Hallo zusammen,
ich bin 47 Jahre alt und lebe seit 16 Jahren mit einem Mann zusammen, den ich nie wirklich von Herzen geliebt habe.
Wir kamen damals eher zufällig zusammen. Er war in eine Frau verliebt, die ihren Mann nicht für ihn aufgeben wollte. Ich war in einen Mann verliebt, der, ja was denn, eigentlich weiß ich nicht warum es nichts aus uns wurde. Ich wollte ihn nicht mehr anhimmeln, das hatte ich schon zu lange getan.
Jedenfalls gingen mein Partner und ich zusammen aus. Jeder wollte vergessen und sich ablenken. Wir verstanden uns gut, gingen zusammen essen oder kochten bei ihm Zuhause. Irgendwann hat er mich dann mal geküsst. Es war mir nicht unangenehm, und wir landeten auch im Bett. Auch das war nicht schlecht, aber ich hatte nie vor ewig zu bleiben.
Die Monate vergingen, wir wurden offiziell ein Paar, die Jahre vergingen wie im Flug.
Wir haben sehr schwierige Dinge zusammen gemeistert, schwere Krankheiten, berufliche Krisen, Sorgen und Nöte mit unseren Eltern und auch mit Freunden. Wir haben ein schönes Zuhause, sein Zuhause denn wir leben mit seiner Familie unter einem Dach. Unsere Familien sind zusammen gewachsen und wir feiern immer große Familienfeste und die Eltern helfen sich auch untereinander und telefonieren viel, die Mütter halt.
In all den Jahren fühlte ich mich gut aufgehoben, hatte mein Nest, hatte ein gutes Leben. Ich will anmerken, ich bin finanziell nicht abhängig, überhaupt nicht.
Aber ich liebte ihn nie so wie es jeder Mensch verdient hat geliebt zu werden. Das mir die Lust auf Sex verging begann bereits vor über 10 Jahren. Damals war ich sehr krank und deshalb war daran gar nicht zu denken. Und danach kam das Bedürfniss bei mir nicht mehr zurück. Ich mag Sex, ich mochte ihn gerne und oft und lang ... . Aber nicht mehr mit ihm. Er ist nicht ungepflegt oder so, eher das Gegenteil. Einige Jahre habe ich es noch als Pflichtübung mit ihm gemacht, zwischenzeitlich noch 2 - 3 im Jahr, diese Jahr jedenfalls noch nicht. Ich kann diesbezüglich auch nicht mehr auf ihn zugehen, ich kann und will es einfach nicht. Wir haben uns schon ewig nicht mehr richtig geküsst, gekuschelt haben wir noch nie. Dafür ist er nicht der Typ.
Vor 3 Jahren hatten wir eine ernsthafte Krise. Ich bin vorübergehend ausgezogen und dachte eigentlich "wenn nicht jetzt, wann dann". Und ich bin zurück. Er tat mir leid, er bettelte um eine 2. Chance, die jeder verdient hat. Er hat auch aus seinen Fehlern gelernt, die Dinge von damals haben sich nie mehr wiederholt. Ich bin auch zurück gegangen um festzustellen ob mir wirklich nichts an ihm liegt. Heute kann bzw. muss ich sagen, nein, mir liegt wirklich nicht viel an ihm. Sicher, er soll glücklich sein und jemanden lieben können der ihm genau das zurück gibt. Und er liebt mich auch über alles, und nimmt es klaglos hin das wir keinen körperlichen Kontakt haben. Es ist ihm egal, Hauptsache ich bin bei ihm.
Manchmal wünsche ich mir er würde eine andere Frau kennen lernen und mich zum Teufel jagen.
Nein, ich bin nicht krank, es ist wissenschaftlich bewiesen das viele Menschen so denken, es gab Phasen in denen ich mir vorstellt wie es wäre wenn er sterben würde. Diese Vorstellung ist aber zu abstrakt und (zum Glück) nicht vorstellbar und unfühlbar. Jedenfalls könnte ich in meinem geliebten Zuhause bleiben und er wäre einfach nicht mehr da.
Was hält mich in diesem Leben? Ich kann es euch nicht sagen. Ich denke und ticke richtig, und wirklich alles spricht dafür diese Beziehung zu beenden. Aber ich bringe es nicht fertig. Warum auch immer.
Wir oft habe ich schon anderen geraten ihr Leben so zu leben wie sie es sich ausmalen. Wir haben alle nur das eine. Ich weiß es, aber selber krieg ich es nicht auf die Reihe.
Vielleicht lebt auch jemand so wie ich? Hat jemand etwas dazu zu sagen? Ich habe meine Geschichte geschrieben weil sich wohl sehr viele Menschen die Fragen stellen "gehen oder bleiben?". Man kann auch zu lange bleiben, zu viele Züge verpassen und über sich selbst Enttäuscht sein. Großen Gedanken und Worten folgen bei mir leider keine großen Taten.