radek_29368041Naja, die TE sagte doch, dass sie ihm den Zwischenfall (so wie es sich anhört, war es ja nur knutschen) nicht übel nehmen und mit ihm an der Beziehung arbeiten wollte. So wie sie schreibt, scheint mir der Eindruck, der Freund möchte ihr aber nicht weh tun, weil er weiterhin für die Kollegin Gefühle hat. Daher habe ich die Möglichkeit der Poliamorie nur einmal angesprochen, weil es ein weiterer Weg sein könnte. Ob sie beide den Weg so gehen möchten, war ja noch garnicht angedacht.
Lügen und Betrügen ist immer gern schnell dahingeredet. Doch bekommen Menschen nicht mit Absicht und aus Bosheit Gefühle, sie entstehen einfach. Da kann zunächst einmal kein Mensch etwas dafür, das sind chemische Reaktionen, die in unserem Körper ablaufen. Was du ansprichst, das sind dann Reaktionen, wie die Menschen mit diesen Gefühlen umgehen. Und jeder, der nicht sofort seine Gefühle unterdrückt, ist dann gleich ein Lügner und Betrüger - das (so habe ich inzwischen aus meinen Erfahrungen gelernt) ist etwas harsch und manchmal unfair.
Wenn sich Gefühle entwickeln, dann versteht man das zunächst einmal selber nicht, wieso. Die Gefühle zu unterdrücken geht dann auch nicht so einfach, denn wenn man sich ständig einredet, dass man diese Gefühle nicht haben darf, dann sind sie omnipräsent und gehen erst recht nicht weg. Viele Paare haben nicht gelernt, offen über ihre Gefühle zu reden. Dann hat man zunächst den ersten Verdacht, man könne dem Partner verletzen, wenn man ihm von den Gefühlen erzählt. Denn wie kann man für jemand anderen Gefühle bekommen, wenn man seinen Partner doch liebt? Dabei lieben wir doch so viele andere Menschen gleichzeitig (Eltern, Geschwister, Kinder, Freunde...) - es sagt doch nichts über die Liebe zum Partner aus, wenn man plötzlich Gefühle für jemand anderen hat. Hier steckt nach meiner Meinung die Crux an der Geschichte.
Und dann fangen die Heimlichkeiten an. Man möchte selber herausfinden, was das für Gefühle sind und wieso diese auf einmal da sind. Plötzlich steckst du aber in dieser Geschichte drin, dass du nicht mehr die Möglichkeit siehst, es mit deinem Partner zu besprechen. Es ist immer so einfach darüber zu urteilen, wenn man selber nicht betroffen ist. Am Anfang habe ich auch hart geurteilt, bis ich das kapiert habe und meine Frau verstehen und ihr verzeihen konnte.
Natürlich gibt es auch die notorischen "Betrüger", welche schon aus purem egoismus den Partner betrügen, aber dann stimmt schon vieles anderes nicht mehr und ich finde, hier wird zu viel in einen Topf geschmissen. Denn es ist ja so einfach, die Schuld auf die andere Person zu schieben, als die wahre(n) Ursache(n) zu erforschen. Hinterher kommt heraus, dass man selbst vielleicht Fehler gemacht hat, welche zu dem Endergebnis geführt haben.
Aber das sind nur meine Gedanken.
Hardy