Naja, selten war es bei uns nicht...
... ich finde, zwei- oder dreimal jährlich ist nicht so selten. Immerhin waren das ja Geschenke, das war ja nichts, auf was man einen "Anspruch" hätte. Viele Westfamilien hatten selber nicht viel und haben trotzdem Pakete verschickt. Ich kenne eine Frau, die erzählte mir, dass in diese Pakete Dinge reinkamen, die sie selber als Kind nicht bekommen hat, zum Beispiel etwas teurere Schokolade. Das muss man auch mal von der Seite sehen.
Aber zurück zum Eigentlichen: Stimmt, dieser DUFT! Es roch wirklich so ganz nach... nach Westen eben. Meine Oma durfte ja auch rüberfahren, und wenn sie dann zurückkam, brachte sie auch Joghurt und sowas mit. Pfirsich-Maracuja-Joghurt - das ist für mich DER West-Duft schlechthin. Noch heute, wenn ich solchen Joghurt rieche oder esse, kommen Erinnerungen. Im Intershop roch es genauso - das stimmt!
Ich hab als Kind auch immer gedacht, dass es im Westen alles blitzblank ist, alle Straßen gerade, alle Häuser schick und so. Auf die Idee, dass es da auch Armut gibt, kam ich erst in der Schule, aber da wurde einem ja nur Mist erzählt, das hab ich schon als Kind kapiert. Ich erinnere mich an ein Foto in meinem Heimatkunde-Buch. Da ging es in einem Kapitel um die BRD, und da war ein Foto von einem Arbeitsamt, vor dem die Leute Schlange stehen. Das ist ja nun so verkehrt nicht gewesen, aber irgendwie wurde einem ja immer das Bild vermittelt: Wer arbeitslos ist, muss verhungern. Und ich erinnere mich, dass ich mir die Leute auf diesem Foto angeguckt habe, und da war einer, der hielt einen Motorrad-Helm. Und da weiß ich noch, wie ich dachte: Hä? Wenn der arbeitslos ist, wie kann der dann ein Motorrad haben? Muss der nicht ganz arm sein? - Und da hab ich irgendwie gemerkt, dass uns nur die halbe Wahrheit erzählt wurde. Natürlich ist es schlimm, arbeitslos zu sein. Das zu vermitteln ist ja nicht falsch. Aber man hätte dazusagen sollen, dass es eben auch soziale Leistungen gab. Das haben sie irgendwie vergessen. *lach*