Liebe Gemeinde,
ich brauche Hilfe bei einer Einschätzung meiner Lage, und was ich noch tun und lassen sollte.
Die Vorgeschichte, kurz: N, L und T sind weiblich, L und N verheiratet, T geschieden, L und N und N und T dicke Freundinnen. M, P, A, und ich männlich, davon M, P und ich verheiratet, und A seit langem Single. Die ganze Gruppe arbeitet bei der gleichen Firma, und geht über Jahre gemeinsam zum Mittag essen, Kaffee trinken, usw. P geht in Elternzeit.
Zwischen N und mir und T und mir und L und mir entwickeln sich für meine Einschätzung besondere persönliche Beziehungen, ebenso zwischen M und mir. Ich glaube T und N empfinden sogar für mich, und ich ganz eindeutig zu N. Das Verhältnis zu L ist beiderseits freundschaftlich, nicht mehr und nicht weniger.
Ich teile N meine Gefühle mit, will aber gleichzeitig nichts weiter, denn wir sind beide verheiratet. N verneint Gefühle auf ihrer Seite, trifft sich aber weiter oft mit mir, das Verhalten ist keineswegs rein kollegial, und nach meiner Wahrnehmung sehr herzlich. Gelegentliche Berührungen, intime Details werden ausgetauscht.
N geht in Mutterzeit, das gute Verhältnis zu T bleibt in vielen weiteren Kaffeepausen und Mittagessen und persönlichen Gesprächen bestehen. Um den Kontakt zu N zu halten, schreibe ich ca. einmal die Woche, und rufe ab und zu an. Es kommt erst wenig, dann nichts mehr zurück. Auf Fragen bekomme ich die Antwort, ich sei willkommen, sie habe aber keine Zeit zu antworten.
Die fehlenden Antworten lassen trotzdem an mir Zweifel aufkommen. Irgendwann, bei einem Treffen mit L, sehe ich, daß N zu L regen Kontakt hält. Von "Keine Zeit" kann keine Rede sein. Ich schreibe eine emotionale Email, bekomme eine Antwort, sie fände meine wöchentlichen Emails nicht normal, und darauf hin verkrümele ich mich. Dennoch nagt in mir dir Ungewissheit und Verwirrung, denn ich habe doch extra gefragt, und da hieß es, ich sei willkommen. Sonst hätte ich nie über Monate eine einseitige Kommunikation gehalten. T scheint sich in der Zeit regelrecht um mich zu bemühen. Ich kann das allerdings nicht erwidern. P kommt aus der Elternzeit zurück.
Etwas später kommt N ebenfalls aus der Mutterzeit zurück. Ich frage sie, was das mit den Emails eigentlich war. Die Frage bereitet ihr sichtlich Unbehagen. Eine Antwort, ob sie diese nun gerne gelesen habe oder nicht erhalte ich letztlich nie. Einige Wochen noch gehen N und T und ich Kaffee trinken, dann heißt es plötzlich wieder "keine Zeit". Einige Male gehe ich gezielt in die Cafeteria, wo N und T, bei angeblich "keine Zeit", munter sitzen und Kaffee trinken und plaudern. Ich sehe meine Befürchtung, daß "keine Zeit" eine Ausrede ist, bestätigt. Um Zweifel auszuräumen frage ich, ob ich mich dazu setzen darf. Ich darf(!), also verstreue ich meine Zweifel, und denke, sie laden mich nicht mehr ein um mir keine Hoffnungen zu machen. Die habe ich zu dem Zeitpunkt auch gar nicht mehr. N zeigt auffallendes Interesse an P, und T ebenfalls, und T wechselt sogar in die Arbeitsgruppe von P. L verlässt die Firma aus familiären Gründen, der Kontakt bleibt gut.
Vor recht genau zwei Jahren, deshalb habe ich mich hier angemeldet, frage ich wieder vergebens nach einem Kaffee, keine Zeit, ok, und ich musste eh am Büro vorbei, also sagte ich noch im vorbei gehen "Hallo" zu N. Kurz darauf wird mir im Chat von N mitgeteilt, ich würde sie verfolgen. Ich bin geschockt, verstehe die Situation wegen "keine Zeit" und meinem Versuch, herauszufinden, ob dies ehrlich war, oder eine Ausrede. Von meinen Gefühlen für N kann ich mich seltsamerweise bis dahin nicht komplett befreien, obwohl ich eigentlich nie was wirklich von ihr will oder wollte.
In eben diesem Chat ist eine Textzeile, die nicht rein passt, sondern in der dritten Person beschreibt, was ich gerade kurz davor getan hatte. Wie sich heraus stellt, hat N gleichzeitig(!) ein Chatfenster mit T offen, und beschreibt darin meine Taten.
Ich kann danach weder mit N noch mit T mehr umgehen wie davor. Ich lade auch nicht mehr zum Mittag essen ein, so wie ich es früher getan hatte.
Meine Versuche, die Lage mit N zu klären, werden mit passiver Aggression und Anschuldigungen beantwortet. Ich hätte ihr öfters zu nahe gestanden, sie wollte nur höflich und nett sein, es sei ja nie was gewesen, die Kollegen hätten angefangen zu tuscheln, usw. T reagiert mehr oder minder gar nicht mehr. Ich bin völlig am Boden, und lese "Die Masken der Niedertracht". P nimmt meine Stelle als Zentrum der Aufmerksamkeit von N und T ein. N berührt ihn weit inniger als je mich und umgekehrt. Wenn wegen mir Kollegen getuschelt haben, dann müssen sie bei P laut gebrüllt haben. In dem verkrampften Zustand vergehen zwei Jahre ohne echte Lösung. Ich vertraue mich M und L an, außerdem meiner Frau.
N teilt mir mit, sie fühle sich in meiner Gegenwart alleine unwohl. Ich verabschiede mich von ihr. Wenig später, vor ein paar Wochen, treffen N und meine Frau sich zufällig in der Stadt. N zwängt dabei meiner Frau ein Gespräch auf, welches meine Frau garnicht wirklich führen will, weil sie die Wahrheit kennt.
Heute lädt T die ganze Runde ohne mich zum Mittag essen ein. Ich erfahre das zufällig, weil ich zwischen zwei Meetings in der Cafeteria die Runde sehe. Ich sage Hallo, muß aber weiter. M teilt mir auf Anfrage mit, daß T eingeladen habe.
Ziemlich wutgeladen teile ich N und T per Email mit, daß ich keinem von beiden je was böses getan habe, und daß dies auf mich wirkt wie Mobbing, und daß ich es als unfair betrachte, eine Lösung des Konflikts dauernd zu verweigern, und ich mir eine gute Lösung wünsche.
Nun fürchte ich, die Antwort wird in der schon narzisstisch angehauchten Art von N sein, daß ich doch alle selber zum Essen einladen könne, wenn mir danach sei. Oder daß ich ja schon wieder auf das alte Thema angesprungen sei. Und alles ist ja sowieso mein Problem, und mein Fehler. Kann man zwar versuchen so zu verkaufen, trifft die Sache aber irgendwie nicht wirklich.
Meiner Ansicht nach haben sich beide zuerst für mich interessiert, dann für P, und sind der Wahrheit mit "keine Zeit" ausgewichen. Damit erschien mir selbst, emotional aufgewühlt, nur die Möglichkeit, selbst die Wahrheit zu entdecken, was nun mal nur durch "zufälliges" Auftauchen in der Cafeteria möglich war. Was mir anschließend als "Verfolgen" (das Wort Stalking fiel nicht) vorgehalten wurde. Mit einem ehrlichen "Wir finden P super und dich nicht" hätte mir zumindest dieser Teil, und damit der Konflikt, erspart bleiben können.
Mich belastet die Sache sehr. Ich denke mir, solche Menschen sollen mir einfach gestohlen bleiben. Tun sie aber nicht, ich muß ihnen täglich begegnen. Ich vermeide bestimmte Bereiche der Firma zu bestimmten Zeiten, um niemandem zu begegnen. Ich fühle mich abgelehnt und ausgegrenzt, ohne einen gültigen ursprünglichen Grund. Der Keim der Entwicklung lag in den fehlenden Antworten von N, ab da baut alles aufeinander auf. Aber der erste Stein fehlt.
Fragen an euch:
- Ist das Mobbing, oder ist es keines?
- Für die korrekte Interpretation von "keine Zeit" habe ich viel zu lange gebraucht, ohne Frage. Allerdings wurde mir vorher auch gesagt, ich sei willkommen, und "keine Zeit" hieße eben nur genau das. War ich dumm, oder unfair behandelt und mit Lügen in eine missliche Lage gebracht worden? N kannte ja meine Situation, und T und L haben sie von N erfahren.
- Ich halte das Verhalten von N für verlogen. T scheint ihr als Freundin völlig zu folgen.
- Wie würdet ihr Lösungen in der Lage sehen? Ein wirklich inniges Verhältnis zu N und T wie früher wird schon an mir selbst scheitern. Aber ich würde wenigstens gerne wieder Guten Tag sagen dürfen, und irgendwie in meiner Lage akzeptiert und respektiert werden. Ich fühle mich nicht als schuldig, oder als ein schlechter Mensch.
- Ich habe die Zeit genutzt, mir einen anderen Freundeskreis aufzubauen. Ich bin noch nicht dort, wo ich mit der Gruppe vorher war. Aber würde das alles zusammen brechen, ich wäre nicht alleine. Trotzdem will ich das nicht.
- Oder was ganz anderes, ich setze mich hin und schreibe einen Roman. Für ne ordentliche Schnulze dürfte das doch langsam reichen? Dabei war ich nur im Büro eines Mittelständlers ein paar Jahre arbeiten.
Nun ja, langer Text, obwohl ich es versucht habe kurz und knapp zu halten. Ich wäre euch dankbar, wenn ihr eure Gedanken dazu für mich zum Lesen aufschreiben würdet. Ich muß wohl echt mal neu verortet werden, und da wären mir eure Sichtweisen eine echte Hilfe.
Vielen Dank!