Klar...Die Verantwortung lieg bei mir. Dessen bin ich mir bewusst. Klar ist auch, dass ein gewisser Nährboden vorhanden sein muss, dass so etwas überhaupt passiert. Ein Opfer des Zufalls bin ich nicht.
Ich habe nie Probleme gehabt Frauen kennenzulernen. Ich genieße eine hohe Reputation, weil ich mich öffentlich engagiere. Und es gab immer auch Avancen von Frauen. Ich war dem gegenüber aber immer immun, auch wenn es natürlich sehr meinem Ego geschmeichelt hat. Warum ich jetzt darauf einsteige, kann ich mir nicht erklären. Ich schwebe nicht nur auf Wolke 7, sondern bin auch wütend auf mich selbst.
Ich gehe mit mir auch entsprechend hart ins Gericht. Ich bin ein offener Mensch und im Job klar strukturiert und benenne die Dinge auch, die mir nicht gefallen. Die Mitarbeiter wissen immer wo ich stehe und ich bin auch für Kritik offen. In meiner jetzigen Ehe habe ich offensichtlich genau da versagt. Meine Ehefrau ist eine starke Persönlichkeit. Ich habe allerdings mich in den letzter Zeit zunehmend mit meinen Bedürfnissen und Wünschen hinten angestellt, weil sie ein paar gesundheitliche Probleme hatte und zudem in ihrem Job unter Druck geraten ist.
Den letzten Sex hatten wir vor einem Jahr. Wir unterhalten uns über die Kinder, Schule etc und nicht mehr über die grundsätzlichen Dinge des Lebens. Die gemeinsamen Schnittmengen sind über die Jahre kleiner geworden. Neben unseren gemeinsamen Freunden, haben wir beide zusätzliche Freundeskreise. Wir unternehmen nicht mehr als viel zusammen, sondern häufig getrennt. Ich konnte sie dahingehend auch nicht mehr motivieren und es war mir irgendwann auch nicht mehr wichtig.
Auf der anderen Seite die Kollegin. Sie ist ebenfalls eine starke Persönlichkeit. Es gibt sehr viele Schnittmengen. Beide politisch engagiert. Reisewütig. Lieben den gleichen Sport. Was aber noch wichtiger ist, wir können stundenlang über alles reden. Klar mir ist bewusst, dass ich das mit der rosaroten Brille sehe. Allerdings ist die Nähe für mich erstmal sehr ungewöhnlich.
Aber auch die Frage warum sie meine Nähe sucht beschäftigt mich. Was findet sie an mir? Ist es der erfolgreiche und öffentliche Mensch? Die „Vaterfigur, die ich keineswegs sein will? Nur Schwärmerei für den Chef? Doch nur der schnelle Sex? Oder entsteht da eine tragfähige Beziehungssubstanz. Fragen dies sie mir noch nicht beantworten kann und mit denen sie sich auch rumschlägt.
Aber richtig. Es muss zeitnah eine Entscheidung her und ich bin am Zug. Eine Trennung bedeutet aber definitiv nicht automatisch ein Einstieg in eine neue Beziehung. Die Kollegin hat auch gerade eine Beziehung hinter sich und braucht noch genauso Zeit wie ich. Den Sex haben wir ohnehin ausgeklammert.
Die Klärung meiner Ehe wird, auch ohne Trennung ein, aufwühlender Prozess. Die Kinder liegen mir sehr am Herzen. Das Kind aus der ersten Ehe ist bei mir aufgewachsen und damals gab es aber eine einvernehmliche Trennung. Meine jetzige Frau würde sicher ganz anderes agieren und eine Trennung wäre bedeutet schwieriger für beide.
Am Wochenende werden wir hoffentlich reden können. Was läuft gut was und läuft nicht gut? Was haben wir für Wünsche etc. Ich bin mir sicher, dass an der Entwicklung der Ehe maßgeblich beteiligt war. Für müssen aber einen Kommunikationskanal eröffnen, wenn die Ehe noch ein Chance haben soll.
Trotz alldem bleiben die Schmetterlinge..