Danke
für deine ausführliche Antwort, sie hat mir weiter geholfen.
Allerdings habe ich heute nochmal lange über die Sache nachgedacht und muss noch ein paar Dinge ergänzen.
Mein Vater ist nicht aufgrund seiner Suchtprobleme aggressiv, ich glaube, dass es eher andersherum ist. Er hat drei ganz entscheidende Eigenschaften, die sein Leben bestimmen und mit denen er sich immer wieder in die Sch*** manövriert.
1. Er ist in übertriebenem Maße impulsiv. Er fühlt sich unangemessen schnell provoziert oder angegriffen und geht dann die Decke hoch. Da reicht ein falsches Wort, es ist ein wahres Mienenfeld. Man kann ihn sich vorstellen, wie einen testosterongeladenen, betrunkenen Teenager nachts in der Disco. Nur, dass mein Vater halt schon fast 60 ist...
2. Er kennt keine Grenzen, was in Alltagssituationen schon anstrengend ist, im Zusammenhang mit seinem impulsiven Verhalten aber schnell zur Eskalation führt. Er geht nicht nur verbal vollkommen unter die Gürtellinie, sondern wird auch handgreiflich und ich kann nicht einschätzen, wie weit er dabei in seiner Wut tatsächlich gehen würde. Er ist meiner Meinung nach unberechenbar.
3. Ihm fehlt jegliche Selbstreflektion. Die ersten beiden Punkte darf man nicht ansprechen, weil er sonst sofort aggro wird. Gleichzeitig ist er aber depressiv und versteht nicht, warum sein leben so schlecht läuft und er so viel Pech hat und sucht die Schuld, bei anderen (die ihm grundsätzlich nur Böses wollen)
Ich glaub auch, dass er da eine Wahrnehmungsstörung hat. Er verdreht oft die Wahrheit, aber es kommt mir so vor, als würde er seine verdrehten Versionen selbst so glauben, wie er sie erzählt.
Er war auch schon in psychiatrischer Behandlung vor einigen Jahren (allerdings wegen Depressionen) und bei einem Psychiater, aber der konnte ihm scheinbar nicht helfen. Die Suchtprobleme entstanden meiner Meinung nach erst danach, aus seiner Unzufriedenheit heraus. Weil er regelmäßig seine Jobs und seine Freunde verliert aufgrund unangebrachten Verhaltens.
Auf der anderen Seite tut es mir eben deswegen Leid, weil er durchaus auch gute Eigenschaften hat, auch wenn das nicht so klingt. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, viel Zivilcourage und zu vielen Dingen eine tolle Einstellung. er kauft ständig Spielsachen für seine Enkelkinder und ich hab es noch nicht fertig gebracht, ihn mal einzuladen und sie kennen zu lernen. Auch meinen Mann kennt er nicht.
Es ist einfach unmöglich, in irgendeiner Art mit ihm zusammen zu leben, er ist wie eine tickende Zeitbombe, man muss immer aufpassen, nix Falsches zu sagen.
Bisher hab ich es so gemacht, mich ab und an mal auf neutralem Boden mit ihm zu treffen, aber ich weiß einfach nicht, ob ich das weiterhin will. Ich hab das Gefühl, es bringt mir nix. Ich höre mir immer wieder an, was er SCHON WIEDER alles verbockt hat, darf ihm aber nicht sagen, dass er selbst Schuld dran ist.