Hallo, ich bin im Moment in einer etwas blöden Situation. Letzten September hab ich einen Mann kennengelernt, der mir von Anfang an total super gefallen hat, vom Aussehen (ich schau immer auf die Hände, Zähne, Augen und Po, und dieser hier ist genau mein Typ), von der Art (er hat einen herrlichen Humor, ist bodenständig, zärtlich, verschmust und auch im Haushalt nicht faul) und auch sonst (er reist gern, spricht vier Sprachen fliessend, hat einen wirklich netten Bekanntenkreis).
Irgendwie ist da bei mir die Alarmglocke nicht losgegangen, als ich erfuhr, dass er in der Eigentumswohnung neben seiner Mutter und unter seiner Schwester wohnt. Wir haben uns von Anfang an total super verstanden, und ganz am Anfang fand ich auch seine Familie ganz nett.
Da ich damals ziemlich Ärger mit meinen Vermietern hatte, wohnte ich im Prinzip schon seit Dezember bei ihm, im März bin ich dann offiziell eingezogen. Im Dezember fing es dann schon an, dass ich seine Schwester nicht mehr so nett fand. Sie ist sehr jähzornig und unverschämt, kann mit Kritik überhaupt nicht umgehen und wird dann verletzend, besonders ihrem Bruder gegenüber, der dazu nur immer mit den Schultern zuckt und sagt: so ist sie halt. Ich finde solches Verhalten allerdings unmöglich und hab mich eben von ihr soweit es geht zurück gezogen, weil ich keine Lust hab, dass sie sich irgendwann gegen mich richtet.
Mir ist dann auch aufgefallen, dass ich auch die Mutter nicht so toll finde, wie er und vor allem sie sich selbst. Sein Vater ist vor 23 Jahren gestorben, und seine Mutter ist seitdem allein. Sie hängt sich immerzu in alles rein, kauft für uns ein oder kocht (ungefragt natürlich, was schon dazu geführt hat, dass wir viel zu viel Essen hatten, weil ja auch ich einkaufe und koche), meckert an mir rum (ich sei verschwenderisch, weil ich bei H&M kaufe anstatt bei Kik, und ich sei verklemmt, weil ich keine gemischten Saunas mag etc.) Immerzu erzählt sie, was für eine tolle Mutter sie sei und wie sehr sie mit sich zufrieden ist.
Mal davon abgesehen, dass ich solche Arroganz nicht mag, stimme ich auch mit ihren Aussagen nicht überein (zB: man kann niemandem vertrauen, Freundschaft gibt es nicht, Kinder müssen hart erzogen werden, weil die Welt hart ist). Zum Beispiel finde ich es furchtbar, dass sie ihren Sohn mit 11 dazu verdonnert hat, seine Schwester zu erziehen, während sie arbeitete, weil sie nicht um Hilfe fragen wollte, da sie nicht riskieren wollte, ihre Eigentumswohnung verkaufen zu müssen (seine Erklärung). Sie ist besonders stolz darauf, dass sie auch niemals während ihrer ARbeitszeit zu HAuse angerufen hat. Furchtbar! Und er behauptet auch, dass das ganz klasse war.
Jedenfalls lief unsere Beziehung sehr gut, Streits gingen nie unter die Gürtellinie und er war auch immer sehr verschmust, was ich schön fand. Also hab ich nichts weiter dazu gesagt.
Vor einem Monat hat mir die Bekannte der Schwester einen HAarschnitt verpasst, der mir überhaupt nicht gefiel. Nachdem mich seine Mutter ewig bearbeitet hat um einen Grund für mein Misfallen zu bekommen, sagte ich ihr, dass ich mich so furchtbar hässlich fände. Sie bezeichnete mich daraufhin als schizophren. ICh habe versucht mit ihr zu reden und ihr klar zu machen, dass ich so eine Aussage als Respektlosigkeit verstehe und dass es mich verletzt. Fazit war, dass sie verkündete, sie wolle mit mir nichts mehr zu tun haben, ich sei für sie gestorben. Wäre nicht so schlimm, wenn mein Freund am nächsten Tag nicht meinte, er wüsste nicht mehr, ob er mich noch liebt, er sei so verwirrt.
Dann fing seine Schwester an, Lügen über mich zu erzählen und sich extrem feindselig mir gegenüber zu verhalten.
Ich habe versucht, mit ihm zu sprechen. Er hört auch zu, aber außer tja und Schulterzucken kommt nichts. Obwohl er zugegeben hat, wenn andere Leute mich so behandelten, dass er dazwischen gehen würde. Warum nicht bei seiner FAmilie? Tja...
Ich bin seit einiger Zeit in Therapie um meine Schuldgefühle meinen eigenen Eltern gegenüber zu bewältigen und habe ihn mal mitgenommen zu einer Sitzung. Mein Therapeut hat sich alles angehört und dann gemeint, das wirkliche Problem sei, dass er sich nie von seiner Mutter abgelöst hat und dass er keine Bindung mit einer Frau eingehen können würde, außer, er holt es irgendwie nach. Ich habe ihm angeboten, für ihn da zu sein, wenn er das Problem angehen möchte. ICh weiss, dass er darüber nachdenkt, aber er äußert sich nicht konkret genug für mich, dass ich irgendeinen Schluss ziehen könnte.
Das Ende vom Lied: die Feindseligkeit seiner Familie hat mir andauernde Magenprobleme beschert und ich bin jetzt letzte Woche ausgezogen. Er will die Beziehung nicht fortsetzen, weil er sich nicht vorstellen kann, aus seiner Eigentumswohnung auszuziehen. ICh fragte warum nicht, und er sagte nur, er habe eben seine Lebensplanung um diese Wohnung gestrickt und es würde ihn viel Zeit kosten, sich umzuentscheiden. Er sass da wie ein begossener Pudel und hat auch geweint.
Ich denke, mir geht es schon etwas besser, aber ich habe mich dabei erwischt, dass ich massiv darauf hoffe, dass er es sich anders überlegt. In zwei Wochen ziehen wir erst meine sperrigen Möbel um (er hat nächste Woche mündl. Prüfungen) und ich hab die Panik ihn nochmal sehen zu müssen, weil ich fürchte, dass ich ihn um eine zweite Chance anbetteln könnte. Bin ich noch normal? So eine Beziehung kann doch gar nicht gut gehen, oder? Hilfe!