Hallo ihr Lieben,
ich hoffe, jemand kann sich kurz Zeit nehmen und (m)eine Geschichte lesen. Es gibt jemanden, der mich so oft in meinem Leben aus der Bahn geworfen hat und mich jetzt wieder einmal im Gefühlschaos und Leid zurücklässt. Leider fehlt es mir momentan an einer guten Freundin, die sich das alles anhört :)
Es ist wohl eine von vielen Liebesgeschichten mit Herzschmerz, nur kommt dazu, dass ich mich selbst kaputt mache und hoffe, durch eure Antworten irgendwie an den Punkt zu kommen, all das hinter mir zu lassen.
Vor genau 5 Jahren lernte ich einen Mann kennen. Damals war ich 18, er war 20. Ich nenne ihn mal Jakob. Ich hatte mit 18 schon ein bis zwei Beziehungen hinter mir, die alle nicht sehr erfreulich verliefen. Jakob war ein extrem geheimnisvoller Mensch, sehr ruhig und zurückhaltend, mit sehr grünen Augen und dunklen Haaren. Er war nicht wirklich der Frauenschwarm und ich konnte mir nicht erklären, warum seine Aura und Energie mich so extrem anzogen. Wenn ich neben Jakob saß, wollte ich seine Haut spüren, wollte in der Wärme bleiben, die er ausstrahlte. Es klingt komisch, aber ich fühlte mich zu Hause, wenn er da war. Da war ein Band, wie ich es bei mir und meiner Schwester kannte. Als hätte ich Jakob schon einmal gekannt, in einem anderen Leben....
Komischerweise war es bei Jakob genauso. Ich sah in seinen Augen, wie sehr er mich mochte. Wir verbrachten die Nacht zusammen, ohne intim zu werden. Die Gefühle im Raum waren intim genug.
Ich sah Jakob immer wieder wie zufällig. Mal am See, mal bei Freunden. Jedes mal wenn wir uns sahen, zogen wir uns sofort zurück um allein zu sein. Wir lachten viel und genossen diesen stillen Raum der entstand, wenn wir beieinander waren. Wenn die Welt in den Hintergrund rückte und es nur noch uns beide gab.
Jakob hatte eine Freundin,nennen wir sie Anna. Anna war sehr schön, sehr groß und sehr offen. Wenn sie einen Raum betrat, schauten sie alle an. Ich fand sie immer schon faszinierend und sie schüchterte mich ein. Jakob und Anna waren drei Jahre zusammen. Während dieser Zeit trafen wir uns immer noch zufällig. In den Ferien schlief ich sogar bei ihm, ohne dass wir uns je berührten. Wir redeten viel. Ertrugen die Spannung zwischen uns. Einmal war Jakob zusammen mit Anna da. Also bei Freunden. Anna weinte sehr laut und lag am Küchenboden. Sie weinte wegen Jakob, warum genau wusste ich nicht. Anscheinend wollte er die Nacht hier verbringen. Ich versuchte sie zu trösten, als sie mich mit kalten und feuchten Augen anblickte und sagte :"Das ist doch eh alles nur wegen dir".
Ein anderes Mal war ich bei Jakob zu Hause, mit seinem Cousin, der mein bester Freund ist. Die beiden rauchten Gras und überredeten mich auch mitzurauchen. Ich wusste, dass ich das Zeug nicht vertrage, aber man ist eben jung... Sofort kippte ich um und verlor kurz das Bewusstsein. Jakob fing mich auf und als ich aufwachte sah ich sein Gesicht. Ich zog ihn zu mir auf den Boden und lachte komisch. Ich war anscheinend ziemlich high. Er kicherte darüber. In diesem Zustand legte ich mich zu ihm und das erste Mal berührte ich Jakob richtig. Ich küsste ihn. Dachte an seine Freundin und alles verschwamm wieder. Es war einfach zu überwältigend, es war noch intensiver als ich es mir die ganze Zeit ausgemalt hatte. Endlich konnte ich ihn berühren. Trotzdem gingen wir nicht weiter, ich torkelte hinaus und legte mich in ein anderes Zimmer. Nach dieser Nacht liebte ich Jakob. Ich wollte ihn anfassen, ihn küssen, ihn lieben, ihn bei mir haben. Wir redeten wochenlang miteinander, telefonierten jeden Abend. Bis ich fragte "Jakob, liebst du Anna ?". Er sagte : "Ehm, ja ?". "Jakob, liebst du mich ?"......... Er antwortete nach langem Schweigen : "Ich glaub, ich muss jetzt auflegen". Das Telefon glitt aus meiner Hand und ich weinte an diesem Abend. Und am Abend darauf. Und die nächste Woche. Ich sah Jakob erst nach zwei Jahren wieder.
Ich kam gerade vom Einkaufen mit meiner Schwester nach Hause. Es war Winter. Als ich mein Auto abschloss, stand da Jakob. Durchgefroren. Ich war so geschockt und überwältigt, er hatte sehr viel abgenommen und sah ganz anders aus, als der Jakob vor zwei Jahren. Seine Stimme zitterte, als er fragte, ob er mit mir Reden könne. Ich war eigentlich nur für die Winterferien zu Hause, ich befand mich zu der Zeit mitten in einem Auslandsaufenthalt. Jakob war da, weil er Anna endlich verlassen hatte, wie er sagte. Er hatte auch die drogen verlassen. Später erzählte er mir, dass er eigentlich erwartet hatte, dass ich ihn schlug. Wegen dem was damals war. Ich schlug ihn nicht. Das war nämlich immer so, wenn ich ihn sah : Alles war wieder gut. Er war wieder da.
Wir verbrachten die zwei schönsten Wochen, an die ich mich erinnern kann. Wir küssten uns, liebten uns, verbrachten jede Sekunde miteinander, immer im Hinterkopf, dass ich bald wieder ins Ausland musste. aber es kam anders. Aus persönlichen Gründen musste ich den Aufenthalt abbrechen. Einerseits war ich traurig, andererseits aufgeregt weil Jakob sich endlich für mich entschieden hatte.
Plötzlich verschwand er für ein paar Tage. Ich wusste überhaupt nicht, was los war. Er erklärte, dass alles so schnell ging, er wäre durcheinander, es wäre so viel. Wochen vergingen, zwischen zärtlichen Treffen und extremem Rückzug seinerseits. Er sagte mir, dass etwas nicht mit ihm stimmte. Er war sehr traurig. Er hatte viele Albträume. Ich hatte Angst, sehnte mich so nach ihm, wenn er sich wieder zurückzog. Versuchte ihn, aus seinem Loch rauszuholen. Er erklärte mir unter Tränen, dass er sich vielleicht etwas antun würde. Eine Woche vor Sylvester sagte er, dass es besser wäre, wir würden uns nicht mehr sehen. Für eine Weile. Ich weinte Rotz und Wasser. Hielt den Schmerz kaum aus. Zwang mich, keinen Kontakt zu suchen. Am Sylvesterabend betrank ich mich und nach dem Countdown überfiel mich so eine große Sehnsucht, dass ich zu meinen Freunden fuhr. Ich wusste, dass er auch da war. Als ich aus dem Auto stieg, stand er weinend vor mir, nahm mich lange in den Arm. Auch ich weinte. Der Abend war schrecklich, ich versuchte ihn zu ignorieren und mir den Schmerz nicht ansehen zu lassen.
Ich weiß nicht warum er nach dem Abend wieder zu mir kam. Ich hatte ihn ignoriert und er schrieb mir ein paar Tage darauf. Wie es mir ginge. Schlecht. Ihm auch. Also trafen wir uns wieder.
Das nächste halbe Jahr mit Jakob lässt sich schwer in Worte fassen. Ich hatte mich selbst vergessen, mein einziger Lebensinhalt bestand darin, ihn zu retten. Ihm zu helfen. Aus der Depression, weg vom Alkohol und dem Gras. Ich weinte so viel. Er weinte viel. Erzählte mir seine Geschichte, vom alkoholkranken Vater. Von der Mutter, die ging. Manchmal ging es Jakob besser, aber dann ging er lieber zu seinen Freunden. Ich sah ihn meist dann, wenn es ihm sehr schlecht ging. Dazu kam noch, dass Anna mir das Leben schwer machte. Sie hasste mich dafür, dass Jakob sie verlassen hatte. Wollte mich umbringen, wie sie Freunden erzählte. Ich träumte viel, von Anna und von Jakob, wie er sich etwas antat.
ich fand heraus, dass Jakob wieder Kontakt hatte mit Anna. Das hatte er mir verheimlicht. Mir ging es hundeelend. Unser letzter Versuch war im Sommer eine WG, in die wir studienbedingt einzogen. Jakob kam oft nicht nach Hause. Meistens nachts. Er rauchte wieder. Eines Nachts kam er ins Zimmer und erzählte, dass er gerade vor den Zug springen wollte. Ich weinte. Ich konnte nicht mehr. Wir schliefen miteinander, um den Schmerz zu vergessen. Wir schliefen sehr selten miteinander, er hatte sehr große Schwierigkeiten mit Sex und körperlicher Nähe.
jakob verließ die WG. Unter Tränen gab er mir den Schlüssel, er sah mich so lange an und weinte. Die Monate nach der Trennung waren ein Höllentrip. Ich blieb zurück mit all dem Schmerz, allein in der neuen Stadt. Er nahm meine ganzen Gedanken ein. Ich weinte Tag und Nacht. Drei Monate schaffte ich es, der Sehnsucht nicht nachzugeben. Bis zum Geburtstag seines Bruders. Ich fuhr hin und wusste, es war ein Fehler. Wollte Frieden schließen, mit mir selbst. Jakob ignorierte mich den ganzen Abend, ich war Luft. Irre wie ich war, blieb ich hartnäckig, wollte mit ihm reden. Er sah mich kalt an, drückte mich kurz und verschwand.
Seitdem ist ein Jahr vergangen. In der Zwischenzeit hatte ich einen neuen Partner, von dem ich mich wieder nach 8 Monaten Qualen wegen Alkohol trennte. Am Tag der Trennung fuhr ich zu meinem besten Freund. Und da saß Jakob. Mein Herz blieb stehen und ich ging hinaus, um zu weinen. Die frische Trennung und der alte Schmerz mit Jakob brachen durch. Jakob setzte sich zu mir und wir redeten. Mit Tränen in den Augen fragte ich ihn, ob man mich nicht lieben könnte ? Er schüttelte traurig den Kopf. "Nein, du bist der liebenswerteste Mensch den ich kenne. Ich bin aber ein Vollidiot". Ich hielt mich sehr zurück, verbrachte viel Zeit mit Freunden, um die neue Trennung zu verarbeiten. Jakob war auch immer dabei. Wir hielten Distanz. Dennoch kamen wieder die Momente, an denen wir von der Gruppe weggingen, um unter den Sternen spazieren zu gehen. Wir hatten uns so viel zu erzählen. Jakob war so anders. Er schien gelöst, erzählte mir von dem Schmerz, der ihn damals plagte. Dass er viel verarbeitet hat, sich mit seinen Eltern versöhnt hat. So unbeschwert hatte ich ihn noch nie gesehen. Nach ein paar Wochen überwältigte uns die Leidenschaft und wir schliefen miteinander. Es war wundervoll, extrem intensiv, mein Körper schien zu bersten. Doch irgendwie wurde Jakob wieder komisch. Eines Abends erzählte ich, ich würde zum studieren in eine andere Stadt ziehen. Er war diesen Abend sehr still und sagte kaum ein Wort. Als wir spazieren gingen, sah ich plötzlich Tränen in seinen Augen. Ich dachte, ich hätte mich verguckt. Dann brach es heraus. Lautes Schluchzen, so hatte ich ihn noch nie weinen sehen.
"WAS ist denn passiert"? , fragte ich. "Es ist, weil du gehst", sagte er. Ich war so perplex und baff, konnte die Situation nicht realisieren. Wir weinten beide, ich sagte ihm, ich könne das nicht mehr, mit uns. Das würde ich nicht noch einmal durchstehen. Er weinte noch mehr. Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass Jakob im Jahr zuvor während unserer Beziehung nie "Ich liebe dich" sagen konnte. Nicht wegen mir, wie er sagte, sondern weil er generell nichts mehr fühlen konnte im Leben. "Ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich dich damals geliebt habe. Ich habe es nur nicht verstanden", sagte er jetzt. "Jakob, ich kann das nicht mehr ertragen. Wenn du nochmal zur Anna zurückgehst, verliere ich mein Herz". ( Er war nach uns wieder kurz mit ihr zusammen). "Niemals", flüsterte er. Wir nahmen uns ganz fest bei den Händen, aus Angst, dass wieder etwas kam, um uns zu trennen. Ein alter Schmerz.
Nun sitze ich hier in meinem Zimmer. Das Ganze ist zwei Monate her. Jakob hatte sich nach dem Liebesgeständnis wieder zurückgezogen. Ganz still und heimlich, wie zufällig. Mein bester Freund war fassungslos, er beteuerte immer wieder, Jakob hätte sogar ihm erzählt wie sehr er mich liebt und mich will. Keiner versteht es. Ich am allerwenigsten. Nur diesmal kam auch die Wut, die ich so lange vermisst hatte. Ich ließ Jakob nicht wieder still und leise verschwinden und stellte ihn zur Rede. " Ich habe so viel zu tun für die Uni und werde überhaupt keine Zeit haben. ICH DACHTE DU VERSTEHST DAS". Das ist das letzte, was ich von ihm gehört habe. Wieder liegt da ein großer Scherbenhaufen und ich bin so traurig und wütend, dass ich es überhaupt wieder zulassen konnte, nach allem was passiert ist.
Bitte, kann mir jemand sagen, WAS mir da überhaupt passiert ist ? Stimmt etwas mit mir nicht ? Bin ich verrückt ? Solche Gefühle kann ein Mensch doch nicht spielen ? Was ist mit Jakob ?? Was ist mit mir, dass ich meine eigene Wahrnehmung in Frage stelle und nicht mehr weiß, wer ich bin und was mir da passiert ist ? So viele Jahre... Ich hoffe, jemand kann mir helfen. Wieso treffe ich Jakob immer wieder ? Wieso fühle ich so eine Seelenverwandschaft, wenn es doch einfach nicht funktionieren will ? Wieso kann Jakob nicht bei mir bleiben ?
Ich danke jedem, der sich die Zeit genommen hat, diesen Roman zu lesen <3.