Aus MensHealth.de, ich finde die Story beschreibt sehr gut die Gefühle eines betrogenen Mannes, ich habe sie leider gerade zum dritten Mal fühlen müssen! Meine Frau begreift bis heute nicht, was in mir vorgeht.
Jeder Mann kennt sie, hat schon darüber gelacht: Geschichten über Geschlechtsgenossen, die nach Hause kommen und ihre Frau mit einem anderen im Bett erwischen. Geschichten über Verlierer - wenn sie sich ereignen, dann im Leben anderer.
Das dachte auch Sven H. (34). Bis es ihm selbst passierte. Dabei sieht er aus wie einer, der auf der Gewinnerseite steht: groß, attraktiv, sportlich, ein Frauentyp. Der Kieler hat einen interessanten Job, ist Kameramann, kommt viel herum und hätte selbst jede Menge Gelegenheiten, fremdzugehen. Gelegenheiten, die er nie nutzte. Nach einer stürmischen Zeit als Single heiratete er dann vor sechs Jahren Tanja, seine große Liebe. Sie kannten sich ein Jahr, alles stimmte. "Die ist es", wusste Sven.
Noch heute wird ihm übel, wenn er an den schwärzesten Tag in seinem Leben denkt. Die Erinnerung daran sitzt ganz tief im Bauch, wie ein Schmerz in der Magengrube, der von einem kräftigen Schlag herrührt. "Ich hatte ausnahmsweise früher Drehschluss, das Wetter war so schlecht", erzählt er. "Ich war gut gelaunt, hatte viel gearbeitet in den letzten Wochen und meine Familie selten gesehen. Ich hab noch ein bisschen eingekauft und mich dann auf den Heimweg gemacht." Als er in den Flur tritt, fällt ihm eine merkwürdige Stille auf, kein fröhliches Lachen seiner dreijährigen Tochter Lea. Dann eine Männerstimme aus dem Schlafzimmer. Er hält sein Ohr an die Tür, hört seine Frau stöhnen. Er weiß nicht mehr, wie lange es dauert, bis er es schafft, die Klinke runterzudrücken - drei Sekunden, drei Minuten? "Irgendwann bin ich rein gegangen und stand mitten drin in meinem ganz persönlichen Horrorfilm", sagt Sven leise. "Tanja und ein Typ liegen nackt in unserem Bett. Starren mich an, als sei ich ein Gespenst. Über meinen ersten Gedanken könnte ich heute fast lachen - ob sie die Bettwäsche danach wechselt? Der zweite galt unserer Tochter: 'Wo, verdammt noch mal, ist Lea?' - 'Bei deiner Mutter', presst Tanja heraus." Sven erträgt den Anblick der beiden nicht eine Sekunde länger, er hat das Gefühl, keine Luft mehr zu kriegen, rennt schließlich auf die Straße.
Dass er nicht auf den Mann losgegangen ist, wundert ihn noch heute. "Wenn mir einer gesagt hätte, dass ich so etwas mal erlebe, hätte ich Stein und Bein geschworen, dass ich dem Kerl eine verpasse." Stattdessen landet Sven in einer Kneipe, versucht, das Chaos, das in seinem Inneren tobt, zu ordnen. "Ich habe an der Theke gehockt und auf die Wanduhr mir gegenüber gestarrt.Ich kann es nicht fassen, sie vögelt mit einem anderen', hämmerte es in meinem Kopf. Ich habe es gesehen. Etwas Schlimmeres kann man einem Mann nicht antun. Zu erfahren, man wird betrogen, ist das Letzte, es mit eigenen Augen zu sehen, wie ein anderer sie anpackt, das hält kein Mensch aus. So eine schickt man in die Wüste - für immer, egal, wie schön das mal war, egal, ob man ein Kind zusammen hat."
Tick, Tick. Mit jeder Bewegung des Zeigers wächst Svens Wut: Der andere hat mir alles kaputt gemacht, der marschiert einfach so in mein Leben. "Denn Tanja und ich, wir hatten ja keine Krise oder so, noch einen Tag vorher war die Welt in Ordnung, glaubte ich jedenfalls. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie einen anderen hat."
Nach einer Stunde treibt es Sven wieder in die Wohnung. "Mein erster Impuls war, mich zu betrinken. Ich ließ es, denn ich wollte nüchtern sein, wenn sie mir in die Augen sieht und sagt, warum sie das gemacht hat."
Er findet Tanja in der Küche, sie sitzt im Dunkeln und weint. Sven fängt an, Fragen zu stellen, erst stockend, dann immer schneller, jede Frage wie ein Peitschenhieb. Das ganze Repertoire: Wer ist das? Liebst du ihn? Wie lange läuft das schon? Dann geht's unter die Gürtellinie: Besorgt er es dir gut, besser als ich? Wie macht ihr es? Tanja beteuert, dass ihr der Mann nichts bedeute, ein Ex-Kollege aus der Schule, in der sie vor der Schwangerschaft als Lehrerin gearbeitet hat. Den sie zufällig wieder getroffen habe, mit dem sie zweimal zusammen war, wenn Lea bei der Oma und er mal wieder unterwegs gewesen sei. Mit ihrer Liebe zu ihm habe das überhaupt nichts zu tun, der andere bedeute ihr nichts.
Dann kommen die Rechtfertigungen: So allein habe sie sich gefühlt in der letzten Zeit. So selten sei er da gewesen, manchmal sogar am Wochenende bei Dreharbeiten. Sie habe sich von ihm im Stich gelassen gefühlt, reingedrückt in die Rolle der Ehe- und Hausfrau, die am Herd hockt und auf ihren Mann wartet. Der kaputt ist, wenn er kommt und vorm Fernseher einschläft. Und dann war da plötzlich einer, der habe ihr das Gefühl gegeben, begehrenswert zu sein. Ihre Stimme wird härter: "Das habe ich bei dir nicht mehr gespürt. Wenn ich mit dir im Bett war, ist es immer toll gewesen. Doch wie oft ist das passiert in den letzten Monaten?"
"'Jetzt bin ich wohl noch selber schuld, oder was', habe ich gebrüllt und Tanja geschüttelt", schildert Sven seine Reaktion. "Ich arbeite ja nicht zum Zeitvertreib so viel. Ich bumse doch auch nicht irgendeine, nur weil mir etwas an dir auf die Nerven geht. Wäre dir einer lieber, der den ganzen Tag um dich herumscharwenzelt, aber keine Mark nach Hause bringt?" Nein, beschwichtigt sie, so wie er sei, liebe sie ihn, sie wolle den anderen nie wieder sehen, sie habe das nur gesagt, um ihm vor Augen zu führen, dass eben nicht alles so perfekt sei, wie er denke. "Wir drehten uns im Kreis, und irgendwann konnte ich nicht mehr, es war alles gesagt", erzählt Sven. "Ich habe mich aufs Sofa gehauen, schließlich musste ich ja am nächsten Morgen wieder zum Set. Schlafen konnte ich nicht, ich grübelte, ob ich gehen oder bleiben soll."
Die nächsten Tage - Sven spricht kaum ein Wort mit Tanja, sie gehen sich aus dem Weg. "Ich weiß nicht, was den Ausschlag gegeben hat, nicht meine Koffer zu packen. Meine Liebe zu Tanja, die trotz allem noch da war, meine Tochter oder mein Kampfgeist. Ich wollte mir ja von so einer Pappnase nicht mein Leben zerstören lassen. Und ich sah auch ein, dass Tanja Recht hatte mit ihren Vorwürfen. Ich hatte sie vernachlässigt, mich in den Job verbissen. Das fand ich ja immer so toll an ihr, dass sie mich gefordert hat, dass sie mich wollte, meine Zeit, meine Aufmerksamkeit, meine Lust. Karriere und Status waren ihr eigentlich ziemlich egal. Ich habe mich dann reingesteigert in diese Vorstellung, dass ich selber schuld sei. Das hat mir das Gefühl gegeben, dass ich unser Leben auch wieder in den Griff bekommen kann."
Genau das versucht Sven in den folgenden Monaten. Bei jedem Auftrag denkt er weniger daran, was das Projekt für seine Karriere bedeutet, sondern wie er es mit seinem Familienleben in Einklang bringen kann.
"Ich habe echt zurückgesteckt, um mehr zu Haus sein zu können, habe mich um Tanja bemüht. Theaterkarten besorgt, sie in ihr Lieblingsrestaurant eingeladen", erzählt er. Doch nichts ist mehr so, wie es einmal war. Erst recht nicht beim Sex. Immer, wenn die beiden zusammen schlafen, kommen Sven die Bilder wieder hoch. Eifersucht breitet sich in seinem Alltag aus wie ein tückischer Virus. "Vom Verstand her wusste ich, dass diese Affäre für Tanja gegessen war. Außerdem hätte sie auch kaum Gelegenheit zum Fremdgehen gehabt, ich war ja zumindest am Abend meistens da." Das Wissen darum hilft aber nichts: Sven, der vorher nie besonders eifersüchtig gewesen war, quält das Misstrauen - mit all seinen Konsequenzen. Kontoauszüge lesen, Telefongespräche mithören, die Wahlwiederholungstaste drücken, um ihre Gespräche zu kontrollieren. Alles im Geheimen natürlich, vor Tanja will er den Souveränen spielen. "Ich habe mir immer wieder gesagt, du hast dich entschieden, uns eine Chance zu geben, und deshalb musst du das jetzt auch durchziehen."
Einem Dritten hat Sven nie erzählt, dass Tanja ihn betrogen hat. "Ich war so sicher, dass ich vergessen kann, was geschehen ist, dass ich allein damit klarkomme", sagt er und knetet seine Hände, bis die Knöchel weiß hervortreten. Doch die Distanz zwischen den beiden wird immer größer. Obwohl er nun abends nicht mehr müde ist vom Arbeiten, bleibt er trotzdem immer häufiger im Wohnzimmer, während Tanja im Schlafzimmer auf ihn wartet. "Ich war erleichtert, wenn ich zu Bett ging und sie dann schon eingeschlafen war", gesteht Sven. "Ich konnte einfach nicht mehr mit ihr in diesem Bett schlafen, in dem sie es getrieben hat. Vielleicht hätten wir umziehen sollen, doch dann hätte ich mich ja offenbaren müssen. Das wollte ich auf keinen Fall: Ich war ein betrogener Mann, und ich wollte mich nicht wie einer benehmen, weil ich mir dann wie ein Weichei vorgekommen wäre."
Seine Versuche, den Coolen zu mimen, durchschaut Tanja schnell. Doch weil sie ein schlechtes Gewissen hat, die Ehe retten will, schweigt sie, ignoriert seinen inneren Rückzug. "Das gab mir das Gefühl, als behandele sie mich ein bisschen wie einen Kranken, das hat mich noch misstrauischer gemacht", sagt Sven. Als sie ihn eines Tages dabei erwischt, wie er in ihrer Handtasche wühlt, gehen ihr dann doch die Nerven durch. Sie halte es nicht mehr aus, schreit sie. Wenn er mit der Geschichte nicht leben könne, solle er es endlich aussprechen und gehen. Sie habe keine Lust mehr, in Büßerhaltung durch die Gegend zu schleichen.
"Ich kam mir so bescheuert vor, wie ich da stand, ertappt wie ein kleiner Junge", sagt Sven. "In dem Moment bin ich aufgewacht. Ich war nicht mehr ich selbst. Obwohl ich sonst nicht viel von Beziehungsgerede oder Psychologen halte, war mir klar, so geht es mit uns nicht weiter. Wenn wir wirklich zusammenbleiben wollen, brauchen wir Hilfe von außen."
In der Therapie merkt Sven, wie feindselig er gegenüber Tanja wirklich ist, wie verletzt und gekränkt. "Das war ein richtiger Krieg, den wir da vor dem Psychologen geführt haben. Ich war der Angreifer. Es war befreiend, dass ich endlich mal sagen konnte, was sie mir angetan hat. Damit war die Verarbeitung dieses traumatischen Erlebnisses, wie es der Therapeut nannte, für mich erledigt. Als es um mein Selbstverständnis als Mann ging, dass ich immer den Starken markieren muss, weil ich denke, dass ich sonst nicht geliebt werde, war ich genervt." Ein halbes Jahr gehen sie in die psychologische Praxis, dann bricht Sven die Behandlung ab.
Doch mit dem Stachel der Eifersucht hat sich Sven auch die Liebe aus dem Herzen gerissen. Obwohl die beiden noch ein Jahr lang gemeinsam "üben", stellt sich keine Harmonie mehr ein. "Ich habe ihr nicht mehr hinterher spioniert, es hat mich gar nicht mehr interessiert, was sie macht. Die Luft war raus." Tanja und Sven verreisen noch einmal zusammen, ohne Lea. Tote Hose, auch im Bett. Noch während des Urlaubs entschließen sie sich, reinen Tisch zu machen und die Scheidung einzureichen. "Als wir uns endlich dazu durchgerungen hatten, waren wir erleichtert", erzählt Sven. Acht Monate liegt der Termin vor dem Scheidungsrichter nun zurück. Lea lebt heute bei der Mutter, das Sorgerecht für das Kind haben beide. Sven wohnt ganz in der Nähe und sieht seine Tochter mehrere Male die Woche. Eine neue Beziehung hat keiner. Traum-Scheidung nach dem Alptraum Seitensprung? Sven: "Wir verstehen uns gut. Allerdings hat sich mein Verhältnis zu Frauen total verändert. Ich könnte mich nicht mehr auf was Festes einlassen. Außerdem sind Tanja und Lea nach wie vor meine Familie, auch wenn dieses Modell gescheitert ist. Ich habe gelernt, dass ich mit einem Betrug nicht umgehen kann, es geht einfach nicht. Vielleicht bin ich ein Sturkopf, der das Liebste aufgibt, was er besitzt, weil er nicht verzeihen kann, aber egal, dann bin ich eben einer."