Hier geht es mir um ein allgemeines gesellschaftliches Problem, das mir Sorgen macht. Sorry, dass das eine kleine Abhandlung wird und ich sehr viel reinpacke.
Vor 3 Wochen war ich noch in Frankreich, und überall sah ich glückliche junge Heteropaare Hand in Hand, die sich geküsst haben.
Vorletzten Sonntag habe ich in einer Parkanlage hier in Deutschland zufällig ein junges Pärchen gesehen, das Händchen gehalten hat. Aber von Küssen keine Rede. Lesbische händchenhaltende Frauen hingegen sehe ich sehr oft, das ist hier in der Stadt viel verbreiteter als erkennbare junge Heteropaare. Außerdem sind Jungs und Mädels sehr oft in getrennten Gruppen unterwegs.
Das ist schon einmal ein ganz anderes Bild als in Frankreich. Bilder können ja täuschen. Für eine seriöse Statistik reicht das nicht.
Der aktuelle Trend scheint ja, wenn sich Frau umsieht, eher nach unverbindlichen Beziehungen zu gehen.
Da stehen im Vordergrund:
- Eigenerotik verbunden mit Pornographie. Dabei spielt für junge Frauen die lesbische Komponente eine viel größere Rolle als die heterosexuelle. Bei Jungs hingegen geht es um Sex als Hochleistung in immer neuen Lustvariationen und -stellungen. Echter GV geht dann mit einer vergleichsweise sehr viel anspruchsvolleren Erregungsschwelle einher.
- allgemeiner gesellschaftlicher Trend zu einem Individualismus, der tiefere interpersonale Beziehungen gar nicht mehr zulässt.
In der Frauenbewegung ist insbesondere die Unabhängigkeit von Männern ein großes Thema. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch emotional und sexuell. Wenn eine Frau dann doch heterosexuelle Bedürfnisse hat, soll sie es eben in ONS und sehr kurzfristigen Pseudofreundschaften (falsch tituliert als Freundschaft Plus) mit einem Mann als Spielzeug treiben. Falls nicht doch eher ein Dildo reicht.
- Junge Männer verzweifeln in Zeiten von Metoo schon oft daran, überhaupt eine Frau anzusprechen. Und dafür, dass vor allem die Sensibleren unter ihnen Angst haben, überhaupt mit einer Frau Kontakt aufzunehmen, werden sie dann noch von der heiligen Margarete Stokowski als Oberfeministin gescholten. Dass ich das hier als Frau ausspreche, macht mich schon sehr der Heräsie verdächtig.
- Es gibt nicht nur den "orgasm gap" bei jungen Frauen. Es gibt im klinischen Bild statistisch nachweisbar eine immer größere Impotenz junger Männer, natürlich auch durch die leichtere Erregbarkeit durch Pornographie gefördert. Irgendwann können wir uns nur noch im Reagenzglas fortpflanzen. - Übrigens zeigen neuere Statistiken eine höhere sexuelle Zufriedenheit von jungen Frauen vor 30 - 40 Jahren als heute. Nach den modernen Heilslehren müsste es ja genau umgekehrt sein.
- Andere Jungs lernen daraus, dass MANN nur noch durch extremen Machismo zum Zuge kommt. Die Mädels können ein Lied von diesen Kerlen singen.
Leider gelingt es solchen Männern, junge Frauen dann psychisch und physisch zu dominieren und ihre sexuelle und partnerschaftliche Entwicklung nachhaltig zu schädigen.
SPRICH: Summa summarum quälen sich die Geschlechter wechselseitig. Vor allem die Einfühlsameren bleiben total auf der Strecke, bei beiden Geschlechtern!
- Nunja, ein sogenannter Forscher kündigt an, dass Cybersex den normalen Sex bis zum Jahr 2030 mehr oder weniger ablösen werde. GV gebe es dann nur noch zur Kinderzeugung, sofern es nicht besser im Reagenzglas geht.
- Diversität aller Orten. Um Missverständnisse zu verhüten, jede Orientierung ist willkommen. Aber keine darf für sich beanspruchen, Maßstab aller Dinge zu sein. Auf einer Seite, die ich jetzt nicht mehr finde, wurde aber Totaldiversität als erfreuliche neue Norm angesprochen. Demnach wäre es schon frevelhaft, nur noch hetero zu sein.
Sobald ich die Seite finde, hole ich den Nachweis nach.
Ich bin immer noch der naiven Ansicht, dass junge Leute in einer Orientierungsphase das Diversitätsgeschwafel nicht gebrauchen können. In ihrer statistischen Erhebung zur Sexualität hat unter dem Einfluss der Diversitätsideologie die EU merkwürdige Fragen gestellt, die selbst mich Ältere total verwirren. Mögliche Antworten: Hetero, lesbisch, transgender, schwul, überwiegend hetero mit lesbischem bzw. schwulen Anteil, überwiegend lesbisch oder schwul mit etwas Hetero, sowohl hetero als auch lesbisch/schwul in gleichem Maß (also 50:50). Asexuell gibt es natürlich auch noch. - Es reicht mir, das hier nur grob zu rekapitulieren, und ich habe sicher einiges vergessen. Interessanterweise sind vor allem sehr viele junge Frauen irgendetwas zwischen allem. Junge Männer sind eindeutiger.
Ich sehe hier die Gefahr, dass es schon eine Art Mode geworden ist, queer oder total divers und alles Mögliche zu sein. Hinzu kommen von der sexuellen Orientierungsdiversität mal abgesehen noch die modernen Sexualspielvarianten in unbegrenzter Fülle. - Dabei schafft es ein Großteil von Männern und Frauen nicht einmal, im GV einen gemeinsamen (wenn auch nicht zwangsläufigen) Orgasmus herbeizuführen. Weil sie keine Ahnung haben, wie so etwas überhaupt emotional und physisch funktionieren kann. Warum sollten dann die modernen Orientierungen und die modernen Praktiken zu etwas führen, das befriedigender ist?
Verbirgt sich hinter all dieser scheinbaren Modernität und Offenheit nicht in Wahrheit ein abgrundtiefer Hass auf interpersonal glückliche sexuelle Beziehungen? Ist das nicht vielleicht die moderne Variante der Sexualfeindlichkeit, nachdem bestimmte tradierte Normen aus gutem Grund desavouiert sind?
- In einer pluralen Gesellschaft wird parallel allerdings auch noch das tradierte Rollenbild gelebt.
Da schlafen die Kinder über 10 Jahre im Schlafzimmer der Eltern als "Sexverhinderer" vor allem gegen übergriffige Ehemänner. (Ich spreche nicht von den Fällen, wo es anders nicht geht und wo es auch sehr verständlich ist, beide Partner aber dann eben außerhalb des Schlafzimmers ihre Sexualität leben). Da werden immer noch Frauen mehr oder weniger von den berufsgestressten Männern als asexuelle MUTTERWESEN gesehen. Hätten sie sexuelle Bedürfnisse, wären sie ja wohl eher Huren. Mit solchen Frauen muss dann ein Mann auch nicht mehr schlafen. Vielleicht erklärt das auch die große Verbreitung von Prostitution, obwohl ich hier eine Einschränkung machen muss. Die Statistiken zur Prostitution werden grob fehl interpretiert (siehe entspr. Artikel in der "Zeit") und sind eher mit Vorsicht zu genießen. Daher werde ich mich darauf nicht unbedingt berufen.
- Fazit:
Ich ziehe jetzt die Konsequenz, dass es für mich das Ding "Mann gegen Frau, Frau gegen Mann" nicht mehr gibt. Ich ziehe die Konsequenz, dass wir eine Bewegung gründen müssten mit dem Namen "Rettet die Liebe und rettet die Lust".
Noch möchte ich nicht allzu pessimistisch sein, aber wie seht ihr das?