Ich wachte heute morgen auf. Was für einen Sinn macht das Leben? Wieder zur Arbeit fahren? Es kostet mich die aller größte Anstrengung, Überwindung überhaupt aufzustehen. Stark sein, ja das muss ich, für mein Kind. Ich muss es zur Schule bringen. Draußen hat es geregnet. Also fühlt ich sinnlos an. Wieder ein Tag an dem ich zur Arbeit muss. Wieder über die Autobahn, im Stau stehen, ins Parkhaus fahren, die Türe zur Firma mit der Ziehkarte öffnen. Ein freundliches Lächeln im Aufzug. Es fühlt sich tot an.
Vorher habe ich noch mein Kind in der Schule abgegeben. Die Betreuungsperson. Immer immer immer ist sie fröhlich, nett, gut drauf. Sie durchbricht meinen Panzer kaum. Ich setze wie jeden Morgen ein paar gekünzelte Sätze auf, versuche wie schon seit 20 Jahren freundlich rüberzukommen. Auf dem Weg ins Auto fange ich an zu Weinen. Im tiefen Inneren gibt es nichts was ich mehr begehre: Die Fröhlichkeit, Ausgeglichenheit dieser Frau innne zu haben. Mir hingegen erscheint alles wie in einem schlechten Film.
Ich sitze im Auto, sehe wieder die gleichen Bäume, Brücken, Autobahnen, Autos, Menschen. Die sich mir seit Jahren immer wiederkehrende Frage; WIE SCHAFFEN ES ALL DIESE MENSCHEN zu funkionieren? Ich beneide sie, verachte sie manchmal. Ich stelle mir die Frage wirklich immer wieder. Ich muss ja schon nur an zwei Tagen arbeiten, da es mir finanziell einigermaßen geht. Ein Vollzeitjob würde in eine Volldepression ausarten.
Habe 11 Jahre Vollzeit gearbeitet. Länger sogar. Egal was ich machte: Immer der gleiche Gefühlszustand. Kein Sinn sehe ich im Job. Ich schleppe mich nur hin, um mein Leben zahlen zu können.
Ja ja, ALLE Maßnahmen, Medikamente, Floskeln, Berichte, es gibt einfach nichts in diesem Leben was ich unversucht ließ gegen diese Depressionen anzukommen. NICHTS! Ich habe sie missachtet, mich mit fröhlichen Menschen umgeben, KEIN negatives Wort, Gedankengut an mich herangelassen. Selber durch Literatur Mechanismen entwickelt kein negatives Vokabular von mir zu lassen, nur das positive zu sehen.
Es gab die Gegenseite, alles reinlassen, sich gehen lassen, den ganzen Tag im Bett liegen, die Depression anzunehmen, mit ihr Hand in Hand durch den Wald spazieren.
Laufen sowieso, Sport, Therapie, nicht nur eine, um auszuschließen ich hätte ja an den falschen Therapeuten geraten sein können.
Mir ist gerade die Depression um so mehr verhasst, mehr denn je im Moment, da es mir diesen Sommer einige Monate ungewöhnlich gut ging. Da spürte ich wieder nach 20 Jahren wie es ist "Normal" zu sein. Ja sei es der aller einfachste Mensch auf dieser Welt zu sein, der vielleicht den allerletzten Job hat, sei er nur fröhlich. Für mich depressive ist dies ein Gut, dass ich begehre, bewundere, beneide. Als nun die Depression wieder über mich hereinkam, merkte ich schmerzlich, wie ekelhaft sinnlos und grausam mein Leben ist. Wie sehr ich diesen widerlichen Gemütszustand verabscheue.
Ich trage seit 20 Jahren eine Maske, da ist immer eine Mauer um mich herum, ich bin eine depressiv gestimmte Persönlichkeeit. Mein Fazit ist: Genauso wie der lebenslusttige Italiener von nebenan, der seine Disposition nicht abwergen kann, kann ich genauso wenig meine Depris ablegen.
Glaubt mir, es ist nicht so, dass ich dieses verhasste Stück Sch.. (die Depression) ständig zum Thema mache. Ich bin meinen Weg gegangen, bin auf der Karriereleiter augestiegen. Bin 100000 Mal am Abend weggegenangen, obwohl ich mich beschissen fühlte. Da ist immer dieser Tunnel um mich herum.
Lachen, freundliche Mimiken, das kommt oft einfach nicht an mich ran.
Noch kurz wie sich das alles auf eine Beziehung auswirkt: Ich kann Streckenweise Nähe nicht ertragen. Der Partner fragt sich was los sei. Die Antriebskraft ist total geschwächt manchmal. NICHTS macht einen Sinn. Durch einen bei mir sehr stark ausgeprägten Kampftrieb lebe ich trotzdem. Also während jetzt der schwächere Depressive sagen würde: Ne, es macht für mich keinen Sinn heute am Sonntag mit euch einen Ausflug zu machen, da es mir schlecht geht. Sage ich: Die Ursache für das Nichtwollen liegt in der Depression und die will ich fi... und deshalb fahre ich mit euch. Ich fühle mich zwar grausam, mache es trotzdem.
Ich bin hier schon beschimpft worden in Foren, ich solle mich nicht anstellen, würde immer nur das negative sehen. Oh nein, mein Kampf währt schon ewig und die Depression hat sich in mir einen wirklich knüppelharten Gegnerr gesucht, trotzdem ist sie oft stärker diese Schl...!
Ich möchte noch kurz am Ende sagen, dass ich keinem Menschen der Erde wünsche an der Seite einer depressiven Person zu leben. Ergreift die Flucht, versaut euer Leben nicht. Es ist etwas so subtiles, unzulängliches und der Betroffene kann oft BEIM BESTEN WILLEN nicht aus seiner Haut. Dann heisst es, ach jetzt dreht sich wieder schön alles um dich: Glaubt mir, ihr kennt die Macht dieses Soges nicht. Keiner sollte sich anmaßen sich ein Urteil zu erlauben, wenn er nicht selber je diesen Gefühlszustand erlebt hat.
Alle Achtung an die, die ihr Leben trotz dieser Erkrankung irgendwie meistern.
Meine Ursachen für diese Erkrankung liegen in einer grausigen Kindheit, alles über Jahre auf der Couch analysiert, teils in Amerika bei Top-Psychologen. Jahrelange harte Arbeit.
Klar meine Grundtendenzen haben sich verändert, so können auch Tage, Momente von einer unglaublichen Fröhlichkeit, Intensität sein. Wo ich dann wiederrum denke: So intensiv kann kein normaler Mensch fühlen.
Dann gab es Phasen in denen ich durch die manischen positiven Phasen Massen begeistern konnte und beruflich sehr viel erreichen konnte.
Aber das war nicht authentisch. Zwar habe ich mir dadurch Haus und ... erwerben können. Aber die Ursache für diesen finanziellen Schub liegt auch hier in der Depression.
Noch am Ende: In meinem persönlichen Umfeld wissen viele Menschen nichts von der Depression. Ich will damit sagen: Ich stelle das nicht immer so dar, wie jetzt hier um Aufmerksamkeit zu erregen. Engste Freunde und Familie wissen nicht Bescheid. Es sind nur ganz wenig Auserwählte. von denen ich glaubte, dass sie irgendwie eine Antenne dafür haben.