kennt ihr das, wenn man in eine geschichte gerät, die einen bis zu den sternen hoffen, lachen, strahlen, nach ihnen greifen und sie ganz nah spüren lässt? und es kommt einem vor wie der bruchteil einer sekunde und schon ist man dem boden wieder so nah, dass man schon fast den asphalt spürt bei dem gedanken daran. man hängt also so in der luft zwischen himmel und erde und doch bereut man keine sekunde.
hier ist meine geschichte. mein kryptonit, meine erdung.
ich bin kompliziert. eine typische "jungfrau" und brauche ordnung in allen lebenslagen. ich muss jedes geschehen, alles was mich berührt, beschäftigt und teil meines lebens ist verstehen, auswerten und "aufräumen" können. bin ich ein kontrollfreak? vielleicht ein bisschen. ich lasse mich ungerne überraschen und bin immer gerne vorbereitet auf das, was mich erwartet. meine bisherigen festen beziehungen? entscheidungen. nach abwiegen der vor- und nachteile, nach herantesten und ausloten ob die kombination funktioniert. eine entscheidung für jemanden, der nach diesen denkprozessen für geeignet befunden wurde. haben mich diese beziehungen erfüllt? nein. waren sie wichtig und schön? ja natürlich, ganz aus stein bin ich ja nun doch nicht.
das jahr 2014 endet und ich entscheide mich, eine weitere beziehung aufzugeben. ich sehe ein, dass ich jemandem, der aufrichtige liebe verdient hat nur im weg stehe, diese auch zu finden. schweren herzens trenne ich mich von einem partner, mit dem ich viel gemeinsam gemeistert und an vielen dingen gewachsen bin. aber das wort "partner" beschreibt leider auch alles, was wir füreinander waren.
2015 startet und ich laufe wie mit scheuklappen durch die welt. fixiert darauf, alleine zu sein, bei mir. einfach ich zu sein und die verantwortung dafür, zu versuchen jemanden zu lieben nicht zu tragen.
und dann tritt er in mein leben. es passiert nicht langsam, stück für stück, leicht und zart. es überfällt mich einfach. ich habe keine gelegenheit, meine rationalität zu finden, denn es holt mich ab noch bevor ich es realisiere. er ist von der ersten begegnung her der eine mensch, der meine ganze welt auf den kopf stellt. noch nie habe ich mich so gefühlt, wie wenn er mich ansieht. die sache beginnt nicht langsam, sie rast. wir treffen uns das erste mal, verabreden uns erneut. stehen fortan jeden tag in kontakt. ob am telefon, oder per whatsapp. sehen uns mehrmals die woche und jedes mal ist jede einzelne minute so intensiv, dass es einen fast gänzlich verzehrt. die welt gerät aus ihren fugen und alles erhält diese eigendynamik, die für jeden normalen menschen das höchste der gefühle ist - die verliebtheit. für mich ist es einschüchternd und beängstigend. neuland und unberechenbar. mit jedem bisschen das er mir näher kommt, fühle ich mich einerseits beflügelt und im direkten gegenzug völlig überfordert und verängstigt. manchmal ertappe ich mich dabei, nicht zu glauben dass mir das tatsächlich passiert. dass er, dieser eine große wunderschönste, tiefgründigste und interessanteste mensch tatsächlich hier bei mir liegt und gerne dort ist. mich behütet und mit allem was er ist langsam anfängt an meiner oberfläche zu kratzen.
und genau da beginnt unser ende.
zieht er mich an sich, zucke ich. der kontrollverlust meiner eigenen gefühlswelt überfordert mich. ich fange an, hin und herzurudern. mich genau so zu verhalten, wie es jeden mann abschrecken würde. aber er hält sich tapfer. 2-3 mal schaffen wir es, wieder zueinander zu finden. er ist auch nicht ganz einfach. von anfang an macht er mir klar, dass auch er probleme hat und seine zeit braucht, um sich auf jemanden einzulassen. eine tödliche information für ein abwehrgestörtes mädchen wie mich. denn genau da ist meine angriffsfläche. ich versteife mich darauf, und kontere mit tempo. möchte klarheit. möchte die sache "definieren". damit ich wie gewohnt "aufräumen" kann. wo stehen wir, was ist das. genau die fragen, die ihm probleme bereiten wenn zu früh gestellt. und ich frage sie. die folge? rückzug. "super, geschafft!!" denkt die kontrollseite in mir. "geh bitte nicht!!", mein herz.
er sagt, dass derzeit die sache einfach ist was sie ist und er sich dazu momentan keine gedanken machen kann. dass er mich gerne weiter sieht, wenn das für mich unter den umständen wie sie derzeit sind in ordnung ist. und hier beginne ich wieder zum alptraum zu werden:
ich sage ja
ich sage nein, wir sehen uns nicht mehr
wir treffen uns zufällig auf einer party, ich versuche mich ihm zu nähern
um mich am nächsten tag wieder rauszuziehen.
und dann verliere ich ihn.
bei einem telefonat wochen später, erfahre ich dass das hin- und her einfach zu viel ist. völlig verständlich. dennoch einigen wir uns, den kontakt langsam aufzubauen.
und nun? nun hat er sich wieder rausgezogen aus der geschichte. völlig wortlos und ohne aussprache. liest er meine nachrichten? ja. hört er meine sprachnachrichten ab? sofort nach erhalt. reagiert er? kein einziges mal.
und ich stehe hier vor den scherben meiner einen - der einen - liebesgeschichte in meinem leben. und vermisse ihn, jeden tag. ich sehe uns wie geister überall. all die momente, die mein leben dieses eine mal unberechenbar machten. ohne eine chance auf eine aussprache.
rückblickend war die zeit vom rationalen punkt aus betrachtet kurz.
aber sie war so intensiv wie ein leben lang lieben.
so schön, wie man es sich nicht wagt vorzustellen.
und der schmerz des verlustes ist so groß, dass ich es manchmal nicht fassen kann.
für jeden, der bis hier her gelesen hat, an alle kopfmenschen, aufräumer, zuvieldenker, kontroll-liebhaber und alleinkämpfer: seid bitte mutiger als ich. wehrt euch nicht gegen dinge die sich gut anfühlen, nur weil sie manchmal schwer zu kalkulieren sind. saugt auf, was euch glück bringt und haltet fest, was es auslöst.
ich werde mein kryptonit immer vermissen. egal was es war, es war einfach schön. habe ich nun den größten verlustschmerz meines liebeslebens? ja. aber ich hatte dafür auch die schönste zeit überhaupt. und ich bin dankbar. traurig, aber dankbar. von ganzem herzen.