Hallo liebe ForumsmitgliederInnen,
ich war bisher immer stille Mitleserin, habe mich dazu entschlossen jetzt selbst einmal aktiv zu werden, da mir ein wichtiges Thema auf der Seele brennt und ich nicht weiß wie ich damit umgehen kann/soll.
Ich würde mich über eure Meinungen und Antworten freuen, da ich mittlerweile selbst nicht mehr einschätzen kann, ob meine Gefühlslagen beggründbar sind, oder ich einfach zu empfindlich bin.
Es geht um die Mutter meines Partners. Mein Partner (32 Jahre) und ich (26 Jahre) führen seit 5 Jahren eine sehr glückliche Beziehung. Mein Partner ist in einem anderen Land geboren und als er klein war mit seiner Familie nach Deutschland gekommen. Er musste leider ohne Vater aufwachsen, da dieser sehr früh gestorben ist, d.h. er ist mit seiner Mutter und seiner jüngeren Schwester hierher gekommen.
Ich habe mich immer gut mit seiner Mutter verstanden, zumindest oberflächlch, da wir uns aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten nicht über tiefergehende Themen unterhalten können. Sie kann sich auf deutsch verständigen, aber es ist schwierig eine tatsächliche Unterhaltung zu führen, da ihr deutsch dafür nicht ausreicht, was ich bisher nie schlimm fand.
Seit mein Partner und ich vor 6 Monaten (vorher beide in eigenen Wohnungen, er nicht weit weg von seiner Mutter) zusammen gezogen sind hat sich etwas verändert, was ich nicht genau benennen kann. Es ist fast wie als wäre mir die rosa rote Brille von heute auf Morgen abgefallen und ich diese Frau als ganz anderen Menschen wahrnehme. Vorne weg, sie wollte dass wir alle gemeinsam ein Haus kaufen und mit ihr zusammen wohnen, was wir nicht getan haben, wir sind in eine kleine Mietswohnung gezogen.
Ich glaube, dass war das erste was mich verletzt hat, sie ist ohne zufragen losgezogen und hat sich nach Häusern informiert und Besichtigungstermine ausgemacht. Mein Partner hat ihr klar gemacht, dass das so nicht geht, da sie ja wusste, dass wir eine Wohnung gemietet hatten. Naja und so nahm alles seinen Lauf und ich stecke in diesem Dilemma. Auf der einen Seite kann ich sie verstehen, dass sie bei ihren Kindern sein will und nicht alleine sein möchte, besonders auch nach ihrer schwierigen und traurigen Vergangenheit. Auf der anderen Seite kritisiere ich diese Ansprüche, die sie an ihre Kinder stellt massiv. Sie (59 Jahre) ist bereits in Frührente und ist wirklich den ganzen Tag zu Hause, d.h. sie bemüht sich kaum um soziale Kontakte oder mal rauszukommen. Mir ist aufgefallen, dass sie gar kein selbstbestimmtes Leben führt, alle Entscheidungen, alle Taten, nahezu alles wird ihren Kindern aufgetragen, diese organisieren mehr oder weniger ihr Leben, vom Einkauf bis zum Arztbesuch, sie wird überall hingefahren und abgeholt. Ich bin manchmal so schockiert über diese Unselbstständigkeit in allen Formen, möchte mich da aber nicht einmischen, da es nicht meine Sache ist. Aber es fällt mir mittlerweile schwer mit ihr an einem Tisch zu sitzen, da ich so ganz anders von meiner Art her bin, ein selbstbestimmtes Leben ist für mich so unglaublich wichtig. Es ist nicht so, dass mein Partner jeden Tag bei ihr ist, i.d.R. nur einmal die Woche, aber sie ruft jeden Tag an, was an sich ja auch nicht schlimm ist, wenn es für mich nicht diesen komischen Beigeschmack hätte. Versteht mich nicht falsch, es gibt eigentlich keinen sichtbaren Grund sie nicht zu mögen, deswegen stecke ich auch in diesem Dilemma, weil ich denke mit mir stimmt vielleicht etwas nicht. Ich habe ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, während ich diesen Text schreibe, aber ich halte es mit ihr am Tisch kaum aus, da ich das Gefühl habe, dass sie mich mit in ihre Unselbstständigkeit reinziehen möchte, z.B. kam die Frage, bzw. Auffordernung auf, ob ich sie zum Arzt fahren kann. Der Arzt ist nicht weit weg, Fußweg, vielleicht 15 Minuten. Ich habe verneint, da ich arbeite und kann es nicht verstehen, da es gar nicht notwenig ist dort hingefahren zu werden. Des weiteren drängelt sie öfters wegen heiraten und Enkeln. Es kommen immer wieder Bemerkungen. Ich liebe meinen Partner von meinem ganzen Herzen, sehe aber aktuell keinen Sinn in einer Ehe. Weiterhin wissen wir noch nichtmal, ob wir überhaupt Kinder möchten, in den nächsten Jahren auf jeden Fall nicht. Sie kann das schlecht akzeptieren habe ich das Gefühl und versucht mich bzw. meinen Partner immer auf eine sehr subtile Art mit in ihr Meinungsbild zu ziehen. Sie hat meinem Partner Geld für ein Hauskauf versprochen, wenn wir Kinder bekommen. Ich finde, das ist sehr respektlos und grenz an emotionaler Erpressung. Wir sind nicht auf ihr Geld angewiesen, ja wollen es noch nicht einmal, und sie weiß, dass wir kein Haus kaufen möchten und auch momentan keine Kinder, vielleicht auch nie. Versteht ihr, es ist kein Fragen, kein Interesse daran, was wir eigentlich möchten, sie möchte uns ihr Weltbild aufzwingen, insbesondere mir. Ich könnte noch sehr viel schreiben, aber in erster Linie geht es denke ich für mich darum, dass sie kaum Grenzen akzeptieren kann, ein Nein kann sie nicht einfach stehen lassen, es geht weiterhin um ihr teilweise massiv übergriffiges Verhalten, um eine erlernte Hilflosigkeit, die ihren Kindern fast keine Wahl lässt als zu helfen und Verantwortung für sie zu übernehmen und dieses komische Gefühl, was ich dabei habe, aber nicht einordenen kann, da ich nicht weiß, ob ich übertreibe oder richtig liege.
So, ein langer Text, über konstruktive ehrliche Antworten würde ich trotzdem freuen. Danke euch und liebe Grüße
Penelope