie mein Mann sich mehr und mehr dem Alkohol zuwendet. Er trinkt fast jeden Tag und immer, wenn ich nach ihm nach Hause komme, finde ich ihn betrunken vor. Er ist kein schlechter Mensch, er ist auch nicht aggressiv oder pöbelt, er trinkt einfach nur, bis er einschläft. Momentan beeinträchtigt das maximal unser Zusammenleben (ich kann es kaum mitansehen), sein Berufsleben beeinträchtigt es noch nicht. Wer weiß, wie lange noch. Jetzt trinkt er ausschließlich zu Hause, aber man weiß ja nicht, wie sich das Ganze entwickelt. Therapie interessiert ihn nicht, er ist noch nicht mal bereit, zu erkennen, dass er ein Problem hat.
Nun hatte ich die Idee, meinen Mann zu meiner Mutter ziehen zu lassen, während ich hier bleibe. Vielleicht tun die beiden einander ja gut und es ist immer einer da, der für den anderen sorgt - und ich bin aus dem Schneider. Ich habe meinem Mann schon gesagt, dass er sich gerne zu Tode saufen kann, wenn er das möchte - es ist ja sein Leben. Er soll aber nicht damit rechnen, dass ich ihn dann pflege oder versorge.
Auf diese Art kann ich mein Leben so weiterleben, wie ich es möchte und er hat ebenfalls, was er will. Gut, wir würden uns dann nur mehr an den Wochenenden sehen und nicht mehr jeden Tag - was aber nicht so viel ausmacht, da wir uns auch jetzt nicht oft sehen. Ich komme viel später nach Hause als er und meist schläft er da schon (in letzter Zeit immer öfter betrunken). Ich weiß, dass mein Mann eine Fernbeziehung nicht gut finden wird, aber objektiv von außen betrachtet: könnte das so funktionieren? Hat jemand Erfahrung mit solchen Entscheidungen?