Hallo,
ich möchte euch mal meine Situation schildern und euch um einen ehrlichen Rat bitten. Ich bin ziemlich verzweifelt und weiß nicht mehr wie es weiter gehen soll.
Ich bin seit 12 Jahren verheiratet. Meine Frau brachte aus erster Ehe eine Tochter mit, die mittlerweile ein eigenes Leben führt, sie ist inzwischen 22. Ich selbst, ebenfalls geschieden, habe eine 15jährige Tochter Julia, für die ich damals das alleinige Sorgerecht bekommen habe. Wir haben vor 10 Jahren ein Haus gebaut, haben gute Jobs, fahren schöne Autos und der Jahresurlaub ist Normalität. Es fehlte an nichts, so glaubte ich
Ich habe meiner Frau täglich gesagt, dass ich sie liebe und ich glaubte auch tatsächlich, dass es so ist. Nie in meinem Leben habe ich sie hintergangen, sie gar betrogen. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Ich war auf meine Art glücklich, obwohl meine Frau mir ihre Liebe nie richtig zeigen konnte. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, sie hatte nie, zu keiner Zeit das Funkeln in den Augen wenn ich zur Tür herein kam. Ich hatte sehr oft das Gefühl nicht wirklich ihre große Liebe zu sein und sagte ihr das auch. Sie meinte, so etwas gäbe es ohnehin nur in Filmen, alles Quatsch usw. Sie ist eher ein rationaler, kühler Typ.
Dann passierte etwas, was ich bin heute nicht fassen kann. Eine Kollegin, die mir schon immer sehr sympathisch war, gestand mir vor 14 Monaten ihre jahrelange innige heimliche Liebe zu mir. Es schlug ein wie ein Megablitz. Ich stand in Flammen und hatte mit 43 Jahren ein Gefühl wie nie zuvor in meinem Leben. Ich war, wir waren verliebt wie nie zuvor in unserem Leben. Dass was ich immer ausschloss, trat ein. Ich hatte mich in eine andere Frau verliebt. Extrem verliebt. Und meine Kollegin zeigte mir das, was es angeblich nur in Filmen gibt
Zunächst geheim gehalten, flog nach ein paar Monaten alles auf. Maßlose Enttäuschung bei meiner Frau und meinem gesamten Umfeld. Niemand wollte mich verstehen. Für sie waren wir das perfekte Paar. Nie Streit in der Öffentlichkeit. Vorbild für alle sagen sie. Es gab nun nur Vorwürfe, nur Ablehnung. Dabei kann ich meinem Bekannten- und Freundeskreis nicht mal böse sein. Sie haben das was ich erlebe, selbst nie erlebt. Nicht so! Nicht so extrem! Tenor war, ich solle zur Besinnung kommen. Dieses Hochgefühl wird sich legen. Die Wissenschaft sagt, es dauert 1 Jahr bis man die rosarote Brille abnimmt. Wenn erst das Alltagsleben eintritt, wird sich auch alles andere normalisieren. Es wird so sein wie in jeder neuen Beziehung, es wird sich abkühlen und dann ist es wie immer.
Es kühlt sich nichts ab. Ok. Die Schmetterlinge fliegen geordnet und die blinde Verliebtheit ist durch tiefe Liebe ersetzt worden. Sehnsucht, so nie gekannt, verursacht Schmerzen. Schlimme Schmerzen.
Dann kam der Crash. Trennungversuche, es waren mehrere an der Zahl. Die weinende, tieftraurige Ehefrau erregte großes Mitleid und ich wollte mich wehren. Wehren gegen das so intensive Gefühl der nie gekannten Liebe. Ich versprach meiner Frau, sie nicht zu verlassen und gab auf. Nach spätestens 3 Tagen war es wie gehabt. Immer mehr kam ich in den Teufelskreis, meine Frau nicht verletzen zu wollen (oder zu können) und der unfassbar intensiven Sehnsucht zur Liebe meines Lebens. Problematisch ist auch der Umstand, dass meine Tochter, die vollständig in der Pubertät steckt, bei einem Auszug in ihrem Haus/ihrem Zimmer und damit bei ihr bleiben will. Sie hat ihre Freunde in unmittelbarer Nähe und möchte mit ihnen zusammen sein. Ich will sie nicht zwingen, jedoch ist ein Auszug ohne sie völlig unmöglich, da ich das alleinige Sorgerecht habe und allein die Vorstellung, dass ich dagegen verstoße, treibt mich in den Wahnsinn.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich habe die Liebe meines Lebens kennen gelernt. Eine wundervolle, zärtliche, einfühlsame und überaus verständnisvolle Frau die mich liebt und mir das so sehr zeigt. Habt ihr eine ähnliche Situation erlebt oder kennen gelernt? Es wird so viel vorverurteilt. Kann man auf diese Liebe verzichten, kann man vergessen? Soll man ein Leben lang unglücklich sein, damit andere glücklich sind? Ich danke Euch für Eure Meinung.
Liebe Grüße
Peter