Hey ihr Lieben,
Achtung, wird ein langer Post. Ihr könnt mich gern moralisch verurteilen. Ich frage mich nur, ob es irgendwen mit einer ähnlich verkorksten Geschichte gibt und ob ihr irgendwelche Ratschläge habt..
Vor 11 Jahren (ich war 14) habe ich diesen Jungen (16) kennengelernt. Über ein Internetforum für Schüler. Wir gingen nicht auf die selbe Schule. Er schrieb mich an und dann nahm das Elend seinen Lauf.. wir schrieben und schrieben und schrieben. Die Worte flossen nur so aus uns heraus und da war sofort etwas zwischen uns. Obwohl wir zwei naive Kinder waren, kann ich rückblickend immer noch sagen, dass da etwas besonderes war. Nachdem ich mich lange davor gedrückt hatte (ich war leicht übergewichtig und deshalb schüchtern), trafen wir uns. Liefen stundenlang, kilometerweit durch die Gegend und redeten und redeten. Am Ende haben wir uns zum Abschied geküsst. Ich kann mich bis heute genau daran erinnern. Dann kamen wir zusammen. Und begannen zu streiten. Viel zu streiten. Ich war sehr dumm und wollte mich damals nicht "binden". Wollte meinen Spaß haben. Also trennten wir uns wieder. Aber es war wie verhext. Wir liefen uns ständig ungewollt über den Weg (waren oft auf den selben Konzerten, komme aus der Metalszene). Und wir schmachteten uns hoffnungslos an. Alle Leute im Raum waren egal für mich, wenn er da war. Und umgekehrt auch. Wir fingen immer wieder an uns zu schreiben, kamen wieder zusammen, stritten wieder, trennten uns. Hassten uns dann, nur um uns gegenseitig fürchterlich zu vermissen und uns wieder anzuschmachten. Das ging einige Jahre immer so hin und her. Einmal stand er nachts bei einer Freundin vor der Tür, bei der ich übernachtete und erklärte seine unsterbliche Liebe zu mir. Ich ging dann mit zu ihm und das ganze Theater ging wieder von vorn los. Das ging einige Jahre so. Dann zog er weit weg, um ein Berufskolleg zu besuchen. Wir schrieben trotzdem immer weiter, auch, wenn wir beide Partner hatten. Das muss ich noch erwähnen, wir hatten ständig andere Partner, die wir für den anderen wieder verließen. Betrogen diese auch. Und ich hasste jede seiner neuen Freundinnen leidenschaftlich. Wir auch immer, wir sahen uns lange nicht. Dann kam vor 5 Jahren ein Abend, an dem in meiner Heimatstadt Kneipenabend war. Aus heiterem Himmel schrieb er mir, dass er in der Stadt ist und in einer Bar sitzt. Ich sagte meinem damaligen Freund, dass ich mich mit anderen Freunden treffe und wir uns später wiedersehen. Dann bin ich zu IHM. Meine Füße konnten mich nicht schnell genug tragen. Ich stürmte in die Bar, er sah mich, ich sah ihn. Wir liefen uns entgegen, fielen uns in die Arme und hielten uns aneinander fest wie Ertrinkende. Die Luft knisterte vor Spannung und Verzweiflung und Liebe. Wir redeten danach etwas, küssten uns und mussten uns dann wieder verabschieden. Das war das letzte Mal, dass wir uns sahen.. dieser Abschied war unglaublich schwer. Wir schrieben dann lange nicht miteinander. Ich lernte kurz darauf meinen jetzigen Ehemann kennen. Wir haben eine sehr harmonische Beziehung, in der es nicht viel Streit gibt und viel Liebe. Nach 3 Jahren machte er mir einen Antrag und sagte glücklich ja. Wir sind jetzt 5 Jahre zusammen, davon 1 Jahr verheiratet. In den Jahren fing ich irgendwann wieder das schreiben mit IHM an. Und wir schwelgten in Erinnerungen, schmacheten uns wieder an, fragten uns immer wieder, was falsch gelaufen war. Er hatte auch wieder eine Freundin. Es war sehr unfair unseren Partnern gegenüber. Einfach scheiße, aber wir kamen nicht davon los. Dann schrieben wir eine Weile nicht und dann ganz kurz vor der Hochzeit wieder. Dabei fanden wir raus, dass wir zwei Tage später beide AM GLEICHEN TAG, ZUR SELBEN SCHEIß UHRZEIT HEIRATEN!!! Nur nicht einander. Das fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht und am eigentlichen Tag unserer Hochzeiten waren wir beide unglücklich, trauerten unserer Liebe hinterher und dachten im Standesamt an den jeweils anderen. Ich weiß.. unmoralisch. Wir schrieben dann das kommende Jahr weiterhin miteinander. Flirteten. Trauerten. Vermissten. Dann kam der erste Hochzeitstag. Er postete ein Bild von sich und seiner Frau im Standesamt. Und in dem Moment wurde mir plötzlich alles zu viel. Ich wünschte mir zum ersten Mal, dass ich ihn nie kennengelernt hätte. Wollte diesen ständigen Schmerz nicht mehr mit mir rumschleppen.. also schrieb ich ihm.. dass ich ihm alles Gute wünsche, dass er mit seiner Frau glücklich wird, ich ihm aber nicht mehr dabei zusehen kann. Und dass ich endgültig nicht mehr kann. Dass ich immer wieder für ihn mein eigenes Glück aufs Spiel setze und das nicht mehr will. Er antwortete "wenn du jetzt gehst, dann für immer.. nochmal mache ich es alles nicht mit".. und dann hab ich ihn überall blockiert. Das ist 4 Monate her. Erst ging es mir gut und ich fühlte mich erleichtert. Aber jetzt.. bin ich wieder unglücklich.. traurig. Sein Verlust tut weh. Manchmal sogar körperlich. Dann überkommt mich der Gedanke an ihn und ich kann nicht mehr atmen. Ringe nach Luft. Und mein Brustkorb fühlt sich an wie ein großes schwarzes Loch. Ich muss mich dann beruhigen, zwingen langsam zu atmen. Ohne Witz, es fühlt sich an, als wäre ich unvollständig. Ich spüre mit jeder Faser des Körpers, dass er nicht mehr "da" ist. Und weiß nicht, was ich noch tun soll. Ich spiele die glückliche Ehefrau, in meinem eigenen kleinen Gefängnis und verzweifle innerlich. Hat jemand einen Rat für mich? Ich will ihn nicht zurück. Ich will nur, dass dieser Schmerz aufhört. Gibt es sowas wie Menschen, die ohneinander einfach nicht existieren können? Ich glaube nicht an Esoterik und sowas, aber manchmal denke ich, er ist mein Schicksal. Meine Erdanziehungskraft. 11 verdammte Jahre und immer noch kein Ende...