Hi Gina,
das sind viele fragen, die du da stellst. allerdings hast du dir die wichtigsten -wie ich finde- fragen, die gleichzeitig auch alle deine anderen fragen dazu beantworten gar nicht gestellt.
was ist freundschaft, wen kann ich wirklich freund nennen, wem kann ich wirklich freund sein?
wenn man sich 10 jahre lang kennt, bedeutet es nicht automatisch, dass man auch be-freundet ist und auch wenn leute sagen: ich bin dein freund. sind sie es nicht wirklich, nur weil sie es sagen. ich denke, freund *ist* man. man muss sich nicht dazu ernennen, genausowenig wie man sich zum helfer in der not ernennen muss, man hilft einfach oder man lässt es.
man erkennt freundschaft an der bedingungs- und der erwartungslosigkeit. ein freund erwartet nichts für das, was du ihm zu geben bereit bist, er fordert keine gegenleistung ein. ein freund stellt keine bedingungen, wie etwa: *wenn du das oder jenes für mich tust, dann bekommst du das oder jenes.* das sind versprechungen und lockungen, nicht aber freundschaft.
ehrlichkeit gehört zur freundschaft genauso wie vertrauen und hingabe. das bedeutet allerdings, dass ich niemandem wirklich freund sein, wenn ich mir selbst nicht freund sein kann. ich muss also an erster stelle mir selbst vertrauen können, mich selbst so lieben können wie ich bin und nicht so wie andere mich gerne hätten.
oft gibt es auch zweifel an wahrer freundschaft, weil sie manchmal nicht als solche erscheint. manchmal im leben ist eben einfach so, dass nichts so ist wie es scheint und doch ist alles so wie es scheint.
denn diese zweifel sind immer auch zweifel an sich selbst. kann ich wirklich freund sein, stelle ich bedingungen, erwarte ich etwas? diese fragen sollte man sich immer wieder selbst stellen, sich immer wieder selbst rückführen, bevor man dem anderen unterstellt, er wäre ja gar kein freund.
ein freund muss auch nicht immer *freundlich* sein. denn es ist nicht unbedingt derjeniger der freund, der freundich ist und mir nach dem munde redet, sondern vielmehr der, der ehrlich ist und dabei möglicherweise aber nicht immer freundlich bleibt.
ein freund kann viele gesichter haben, er kann dir aus freundschaft eine runterhauen, weil es gerade einfach nötig war. er kann dir aus freundschaft etwas verwehren, weil er dir damit nicht wirklich helfen, sondern eventuell sogar schaden könnte.
ein freund muss sogar bereit dazu sein, jemanden zu enttäuschen, jemandem weh zu tun. aus freundschaft, weil er sich selbst gegenüber treu bleiben muss, da er die freundschaft sich selbst gegenüber nicht verraten darf und kann. so ist wie bereits gesagt, ist nichts so wie es scheint und doch alles so wie es scheint.
und wenn du erkennst, dass es anders ist, als du gedacht hast, dann sei aber nicht enttäuscht, denn auch das gehört zur bedingungslosigkeit, den anderen so zu nehmen wie er ist und nicht so, wie du ihn gerne hättest.
denn selbst dann, wenn der *freund* nach deinem erkennen doch nicht zur wahren freundschaft fähig ist, hast du dennoch die möglichkeit ihm gegenüber freund zu bleiben, indem du ihn so akzeptierst wie er ist, eben auch mit seinen schwächen.
liebe grüsse
cosmic.
... die selbst freund sein kann und äschte, einzigartige, ganz grossartige freunde hat.