Ich bin 27, werde in ein paar Monaten 28, habe seit über 8 Jahren eine Beziehung. Wir wohnen zusammen, haben zwei Katzen, beruflich geht es bald auch wieder Berg auf, wodurch wir dann endlich in der Lage sein werden unsere Schulden abzubezahlen. Er will mich heiraten, liebt mich über alles und will eine Familie mit mir. Meine Eltern wollen uns in ein paar Jahren auch ihr Haus überlassen und sich (altersbedingt, da beide fast schon 70 sind) eine kleine Wohnung kaufen.
Klingt doch super, oder?
Und eigentlich sollte ich glücklich sein, denn ich habe doch alles was man sich wünschen kann.
Aber dennoch bin ich es nicht.
Ich habe keine Freunde. Eine Freundin vielleicht. Aber diese lebt am anderen Ende von Deutschland und auch der Kontakt ist nicht sehr regelmäßig. Sie lebt dort ihr eigenes Leben.
Es fällt mir schwer neue Kontakte zu knüpfen, weil ich mich selbst für schlecht halte und sehr zurückgezogen bin vom Charakter.
Ich denke zuviel nach. Über alles mögliche. Und ich glaube nicht, dass mich jemand lieben oder mögen kann.
Ich verletze mich immer noch selbst, cutte mich und habe nach wie vor Selbstmordgedanken, bin aber zu feige diesen Schritt zu tun.
Ich denke so viel nach, dass wir in unserer Beziehung oft Stunden mit diesen ätzenden Gesprächen verbringen, die alle damit enden, dass ich mich ändern soll, sonst werde ich irgendwann einsam enden, denn er wird es auf Dauer auch nicht ewig mit mir so aushalten.
Ich fühle mich oft allein, will aber dann doch wieder alleine sein und oft nur noch meine Ruhe haben.
Manchmal komme ich Nachhause und bin mit der Anwesenheit meines Freundes überfordert. Ich weiß dann weder wie ich mich verhalten noch was ich sagen oder tun soll. Ich fühle mich dann beklemmt und unwohl in seiner Nähe und will dann nichts wie weg von ihm. Einfach raus aus diesen Situationen.
Ich reagiere auf Ablehnung sehr sensibel. Oft interpretiere ich sein Verhalten auch als Abweisung obwohl es keine ist und er sich nichts Böses dabei gedacht hat. Aber ich sehe immer nur das Schlechte. Ich bin ein Pessimist. Ich sehe das Schöne oft nicht und es berührt mich auch nicht in meiner Seele. Sonnenschein zum Beispiel erdrückt mich mehr, als dass es mich erfreut. Denn dann denke ich an all die Menschen , die mit ihren Freunden baden gehen oder eine Party feiern und stelle dabei immer nur fest, dass ich dann nur alleine am Wochenende daheim sitze und das Leben dort draußen an mir vorbei zieht. Aber alleine wohin gehen mag ich nicht. Ich fühle mich dabei unwohl und in der Menge nur verloren, außerdem bin ich nicht offen genug um meine Schüchternheit zu überwinden und dann neue Menschen kennenzulernen. Also gehe ich Nachhause wie ich gekommen bin, nämlich alleine. Und dann nur noch frustrierter und trauriger als zuvor.
Wenn man mich fragt, so habe ich auch keine konkreten Wünsche. Mir fällt nichts ein und oft habe ich dann keine Lust rauszugehen, selbst wenn man es mir anbietet. Denn es soll nicht seine Aufgabe sein dafür zu sorgen, dass ich am Leben teil habe. Ich glaube auch oft nicht, dass er gerne Zeit mit mir verbringt oder das genießt.
Ich fühle auch so etwas wie Geborgenheit nicht mehr. Ich fühle keine Liebe und auch keine Wärme. Ich empfinde nichts für meine Eltern. Sie sind nervig und in der Vergangenheit ist einiges passiert, aber dennoch lieben sie mich. Sie nehmen mich in Schutz, wollen nur mein Bestes, wollen mir (ihrer jüngsten Tochter) ihr Haus überlassen. Doch ich empfinde nichts für sie. Ich liebe sie beide nicht.
Oft fühle ich nur noch diesen Schmerz in mir. Immer dann, wenn meine Welt zusammen bricht, weil ich alles dafür tue, dass es so ist. Und ich fühle mich schlecht dabei. Sehne mich dann nach Ruhe und will, dass es aufhört. Aber es ist seit Jahren immer dieselbe Spirale, die mich in diesen Schmerz zwingt.
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal wirklich glücklich und unbeschwert war. Ich bin auch so weit, dass ich manchmal darüber nachdenke mit meinem Freund Schluss zu machen, weil ich denke, dass wir sowieso niemals heiraten werden. Weil ich denke, dass der Wunsch nach einer Familie für mich eben niemals in Erfüllung gehen wird, weil es mein Schicksal ist alleine zu sein und daran zu Grunde zu gehen.
Vll sollte ich erwähnen, dass das meine erste Beziehung ist. Zuvor hatte ich zwar kürzere Affären, aber es war nie etwas richtiges oder ernstes. Denn meistens Männer trauerten ihren Exfreundinnen hinterher, oder sie wollten nichts festes oder die, die sich in mich verliebt hatten, waren nicht mein Typ, lösten in mir nur platonische Gefühle aus.
Ich bin 174 cm groß, habe schulterlange dunkelbraune Haare und wiege 56 kg. Viele Frauen sagen, dass ich eine gute Figur habe, sagen ich sei hübsch, aber ich sehe das nicht so. Ich fühle mich oft als würde ich in der Welt untergehen, als würde mich niemand sehen. Und wenn mal Komplimente von Männern kommen, dann sind diese meist die Art Mann, der alles anbaggert und einen auf Macho macht um sein eigenes Geltungsbedürfnis aufzupolieren. Aber es ist nie mal jemand Nettes, der einfach nur freundlich ist, ohne vor seinen Kumpels eine Show abzulegen.
Ich will nicht fremdgehen. Aber, wenn ich ehrlich bin, schon gerne mal gesehen werden und vll einmal von anderen Männern, außer meinem Freund, hören, dass ich wirklich hübsch bin. Denn, wenn er das sagt, so glaube ich ihm das nicht wirklich, weil ich das nicht so sehe.
Ich weiß, das alles hört sich krank an. Aber es ist die Wahrheit. So sieht es in meiner Seele aus und ich weiß nicht mehr wie ich diesen Kreislauf unterbrechen kann. Ich weiß nicht wie ich wieder an etwas glauben kann. Ich weiß nicht wie ich mein Hirn abstellen und aufhören kann alles und jeden auf negative Aspekte zu analysieren. Ich will raus aus diesem Gefühl der ewigen Schuld an jeglichem Scheitern, aber ich weiß nicht wie.
Ich will glücklich sein, mich über eine Zukunft mit meinem Freund freuen können und nicht an das Ende denken und direkt darauf hinsteuern. Ich will nicht mehr so viel denken. Ich will auch diesen Schmerz, der mich stundenlang zum weinen bringt und in eine Art Depression stürzt, sodass mir alles zuviel wird, spüren. Ich will leben und nicht das Gefühl haben, dass alle eines haben, nur ich nicht. Was soll ich tun?