Hierarchien ohne Heiliges
Deutschland hat keine meritokratische Ordnung mehr und keine Persönlichkeiten, die es wagen dürfen, eine solche Ordnung zu repräsentieren. Leistung wird hierzulande nicht belohnt, sondern bestraft, - dies ist ein hinlänglich bekannter Misstand, der im Übrigen nicht nur berufliche Leistung betrifft, sondern jegliche Form von "Exzellenz" - ob optische, sprachliche, künstlerische oder andere, jegliches positives Abweichen von Normalnull wird inquisitorisch zum Nachteil der Person gewendet und mobartig verfolgt. Doch man muss diesen Misstand im richtigen Zusammenhang sehen: es ist ein Effekt, keine Ursache.
Die Ursache liegt meines Erachtens darin, dass Deutschland vom Ressentiment regiert wird - freilich von Volksvertretern, welche jedoch stets die meisten Stimmen und somit die grösste politische Macht erhalten, wenn sie den Treibstoff des Ressentiments zur Wahlkampfversprechen verwenden.
Der deutsche nimmt übel. Es ist sein nationaler Sport. Der Deutsche hasst alle Nationen, insbesondere die eigenen, er hasst seine Nachbarn (nirgendwo auf der Welt gibt es soviele wahnwitzige Nachbarschaftsprozesse wie hier), er hasst seine Familie (die Familiengerichte steigern sich in beschämende Fanale der Unmenschlichkeit und legalen Immoralität) und er hasst sich selbst - vor allem aber hasst er, da er zutiefst materialistisch ist, jeden, der mehr HAT als er!
Die Begünstigungsdebatten sind nur vorgeschoben - der moralische Bankrott liegt tiefer. Das einstige Volk der Dichter und Denker "denkt" nur noch in Profit- und Gewinstkategorien - und das ist revolutionär und neu: es tut das öffentlich und ohne Scham, denn was früher als intellektuell degradierend galt, ist heute fast eine Auszeichnung. Hinzu kommt, dass eine jede Gesellschaft im Kern hierarchisch- und somit meritokratisch ist, sein muss, um nicht in Anarchie zu zer-fallen - und dass in Deutschland, insbesondere seit zehn Jahren, die Hierarchien nur noch aus dem Profit und nicht seiner geistigen Grundlage gebildet werden. Denn früher war geistige Arbeit, Kunst, Verantwortung für generationen und jegliche Form von persönlicher Buntheit im Rahmen der Exzellenz des Menschen erwünscht, heute wird alles eghalisiert zugunsten einer Bilanz, und die Folge sind dann Neiddebatten - der hat das, die kriegt jenes - das sind reine Sekundäreffekte.
Viele deutsche Promis haben sich ins Ausland abgesetzt - der Häme des allgegenwärtigen Neides der ressentimentgetränkten Nachbarn (welche alle Saubermann heissen) nicht mehr ausgesetzt.