Seit einem Jahr kenne ich einen warmherzigen, achtsamen,sensiblen Mann, mit dem ich auch zusammenarbeite, es hat vom ersten Tag an "gefunkt", seit ca. 4 Wochen haben wir eine Affäre, sind unglaublich verliebt, bisher ohne Sexualität. Wir sind beide verheiratet, er ohne Kinder, ohne Zuneigung und Liebe seitens seiner Frau, er beschreibt seine Ehe als WG. Ich bin seit 21 Jahren verheiratet, attraktiv, charmant, witzig, impulsiv, habe zwei große Kinder, die eine gerade aus dem Haus. Bisher dachte ich, ich wäre glücklich verheiratet. Aber jetzt ist alles anders. Ich vergleiche, habe kennengelernt, was mir in den letzten Jahren fehlte. Obwohl ich gleich sagen muss, dass ich einen sehr guten Mann habe, der mein Verhalten eigentlich nicht verdient. Ich glaube, er würde mir diese Affäre sogar verzeihen, käme sie heraus.
Mein Kollege wie ich auch empfinden aus den gefühlsmäßigen Defiziten unserer Ehen heraus unheimlich viel füreinander, diese Vertrautheit, Offenheit, Wärme, Achtsamkeit, sie tut so gut. Wir haben kaum Gelegenheit, Zeit zu verbringen, mal eine halbe Stunde nach Büroschluss, mal einen Nachmittag im Büro, wenn wir alleine sind. Wir würden gerne mehr daraus machen, aber es soll wohl nicht sein. Ich habe das Gefühl, er ist wie festgehalten in einer Dunkelheit. Wir haben uns bewusst für diese Affäre entschieden, haben nicht einmal Skrupel unseren Ehepartnern gegenüber. Für mich war kurz der Zeitpunkt gekommen, an dem ich alles hinter mit lassen hätte können, meine Familie verlassen hätte, um mit diesem Mann eine Zukunft aufzubauen. Über diese Gedanken war ich aber so entsetzt, dass ich mich frage, will ich wirklich meine finanzielle Sicherheit, mein Familienleben aufs Spiel setzen, obwohl ich mir nicht einmal sicher bin, dass es mit diesem Mann gut gehen würde? Er betont immer wieder, wie wohl er sich in meiner Gegenwart fühlt, dass ich ihm wieder Liebe und Leben einhauchen könnte, aber dass er dafür eine Wand einreißen müsste, und er nicht wüsste, was sich hinter dieser Wand verbirgt. Ich von meiner Seite habe in diesen letzten 4 Wochen des Näherkommens viel von meinem Inneren investiert, mit ihm Gedanken ausgetauscht, die so vertraut,bereichernd sind. Viele Unverarbeitetes kam hoch, auf beiden Seiten, wir können unheimlich gut darüber reden, es ist so wohltuend.
Aber: Wir werden wohl immer eine Affäre füreinander sein, wie lange wir sie verheimlichen können, weiß ich nicht. Er stelle immer wieder klar, dass er seine Frau nicht verlassen wird, nicht im Stich lassen will aufgrund vieler
gemeinsamer trauriger Erlebnisse. Er fühlt sich ihr trotz aller Defizite irgendwie verpflichtet. Er will aber auch meine Familie nicht zerstören und würde sich zurückziehen, wenn ich es wollte. Ich will es aber nicht.
Ich weiß nicht, ob sich seine Behauptung aufrechthalten lässt, er würde seine Frau nie verlassen. Vielleicht ändert er seine Meinung doch. Was meint ihr?
Ich weiß auch nicht, wie ich mich weiter verhalten soll. Soll ich die Affäre einfach genießen, soweit es mir möglich ist, sie "mitnehmen" - eigentlich schon prickelnd! - soll ich auf Distanz gehen, weil sich nie etwas Festes draus ergeben wird?
So chaotisch, wie ich hier schreibe, so chaotisch sind die Gefühle in meinem Kopf und ich bin kurz davor, den Knoten mit professioneller Hilfe zu lösen, weil ich mich selbst nicht mehr kenne.
Würde mich gerne mit euch austauschen und freue mich über jegliche Erfahrungswerte...
Christina