Hallo ihr,
ich möchte einfach etwas von meinem Frust loswerden und mal fremde/andere Meinungen hören, um vielleicht einen anderen Blick auf die Sache zu bekommen. Ich fühle mich selber ja schon zu sehr in einer Einbahnstraße mit ganz großen Scheuklappen.
Ich (26) bin mit meinem Freund (31) nun 7 Jahre zusammen. Wir haben zwei Kinder (Zwillinge bald 3 Jahre alt), wohnen in einem Haus in einem kleinen Dorf und leben finanziell gut gesichert durch die Selbstständigkeit meines Freundes.
Unsere Kinder waren ungeplant und kamen in einer schwierigen Lebensphase von mir. Ich hatte gerade mein Medizinstudium abgebrochen und trennte mich von der Bundeswehr (war Sanitätssoldatin). Mir fielen diese Entscheidungen sehr schwer aber sie waren für mich die Richtigen. Wir hatten damals gemeinsam beschlossen, dass ich nach der Schwangerschaft wieder studieren könnte. Während meiner Schwangerschaft kauften wir unser Haus in seinem Heimatdorf. Die Entscheidung musste innerhalb von ein paar Tagen fallen und ich hatte damals wohl eine typische Schwangerschaftskrise mit den typischen Fragen: Werde ich eine gute Mutter sein?, Schaffen wir dies Alles?, Was ist, wenn nicht? Ich war zu dieser Zeit auch eher skeptisch mit dem Hauskauf aber mein Freund und seine Familie überzeugten mich, dass dies das Beste für meine Kinder sei. Meine Kinder kamen und irgendwie schaffte ich es. Ich war von Anfang ganz allein auf mich gestellt. Meine Eltern leben weit weg von uns. Seine Familie konnte nicht helfen. Er war beruflich zu sehr eingespannt.
Ich fing dann an über die Fernuni zu studieren, weil er etwas anderes nicht unterstützt hätte. Eine Mutter muss bei den Kindern sein, war der O-Ton. Das Studium fiel mir sehr schwer. Habe Schwierigkeiten mir ganz allein Dinge zu erarbeiten (ich brauche Seminare und Praktika, die den Stoff wenigstens etwas näher betrachten). Genauso fehlte mir der Austausch mit anderen Studenten. Hinzukam, dass ich von den Kindern und Hausarbeit dermaßen geschafft war, dass ich mich abends nicht aufraffen konnte. Mein Freund nahm mir die Kinder nie ab und ich konnte nur mal richtig lernen, wenn meine Eltern zu uns gekommen sind. Was nur zweimal im Jahr kurz vor den Klausuren vorkam, da sie selber auch berufstätig sind. Die Folge war, dass ich nicht alle Klausuren bestand.
Dazukam dann noch, dass ich immer unglücklicher wurde. Ich fühlte mich als Versager, weil ich die Klausuren nicht schaffte. Oder wenn es mal unordentlich bei uns war (ich bin keine gute Hausfrau und bewundere die Frauen, die dies immer so mühelos schaffen). Oder wenn ich mal von den Kindern genervt war. Ich bekam schreckliches Heimweh (ich bin Großstädterin und hasse dieses Dorfleben). Mir fehlten die sozialen Kontakte (andere Erwachsene). Ich zweifelte an mir.
Es musste eine Lösung her. Zunächst wollte ich samstags abends arbeiten in einer Kneipe bei uns in der Nähe. Dies wollte mein Freund nicht, da wir ja genug Geld haben. Meine Einwände, dass es mir um soziale Kontakte und eigenes Geld ging, wollte er nicht hören. Die Lösung war, dass ich seine Praxis putzen darf. Dann beschloss ich, dass als die Kinder zwei wurden, dass ich wieder an einer Präsenz-Uni studieren möchte. Ich organisierte alles. Tagesmutter. Jugendamt. Beratung an der Uni. Er wusste von allem. Doch 6 Wochen vorm Studium, suchte er das Gespräch und erklärte, dass es doch besser sei, wenn ich warten würde, bis die Kinder drei wären. Es fiel das Wort Rabenmutter mit dem man mich schnell bekommen kann. Gleichzeitig belagerte mich seine beste Freundin, dass eine gute Mutter ihre Kinder nicht so früh wegschickt. Folge: Ich knickte ein und schob mein Studium wieder nach hinten.
Dann kurz vor der Einschreibungsphase behauptete er, dass Studium vielleicht nicht das Richtige für mich sei. Immerhin hatte ich eines ja schon geschmissen. Außerdem wäre da ja dieser lange Fahrtweg (Wir wohnen mindestens 1h von einer Uni weg). Außerdem hätte ich dann eine Dreifach-Belastung. Uni. Kinder. Haushalt. Da wäre doch eine Ausbildung bei uns leichter. Und zwar seine. Dann könnte ich auch gleich nach der Ausbildung bei ihm einsteigen. Er arbeitet zurzeit sehr viel und man könnte sich dann das Pensum, das er derzeitig allein stemmt, teilen. Ich fühlte mich schon so doof, dass ich dem zustimmte. Außerdem wurde mir dadurch bewusst, dass er mich zeitlich nur mit dieser Ausbildung etwas unterstützen würde. Ich bekam Panik, nie etwas zu beenden. Ich wurde angenommen.
Nun kommt diese Ausbildung immer näher und ich werde auch immer panischer. Eines meiner Lebensziele In einer Stadt wohnen und studieren muss ich begraben und es tut verdammt weh. Ich ärgere mich selber über meinen Frust und das mir dieser Kompromiss so schwer fällt. Ich liebe meine Kinder und will das Beste für sie. Trotzdem kann ich einfach an kaum etwas anderes denken, als ein Leben zu führen, das ich so gar nicht will.
Boah, es tat wirklich gut, dies jetzt mal zu schreiben. Vielen Dank dafür.
Grüße