Da ich hier immer in vielen Beiträgen lese, wie sich Betrogene und Geliebte gegenseitig fast die Augen auskratzen und der Betrüger oft schlecht gemacht wird, weil dieser einem Fehler gemacht hat, will ich mal aus der Sicht eines Betrügers schreiben.
Wie sieht es in einem Betrüger aus, ist er Opfer seiner Gefühle, für die er nichts kann, weil ihm die Natur Empfindungen mit in die Wiege gelegt hat? Hättet ihr euch verliebt, wenn dieser gefühlskalt gewesen wäre? Ist dieser Betrüger verantwortungslos, gegenüber seiner Verpflichtungen, die er zum Zeitpunkt übernahm, in dieser er das für richtig hielt? Würde dies bedeuten, dass diese Verpflichtungen, für den Rest des Lebens gelten? Was passiert aber, wenn man sich weiterentwickelt, sich verändert, die Erfahrung der Zeit, jeden neuen Sinn verleiht? Was wiegt schwerer die Verantwortung gegenüber einem Versprechen, was gegeben wurde oder der schmerzliche Ruf der Gefühle im Herzen? Was ist lebenswerter?
Ich will hier nicht über Moral oder Verpflichtungen debattieren, denn Beiträge darüber, gibt es hier genug. Ich werde euch einfach aus meinem Leben berichten:
Das verflixte 7. Ehejahr, lief bei mir nicht so gut (wie? können sich die meisten sicher vorstellen). In dieser Zeit, lernte ich einem jungen Mann kennen, der mich wieder aufbaute und versuchte mir zu helfen. Schnell verliebten wir uns ineinander und somit wurde ich zur Betrügerin meines Mannes.
Verantwortung gegenüber meines Kindes, meiner Familie (nach außen, was würden die anderen denken, ich bin doch die Schuldige usw.) und der Liebe meines Herzens zu meinem Geliebten, ließen mir eine Entscheidung, zwischen den beiden schwer machen, da ich doch in einer nach Außen hin Alles Gut-Vorzeigefamilie aufgewachsen bin.
Meine Eltern litten auch unter Beziehungsproblemen (was würden die anderen Leute denken, das wir unsere Probleme nicht irgendwie regeln können, es gibt immer ein Hoch und Runter, wir schaffen das schon). Eine Trennung kam da nie in frage, da sie zu einer anderen Zeit aufgewachsen sind, wo eine Familie noch mehr Zusammenhalt bedeutete, der Stärke die Verantwortung für den Schwächeren übernahm. Der Schwächere meist abhängig von diesem war, weil zu dieser Zeit, die Frauen kaum arbeiten gingen. Das waren auch meine anerzogenen Moralvorstellungen und ich fühlte mich zu tiefst schuldig, für das was ich tat.
Was geschehen war, konnte man nicht mehr rückgängig machen, ich entschied mich für eine Trennung von meinem Mann, somit durchlief ich mit meinem Partner, die klassischen Trennungsphasen, wie Tränen, Wut, Verzweiflung, Rache, Kampf, Schmerz, Erpressung, Ausstoßung von der Familie, besonders meiner Eltern, einfach alles, wie es bei jedem andern es auch, in der einen oder anderen Form, abläuft.
In dieser Zeit veränderte ich mich und ich hatte zum Glück die Kraft und Stärke meines Geliebten, an meiner Seite, der mich in meiner Verzweiflung unterstütze, der für mich da war.
In dieser Zeit, meines inneren Konfliktes, meines inneren Kampfes, zerbrachen wir alle drei daran, auch die Kraft meines Geliebten wurde schwächer. Ich fühlte mich verantwortlich, eine Entscheidung treffen zu müssen, obwohl ich mich kaum dazu imstande fühlte, je mehr Zeit verstrich, umso weniger Kraft hatte ich, für mich zu kämpfen und alle meine inneren Energien, waren aus mir gewichen, so das ich in meiner Verzweiflung den entschiedenen Fehler machte.
Mein Geliebter zog sich zurück und brach den Kontakt zu mir ab, er sagte ich bin immer für dich da, er öffnete für mich seine Hände. Ich hätte nur seine Hände nehmen und sie ergreifen können, aber ich war zu stolz, weil er nicht um mich kämpfte, glaubte ich das seine Liebe zu mir, weniger wert sei und blieb blutenden Gefühlen, meiner glühenden Liebe, in meinem Herzen bei meinem Mann.
Meine Gefühle für meinen Geliebten blieben in meinem Herzen, ich hatte mich verändert, nahm mein Leben anders wahr, auch meine Umgebung, nichts war mehr, so wie es vorher war. Materielle Werte hatten für mich eine andere Bedeutung angenommen, da in der Trennungsphase deren Werte schon berechnet waren, deren Geldbeträge brannten sich wie schwarze Zahlen, tief in meine Seele, vermischt mit dem Schmerz meines Herzens, das nach einer unerfüllbaren Liebe zurückgeblieben war. In Gedanken blieb ich immer in seiner Nähe, ich erkundigte mich über Freunde nach ihm, auch er litt.
Drei Jahre habe ich gebraucht meinem Geliebten aus meinem Herzen zu streichen, ich war mir nie sicher ob ich nicht doch einmal wieder schwach geworden wäre. Das Gefühl der Glut meines Herzens, lies mich nicht mehr los, es wurde immer wieder entfacht, durch einen Geruch, ein Wort, ein Geräusch, eine Situation, nachts ein Traum, loderten diese Emotionen für ihn, zum neuem Feuer. Auch heute noch sehr viele Jahre später, verspüre ich diese in mir brennen, wenn ich unsere Lieder im Radio höre, überkommt mich Wehmut und tiefe Traurigkeit, denn ich werde nie erfahren, ob wir unser Glück gefunden hätten, denn wir hatten nie das Ende unserer Liebe gefühlt, unsere Träume, Sehnsüchte waren die gleichen.
Er hatte mein Leben verändert, mir ein neues Lebensgefühl vermittelt, das nicht mehr zu meinem alten Leben, in das ich zurück ging, passte. Krampfhaft suchte ich in meiner Beziehung nach diesem Gefühl, nach diesem was sich schwer beschreiben lässt, nach etwas, was mich wieder so glücklich machen lässt, wie ich es an der Seite meines Geliebten war. In meiner Ehe fand ich es nicht mehr, ich lebte diese Ehe in Verantwortung zu meinem Kind. Innerlich war ich ausgebrannt.
Meine Gefühle und meine Lebenseinstellungen hatten mich verändert. Der Riss in meinem Herzen, zu meinem Mann vergrößerte sich, entstanden durch monatelangen Streits, in denen Dinge passierten, wie Gewalt und heftigste Beschimpfungen, die mich zu tiefst verletzten (hatte er doch recht, das ich das allerletzte bin, hatte ich ihn doch betrogen), brannten sich tief in meine Seele, es tat nur weh.
Mit meinem Mann hatte ich in den letzten Jahren auch ab und zu mal glückliche Wochen. Im Nachhinein war es ein Fehler, nicht auf den Ruf meines Herzen zu hören und mich zu trennen, mich aus Schuldbewusstsein und Verantwortungsgefühl meine Ehe weiter zu führen.
Wäre ich glücklicher mit meinem Geliebten geworden? Wie lange hätte dieses Glück gedauert? Ich kann mir diese Fragen nicht beantworten, nur für mich eines sagen, das Leben ist viel kurz, als das man es nicht leben soll, so wie man es selbst für richtig hält, man sollte sich nicht zu sehr beeinflussen lassen, durch andere, auch nicht durch die Familie, wie auch bei mir, keiner verstand mich damals, ich wurde verstoßen, das eigene Kind. So was trifft tief.
Vielleicht hätte ich in den letzten 10 Jahren, die ich noch an meine Ehe hing, viele neue Beziehungen gehabt. Diese hätten mir aber immer eines mitgegeben, viel Glück und die Erfahrung aus meinen Fehlern zu lernen, es beim nächsten Mal besser zu machen, bis ich dann vielleicht mein Glück gefunden hätte.
Jetzt habe ich mich getrennt, heraus aus meiner Verantwortung, wegen dieser ich damals blieb meinem Kind gegenüber, es ist erwachsen und ich habe mir mein Recht zurück genommen, mein Leben neu zu beginnen, ein neuer Mensch zu werden.
Dies ist mein Leben so wie ich mich gefühlt habe, was in mir vorging, was mich zerbrach und was mich stärkte.