Davon kann ich auch ein Liedchen singen
Hallo Ipanema,
es gab eine Zeit, da konnte ich mich ob so einer Einstellung nur fassungslos an den Kopf fassen.
Etwa um die Zeit, da ich Vordiplom machte, fragte mich doch meine Vermieterin, ob ich nicht die Beziehung zu meinem Freund überdenken wolle. Er sei schließlich nur ... (setz hier irgendetwas Praktisches ein wie Fliesenleger, Altenpfleger o.ä.) und würde mir als angehender Akademikerin wohl nicht auf Dauer intellektuell angemessen sein. !!!
Ich dachte, mich trifft der Schlag und schob diese Einstellung auf ihr vorgerücktes Alter.
Freilich haben wir nicht aneinander zu zweifeln begonnen und wären auch weiterhin problemlos miteinander ausgekommen. Auch wenn ich Professorin und er Bäckermeister geworden wäre. Davon bin ich felsenfest überzeugt.
Nun bekam er aber diese (Pollen/Mehlstaub/Tierhaar/egal was /Allergie), die ihn an der Ausübung seines Berufes hinderte. Daraufhin war es das Klügste für ihn ein Studium anzufangen, um auf einen vernünftig bezahlten Beruf in einer reizfreien Umgebung hinzuarbeiten. Ergebnis: jetzt sind wir beide Akademiker; meine Ex-Vermieterin wär's zufrieden. Seine uralte Akademikerfamilie war ohnehin immer dagegen gewesen, daß er so etwas "Dreckiges" gelernt hatte.
Das große ABER kommt jetzt: Er meint tatsächlich, er könne mich nun in vielerlei Hinsicht besser verstehen als in den Jahren vor seinem Studium.
Oder liegt das allein an den miteinander verbrachten Jahren? Er bezweifelt es.
Was das Ursprungsmilieu angeht, ist es für mich persönlich ein Segen, nicht daran gebunden zu sein. Wieder in die "Ungelernte Sozialhilfeempfänger-Kaste" zurück?
Bitte, bitte nicht. Ich bin glücklich, daß es ist, wie es ist. Vielleicht scheitern deshalb Ehen, aber andere wiederum hätten nicht die Chance zu Stande zu kommen.
LG,
Brüni