Mit diesem Thema kam ich lange nicht in Berührung. Nach dem ich mich vor 8 Jahren von meiner Frau scheiden liess, stolperte ich aber gleich zwei Mal in beinahe identische Geschichten mit Frauen, die nach einer kurzen und sehr leidenschaftlichen Zeit komplett untertauchten. Wie vermutlich die meisten, suchte ich anfänglich die Ursachen bei mir. Und tatsächlich glaube ich bis heute, dass ich für gewisse, mögliche Partnerinnen in dem Sinne zu richtig war, dass mein Charakter, mein bisheriges Leben und die Art und Weise wie ich mich in der Gesellschaft bewege von ihnen zwar idealisert wurde, aber auch forderte und offenbar überforderte.
Erst allmählich öffneten mir jeweils gemeinsame Freunde und Bekannte eine differnziertere Sicht. Was sich heute zu meinen beiden Fallbeispielen sagen lässt ist, dass gleich mehrere Aspekte aus dem knapp und gut erklärenden Gofeminin-Beitrag zutrafen und in Kombination eine unheilvolle Wirkung entfalteten. Beide Frauen wuchsen ohne Väter in einem eher kühlen und distanzierten Familienumfeld auf. Weder gab es Brüder als Geschwister noch andere positive, männliche Vorbilder. In der Schulzeit als Aussenseiterinnen bekannt, wurden sie von ihren Müttern entweder extrem auf Leistung und Wettbewerb getrimmt oder komplett ignoriert. Vorausgegangene Männerfreundschaften waren oberflächlich bis destruktiv und stets nur von kurzer Dauer. Beide Frauen wirkten ungemein selbsbestimmt, mit grossem Hunger auf das Leben. Sobald es nicht nur um Sex und gemeinsame Interessen sondern um Gefühle oder tiefgründige Gespräche ging, stand ich aber vor unüberwindbaren Mauern.
Ich weiss nicht was Liebe ist, ich kann mir nicht vorstellen nur mit einem Mann zusammen zu sein, ich habe Angst verletzt zu werden, ich bleibe wohl besser alleine waren viel gehörte Aussagen. Und: Lass mich normal beginnen. Das hat mich damals sehr verletzt. Denn weder war sie dabei zu beginnen noch betrachtete ich mich als nicht normal.
Mit der einen Frau hat sich jetzt Jahre danach eine gute Freundschaft ergeben, die andere ist und bleibt vom Erdboden verschluckt.
Ich lebe heute in einer sehr glücklichen Beziehung mit einer deutlich jüngeren Frau. Auch ihr ist, mit Blick auf zahlreiche Kolleginnen, das Thema sehr vertraut. Hier über die Schulter blickend meint sie, dass das grösste Problem in der Fülle der vermeintlichen Angebote liege, und sich viele nicht mehr zu einer Entscheidung durchzuringen getrauen. Es könnte ja noch was besseres kommen, und das Leben fühle sich unendlich an.
Und tatsächlich, wohin wir sehen, schwärmt das Lebens-Marketing von Eintauschprämien, Bonusprogrammen und Cashback. Ganz im Sinne von: Du hast noch was besseres verdient. Wundern wir uns also nicht!