Hallo liebes Forum,
ich schreibe euch, da ich ein wenig ratlos, ja mitunter geschockt bin. Leider bin ich auch noch recht emotional (wütend und verletzt), weswegen ich versuchen muss, nicht allzu unreflektiert zu schreiben. Nach dem letzten Streit hat sie mich überall geblockt und ist für mich nicht mehr erreichbar und verweigert jeglichen Kontakt. Deswegen würde ich gerne hier meine Gedanken niederschreiben.
Kurz zu den Daten:
Ich: 31
Sie: 29
Wir haben uns im September letzten Jahres über Tinder kennengelernt. Anfänglich hatte sie kein Interesse, da sie sich vor rund 4 Monaten von ihrem damaligen Freund getrennt hatte. Dieser hatte sie, laut eigenen Aussagen, misshandelt, geschlagen, war ein eifersüchtiger Narzisst und hatte sie aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen. Ich hatte Verständnis für ihre Situation, machte aber von Anfang deutlich, dass ich kein Interesse an einer reinen Freundschaft hatte.
Die schlechte Beziehung zu ihrem Ex war oft ein Thema, da dieser ihr noch Geld schuldete und schnell eine neue Freundin hatte, was sie nur schwer verkraften konnte. Trotzdem war sie froh ihn los zu sein, da sie aufgrund der Beziehung suizidale Gedanken hatte.
Genug der Einleitung. Ich habe konkrete Fragen zu gewissen Umständen/Situationen und würde diese gerne einmal auflisten:
1. Therapie
Wir haben vor dem ersten Treffen rund einen Monat geschrieben und haben uns relativ spät zu einem Date getroffen. Dies war Ende Oktober. Wir verstanden uns relativ gut und hatten eine schöne Zeit. Ende November offenbarte sie mir, dass sie sich zur Therapie eingeschrieben hatte, da sie Traumata aus ihrer Kindheit (Depressiver Vater) und ihrer Beziehung verarbeiteten wollte. Ich fand ihren Mut toll und wollte sie dabei unterstützen. Gesagt getan. Sie konnte mir alles erzählen und an den Wochenenden habe ich sie besucht. Laut ihren Aussagen waren in den Sitzungen alle begeistert von ihrer Ehrlichkeit und dass sie die schlimme Beziehung überlebt hatte. Nach ihrem stationären Aufenthalt ging sie dann noch für einen Monat in eine Tagesklinik. Zudem hat sie noch eine Therapeutin.
In der Therapie ging es vermehrt um ihren Vater, welcher gewalttätig und schwer depressiv (Suizidversuch) ist. Zudem befürchtete sie sexuellen Missbrauch, was aber nicht eindeutig belegbar war und sich lediglich in Träumen manifestierte. Aus diesem Sachverhalt entwickelten sich folgende Situationen:
1. An einem Abend redeten wir über den Missbrauch ihres Vaters und ich meinte daraufhin, dass heutzutage man als Eltern wirklich vorsichtig sein sollte. Gerade auf Großveranstaltungen können es zu Entführungen kommen. Daraufhin wurde meine Ex misstrauisch und unterstellte mir, pädophile Neigungen zu haben. Anders könne sie sich mein Hintergrundwissen nicht erklären. Sie verweigerte es dann, mit mir in einem Bett zu schlafen und ich musste sie dann mehrmals in der Nacht besänftigen, bis sie dann endlich wieder ins Bett kam. Mich hat diese Situation sehr verletzt und ich habe geweint. Laut ihrer Therapeutin hätte ich vorbildlich deeskaliert. Wirklich entschuldigt hat sie sich nie.
2. Sie beschäftigt sich viel mit Selbstwert Coachings (Rise Up And Shine Academy), Respektvollem Umgang und toxischen Beziehungen. Schnell stellte sie auch bei mir toxische Verhaltensmuster als auch Narzissmus fest und riet mir zu einer Therapie. Ich bin zwar ein Hitzkopf und cholerisch und kämpfe seit Längerem mit meiner Wut, konnte aber in mehreren Selbstests keinen Narzissmus feststellen, werde mir diesbezüglich aber nochmal eine Fachmeinung einholen. Zum damaligen Zeitpunkt war bei mir viel geschehen (Opa gestorben, Mutter im Koma etc.) und ich war emotional oftmals sehr verletzlich.
3. Meine Ex hat viele Ausbildungen hinter sich (Büro, Logopädie) und hat viele versuche unternommen, als Sängerin Fuß zu fassen, was ihr bisher verwehrt geblieben ist. Dies ist auch überhaupt nicht verwerflich, allerdings schob sie vieles auf ihre Kindheit (Opa/Vater hätten sie erniedrigt, Oma war zu streng, alleinerziehende Mutter kaum da etc.).
2. Kommunikation und Streitigkeiten
In unseren Diskussionen/Streits hatte ich oftmals da Gefühl, absichtlich falsch interpretiert zu werden. Einer unser heftigen Streits entwickelte sich über unsere Zukunftsvorstellungen bezüglich Kinder. Zu diesem Zeitpunkt war sie arbeitslos und wollte sich als Stimmbildnerin selbständig machen, hatte aber noch keine konkreten Vorstellungen. Ich sagte, dass Kinder in nächster Zukunft noch keine Option für mich darstellen, da ich mit meinem Gehalt nicht in der Lage wäre, eine Familie alleine zu ernähren und ihre Selbständigkeit zunächst erstmal ein Investment darstellt. Daraufhin erhielt ich wüßte Beschimpfungen und Anfeindungen ("Du willst mich nur klein machen!", "Wie kannst du mir in meiner jetzigen Situation nur meine Träume kaputt machen?"). Mehrmals bot ich ihr an, gemeinsam einen Businessplan zu entwickeln und ihre Träume auf ein solides Fundament zu stellen. Dies wurde als reine Arroganz und narzisstische Übergriffigkeit gewertet. Der Streit hielt eine Woche an.
Ein weiterer Fall ereignete sich kur vor Weihnachten: Ich lud meine Familie im engsten Kreis zum Essen bei mir zuhause ein. Meine Ex konnte nicht. Spät abends kündigte sich danach noch eine Freundin an, mit der ich eine kurze Affäre hatte, aber davor befreundet war. Die Situation war allerdings vermeintlich geklärt: Sie hatte inzwischen einen Freund und wusste von meiner neuen Romanze. Leider kam sie dann angetrunken vorbei und fiel mir um den Hals, fing an mich zu küssen und fasste mich an. Alle Versuche ihrerseits wurden abgeblockt und daraufhin fuhr ich sie nach Hause. Ich erzählte meiner Ex umgehend davon hatte aber Angst, sie zu verlieren, da ich in der Vergangenheit eine sehr eifersüchtige Freundin hatte. Sie reagierte zunächst cool, aber als wir uns dann persönlich trafen und ich ihr von den Details erzählte, wurde sie wütend und startete mit mir nachts um drei einen Streit, woraufhin ich meine einstündige Heimreise antrat. Dieser Streit endete mit drei Tagen ohne Kontakt und war für sie bis zuletzt immer ein Grund mir nicht zu trauen. Zudem warf sie mir vor, absichtlich diese Situation zu provozieren, da sie nicht zum Familienessen kommen konnte (Vorwurf: Toxische Beziehung").
3. Sexualität und Eifersucht
Sexualität war immer ein sehr wichtiges Thema: Meine Ex wollte sehr viel Sex und hatte auch Lust auf einen Dreier. Sie erzählte oft davon, welcher Mann sie begehren würde und wieviele Männer sie schön finden und das ich dankbar sein kann, so eine hübsche Frau an meiner Seite zu haben. In früheren Beziehung hatte sie betrogen und nannte als Grund sexuelle Unzufriedenheit. Sie war sehr eifersüchtig und bestand darauf, dass ich allen Frauen von unserer Beziehung erzähle.
4. Trennung
Unsere Trennung hat eine Vorgeschichte. Vor einem Monat sind wir nach Südfrankreich gefahren zu unserem ersten gemeinsamen Urlaub. Als Unterkunft diente das Haus ihrer besten Freundin und deren Freund, die ebenfalls vor Ort waren. Da sie keinen Führerschein hatte, musste ich die gesamte Strecke (17 Stunden) an einem Stück fahren, da wir aufgrund einer Autopanne in Verzug gekommen waren. Nach 14 Stunden Fahrt hatte sie Lust auf Sex und wollte, dass ich sie während der Fahrt befriedige. Ich lehnte ab woraufhin sie sich schlafen legte. Unwirsch machte ich deutlich, dass ich einen Beifahrer brauche um Wach zu bleiben. Ihre Antwort: "Hast du eine Idee wie anstrengend es ist als Beifahrer?" Daraufhin entbrannte ein Streit den sie als "toxisch" bezeichnete.
Am nächsten Tag war sie dann hellauf und wollte in die Stadt. Bereits nach 5 Minuten rief sie ihre Freundin um nach den besten Orten zu fragen, weil mein Weg ihr nicht gefiel. So setzte sich der Urlaub fort. Zu keinem Zeitpunkt wurden meine Wünsche respektiert. Ich war dann sehr sauer und kur davor den Urlaub abzubrechen und nach Hause zu fahren. Dies war aus ihrer Sicht eine Erpressung. Mehr und mehr stellte sich Unmut bei mir ein, da mir auffiel, wie wenig auf mich in den letzten Monaten eingegangen wurde. Dies teilte ich ihr mit, woraufhin mir nur ein weiterer "Shitstorm" vorgeworfen wurde, den ich an ihr auslassen würde aufgrund meiner privaten Unzufriedenheit.
Der letztendliche Trennungsgrund meinerseits waren zwei Vorfälle:
1. Sie hatte Kontakt zu einem ihrer Exfreunde ("K"), mit dem sie zusammen Musik machte. Dies war für mich zunächst überhaupt kein Problem. Dieser Trennte sich dann allerdings von seiner Freundin und fing daraufhin an, komische sexuelle Anspielungen zu machen und sich vermehrt in ihr Leben einzuschleichen. Als ich ihr von meinen Bedenken erzählte sagte sie nur: "Ich liebe dich und zum Sex gehören immer Zwei also mach dir keine Sorgen!". Sie redete mit ihm auch über unsere Beziehungsprobleme und er bezeichnete sie als seine beste Freundin.
2. Sie hatte weiterhin Kontakt zu einer ihrer Affären, welchen sie als "too hot to handle" beschrieb und mehrmals den phänomenalen Sex erwähnte. Mit diesem wollte sie auch einen Dreier mit mir. Dieser wusste angeblich von mir und sie erzählte mir ausführlich von ihrem Gespräch mit ihm über unsere Beziehung. Dies stellte sich dann als Lüge heraus nachdem ich herausfand, dass sie ihm Fotos von sich schickte aus unserem gemeinsamen Urlaub. Daraufhin hatte ich kein Vertrauen mehr und bestand auf einen Kontaktabbruch, welcher nicht stattfand. Nach diesem Streit rief sie mich eines betrunken Nachts an und sagte mir, sie wäre "artig" gewesen und ich könne ihr Vertrauen und stolz sein.
Letzte Woche befand ich mich dann auf Geschäftsreise und erfuhr über Instagram, dass sie sich wieder mit K traf. Ich war stinksauer, erhielt aber nur Beschwichtigungen. Am Donnerstag morgen erhielt ich dann eine Nachricht, dass wir uns nicht immer streiten sollten und sie mich Lieben würde und sie keine Lust hat andauernd ihre Liebe unter Beweis stellen zu müssen. Ich war in einem Meeting. Zwei Stunden später postete sie wieder etwas mit K, woraufhin ich sie auf Instagram blockte und nicht mehr antwortete. Am Montag blockierte sie mich dann auf allen Kanälen und ist seitdem nicht mehr erreichbar. Auf mehrmaliges Nachfragen, wann ich meine Sachen, Instrumente die ich ihr zum musizieren ausgeliehen hatte (Wert 2000€), abholen könne, kam keine Antwort, weswegen ich mit dem Anwalt drohte. Im Nachhinein kein kluger Schachzug, aber ich habe über 10 Stunden nichts gehört. Trotzdem keine Entschuldigung.
Mittlerweile wird die Aushändigung über meinen besten Freund stattfinden. Sie meint es sei keine gute Idee, wenn wir uns sehen.
Meine Fragen:
1. Bin ich ein Narzisst und sehe es nicht?
2. War es ein Fehler nicht die Reißleine zu ziehen nachdem ich von der Therapie erfahren habe?
3. Was habe ich in der Kommunikation falsch gemacht?
Vielen Dank für Eure Hilfe!