Hallo ihr Lieben,
ja vielleicht ist das ein ganz schön krasser Titel, aber derzeit bin ich mir nicht sicher, was ich von mir selber denken soll. Ist mein Denken und Handeln gerechtfertigt? Oder bin ich tatsächlich ein undankbares !@#*!, das sich einfach nur ein bisschen zusammenreißen sollte..?
Wie ich darauf komme:
Vor acht Jahren bin ich psychisch krank geworden, vor drei Jahren dann so extrem, mit Angststörung und allem drum und dran, dass gar nichts mehr ging. Ich war gerade in der Oberstufe und konnte von heute auf morgen nicht mehr am Unterricht teilnehmen. Ich ging für drei Monate in eine Klinik, doch als ich da raus kam, ging es mir noch viel schlechter als vorher. Ich hatte auch stark abgenommen in dieser Zeit und mein Arzt machte sich ernsthafte Sorgen, meine Organe und vor allem auch mein Herz, könnten das nicht lange durchhalten. Ich lag nur noch im Bett, brach die Schule ab und war jeden Tag dankbar dafür, wenn ich morgens meine Augen wieder öffnen durfte, auch wenn es mir so schlecht ging.
Ich testete eine Reihe von Therapeuten, doch da wir sehr ländlich leben, waren das immer recht weite Fahrten und meine Mutter gab irgendwann die Hoffnung auf, dass es mir wieder besser könne. Mein Vater verstand das ganze sowieso nicht, außerdem leben die beiden getrennt.
In dieser Zeit lernte ich meinen heutigen Freund kennen. Er baute mich immer wieder auf, wenn ich die Hoffnung verlor, als die Situation Zuhause nicht mehr aushaltbar war für mich, konnte ich zu ihm "ziehen" (mit dem Nötigsten eben) und er nahm sich sooft frei um mit mir zu Therapeuten zu fahren, dass ich Angst um seinen Job bekam. Doch er sagte immer, das sei kein Problem und selbstverständlich für ihn.
Und es klappte! Nach ein paar Monaten bei ihm, fand ich dann meine Lösung und es ging mir stetig besser. Ich begann mein Abitur nachzuholen (Fernlehrgang) und nebenbei arbeiten zu gehen, um nicht ganz so alleine zu sein. Machte meinen Führerschein und verbesserte das Verhältnis zu meinen Eltern, insbesondere meiner Mutter.
Etwa zu der Zeit, wo es begann mir immer besser zu gehen, fing es an, meinem Freund schlechter zu gehen. Ich versuchte mit ihm zu reden, aber er ließ mich nicht an sich heran. Er nahm einen Kredit auf, um ein neues Auto zu kaufen, und begann alles in allem sehr viel Geld auszugeben. Anfangs machte ich mir da auch noch keine großartigen Gedanken drum, erst als er anfing, mich diesbezüglich anzulügen, mir Ausgaben in Höhe von knapp einem Monatsgehalt von sich zu verheimlichen, begann ich mir Sorgen zu machen. Wir fingen außerdem an viel zu streiten in dieser Zeit. Jedes mal, wenn er mir dann versprach, mich nie wieder zu belügen, kam eben doch wieder ein Paket an, dass er vor mir versteckte, oder eine Rechnung, die einen ganz anderen Preis besagte, als er erzählt hatte. Wir redeten viel, aber er blieb sehr distanziert. Irgendwann fing er dann an, sich jedes Wochenende zu betrinken.. er sagte mir dann auch rundheraus, dass er wisse, ein Alkoholproblem zu haben, doch wenn ich ihn jetzt darauf anspreche, dann sagt er immer, er habe das damals nur gesagt, damit ich endlich die Klappe halte.
Dann kam eines Tages der Tag, an dem er heulend auf dem Sofa saß, als ich Heim kam und mir zwei Rechnungen vorlegte und mir endlich gestand (zumindest zum Teil), wieso er immer so gereizt gewesen ist, in der letzen Zeit. Diese Rechnungen waren nicht einmal sonderlich hoch, unter 30€, aber er war nicht mehr in der Lage auch nur einen Cent davon zu bezahlen. Für mich war das keine Frage, ich lieh ihm Geld, bezahlte die Rechnunge, das Essen, die Miete. Er versprach, dass er es alleine schaffe, wieder da herauszukommen. Doch es hat sich nichts verändert, er kauft weiterhin Dinge, hat jetzt sogar seinem Vater 100€ unterschlagen... Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Er will keine Hilfe von außen, aber wir streiten fast nur noch, ich bin völlig fertig und habe einfach keinerlei Vertrauen mehr zu ihm, da er mich im letzten halben Jahr sooft angelogen hat.
Der Unterschied zwischen ihm und mir ist, dass ich als ich "am Ende" war, wusste, dass ich Hilfe brauche und bereit war sie anzunehmen, damit sich etwas verändert. Er dagegen sagt, Therapie und Co seien Schwachsinn und er schaffe das alleine, dabei reitet er sich nur immer weiter rein... Ich habe jetzt monatelang Energie darein inverstiert, ihm zu helfen, mit Geld, mit Worten, mit ihn Decken und mit Dasein, aber irgendwann ist meine Kraft auch am Ende und das ist jetzt der Fall. Ich war so glücklich, dass ich nach so vielen Jahren der Qual endlich wieder LEBEN durfte und es mir besser ging, doch er reißt mich immer wieder runter.
Dass ich ausziehe, haben wir schon geklärt, denn ich brauche einfach etwas Abstand, damit ich auch wieder zu Kräften kommen kann.. aber ich bin auch am Überlegen, ob ich mich von ihm trennen soll.. Die Sache mit dem Alkohol geht seit wir uns kennengelernt haben, einige mit denen ich rede sagen, er ist süchtig, andere sagen, er vertrage ihn nur nicht. Aber das Kaufen, ist in meinen Augen definitiv eine Sucht, denn er kann es nicht lassen, er unterschlägt seiner Familie Geld, hat nur ein Dach über dem Kopf, weil er bei seinen Großeltern in einer ausgebauten Oberwohnung mit nur Nebenkosten Beteiligung wohnt, und nur ein Auto, weil seine Oma ihm ihres leit und das mit fast 30... ich kann ihm nicht mehr helfen, nur noch hoffen, und er will sich nicht helfen lassen.. das macht mich sehr traurig.
Aber er war ja auch immer da und hat mir geholfen, jedoch wollte ich mir auch helfen LASSEN.
Deswegen zurück zu meiner Frage: Bin ich ein !@#*!, wenn ich ihn verlasse oder habe ich genug gekämpft und es ist okay...?
Danke an alle, die sich die Mühe gemacht haben und bis hierher gekommen sind!
Jazz