Ich bräuchte mal eine zweite Meinung – liege ich so weit daneben?
Ich bin mit meiner Freundin seit drei Jahren zusammen und vor vier Monaten in eine gemeinsame, 51m² große zwei-Zimmer-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus gezogen. Sie brachte aus ihrem Elternhaushalt einen Hund (Jack-Russell-Terrier), zwei Kaninchen sowie ein Aquarium mit. Ich habe nichts gegen die Tiere, auch wenn ich sie mir selbst nicht angeschafft habe (oder hätte). Ich wusste, dass sie mit in einen gemeinsamen Haushalt kämen und habe das mit der Entscheidung, in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen, akzeptiert. Auch den Zoo. Kleinere Streitpunkte sind Dinge wie „Hund im Bett“, aber das haben wir ganz gut hinbekommen. Im Haushalt ihrer Eltern wohnen ein weiterer Hund (+ ein Hund ihrer Schwester, der eigentlich durchgängig da ist), ein Kaninchen (das aufgrund einer Erkrankung alleine gehalten werden muss) sowie drei Wellensittiche.
Sie ist Krankenschwester und arbeitet Vollzeit im Wechselschichtsystem in einem Krankenhaus. Ich arbeite halbtags für einen Landtagsabgeordneten mit sehr unregelmäßigen Arbeitszeiten und studiere ebenfalls berufsbegleitend im Master. Ende 2017 werde ich voraussichtlich meine Masterarbeit schreiben. Wir sind beide beruflich sehr eingespannt, teilen uns aber den Haushalt so gut es geht und bisher funktioniert das auch ganz gut. Tagsüber, wenn sie im Frühdienst arbeiten muss, kommt der Hund zu ihrer Mutter und wird dann in den Abendstunden wieder abgeholt. In der Regel von mir. Das Gassi gehen und Hasen füttern bleibt in aller Regel auch an mir hängen – aber da können sich Ansichten sicherlich unterscheiden. Angesprochen habe ich das ihr gegenüber noch nie und solange es im Haushalt ja ganz vernünftig läuft werde ich das nicht.
Sie möchte so bald wie möglich ein Baby. Das möchte ich auch. Klar sind wir beide beruflich sehr eingespannt, aber wenn man damit auf einen wirklich guten Zeitpunkt wartet, kommt er wahrscheinlich nie. Kinder kommen in meiner Lebensplanung definitiv vor. Das ändert aber nichts daran, dass ich großen Respekt vor der Aufgabe habe und mir (zumindest abstrakt) klar ist, dass ein Baby ein Leben „aus den Fugen hebt“.
Seit September möchte sie einen Welpen. Ich hielt das im ersten Moment für einen Scherz, dann für eine Spinnerei, dann für eine Phase. Nach nunmehr drei Monaten und mehreren heftigen Konflikten (sie rastet teilweise komplett aus und schreit und weint bitterlich) kann ich das nicht mehr so abtun. Ich habe immer versucht, rational dagegen zu argumentieren: Mit dem Zeitargument, mit dem Arbeitsargument, mit dem Argument, dass die Hunde ja immer noch da sind, wenn das Baby dann kommt, mit dem Argument, dass es schon sehr viele Tiere in einer kleinen Wohnung ohne Garten sind, mit dem Argument, dass wir sowieso schon selten wirklich Zeit miteinander verbringen und dass es gerade bei einem Welpen ja dann nochmal signifikant weniger wird, wenn wir denn beide überhaupt zu Hause sein können.
Das einzige Gegenargument war, dass sie es sich doch so sehr wünsche, zwei Hunde im Vergleich zu einem ja nicht so viel Mehrarbeit machen würden und die Welpenphase ja eine endliche sei. Und ich sei Schuld, dass sie traurig sei, da ich keinen Welpen wolle, da ich keinen Bock darauf habe. (Das halte ich für Erpressung.) Die erste Zeit habe ich alle paar Tage Bilder von irgendwelchen Welpen aus dem Internet gekriegt. Am Anfang habe ichs rational versucht, irgendwann war ich dann nur noch sauer., dass sie auf meine Argumente überhaupt nicht eingeht oder sie schlicht als „Quatsch“ betitelt. Irgendwann habe ich den Hund dann als Klotz am Bein bezeichnet – hilft auch nichts, kriege ich aber immer wieder um die Ohren gehauen. Meine Argumente seien ja schlicht vorgeschoben, ich hätte schlicht keinen Bock.
Ich verstehe sie da überhaupt nicht...ich kann es nicht verstehen. Ich halt es einfach nur für massiv unvernünftig und man tut den Tieren damit ja auch keinen Gefallen...im Gegenteil. :(
Vorhin waren wir mit ihrem Bruder auf einem Bauernhof mit einer Hundestation (was ich erst danach erfahren habe). Er hat sich da einen ausgesucht. (Das erste Tier bei ihm.)
Auf der Rückfahrt gingen die Diskussionen wieder los und endeten damit sie sei ja volljährig und brauche meine Erlaubnis ja gar nicht. Seitdem schweigen wir uns an. Sie liegt nun im Bett und ich sitze im Wohnzimmer – einfach nur noch stinksauer. Liege ich so falsch? Oder wieso will sie das so sehr? Wieso geht sie auf meine Argumente überhaupt nicht ein? Ich bin ein wenig verzweifelt….und stelle mittlerweile auch den Babyplan ernsthaft in Frage...