Seit meiner Jugend leide ich unter Depressionen. Mittlerweile muss ich sagen: Ich würde diese Depressionen am liebsten jeden Tag so sehr durchprügeln, dass sie sich irgendwo an einen Ort vergraben, an dem sie nie wieder auffindbar sind. Ich habe eine jahrelange Therapie hinter mir, dann wieder eine, Medikamente...
Ich habe versucht in jeglicher Form mit dieser Krankheit umzugehen: Akzeptanz, Verdrängung, habe Sport getrieben... immer wieder 1 Millionen Gespräche geführt.
Ursache meiner Krankheit liegt eine starke Vernachlässigung von Seiten meines Vaters zu Grunde. Er war während des 2. Weltkrieges in einem KZ, hat dort Jahre um sein Leben bangen müssen. Vollkommen traumatisiert, wie ein immerwährend daherflatterndes Gespenst begleitete er mein Leben. Ignoranz, Desinteresse, Abwertungen, das vollkommene Alleinesein standen an der Tagesordung.
Ich habe mich eigenständig von dem Zugang einer Hauptschule zu einem Universitätsabschluss durchgearbeitet. Bin heute Wohnungsbesitzerin, habe ein Kind, aber immer ganz grausame Beziehungen. Bin total unglücklich in jeder Beziehung.
Weiterzumachen lohnt es sich für mein Kind. Ich werde ihm gerecht, versuche ihm, trotz meiner Krankheit Lebensfreude zu schenken, wertvolle Werte weiterzugeben und für ihn da zu sein.
Trotzdem prägen die Depressionen mein Leben. Ich wünsche meinem ärgsten Feind nicht auch nur einen Tag zu fühlen, was es bedeutet sich depressiv zu fühlen.
Ich habe wirklich ALLES versucht, ALLES, dieser Zustand lässt sich nicht ändern und ich könnte manchmal darauf KOTZEN!
Abwechselnd löst eine Problematik die andere ab. Fühle ich mich zeitweise einsam wie der einsamste Mensch, wird dieses Gefühl urplötzlich wieder davon abgelöst, dass ich mich antriebslos fühle. Dann fühle ich mich wieder minderwertig, unattraktiv, habe Existenzängste. Es ist das volle Programm.
Und glaubt mir. Ich bin kein Jammerlappen. Wollte mich einfach mal ausheulen. Ich war auch schon mal an dem Punkt an dem ich die Depressionen so sehr verdammt habe, dass ich mir geschworen habe, sie GAR nicht irgendwie zum Gegenstand werden zu lassen.
Hat nicht geklappt.
Mein Kind besucht seinen Pap sehr oft, worüber ich sehr froh bin, denn ich fühle mich auch oft schuldig, dass ich so DISFUNKTIONAL bin und denke mir, dann kriegt er wenigstens einen psychisch gesunden Part mit und muss nicht immer nur mit einer so deprimierten Person zusammen sein.
Das Leben ist oft für mich ein einziger Kampf!