Fast 5 1/2 Jahre waren mein Freund und ich zusammen - Anfang dieses Jahres haben wir uns nun getrennt. Ich würde sagen, die ersten vier Jahre sprühte es geradezu vor Funken zwischen uns - wir haben uns wahnsinnig geliebt, vertraut, waren immer treu, haben uns super verstanden, hatten den selben Humor, waren immer das "Pärchen", das "Stimmung in den Laden gebracht hat", haben zusammen gelacht, geweint, alles geteilt... und trotz einiger Ecken und Kanten war ich davon überzeugt, den Mann meines Lebens gefunden zu haben.
Diese kleinen Ecken und Kanten wurden leider immer größer, nachdem wir (vor etwa 1 1/2 Jahren) zusammenzogen - das stellte uns nämlich vor ein Problem, das er immer gut vor mir versteckt hat: Seine Kifferei.
In der gemeinsamen Wohnung klappte das Verheimlichen logischerweise nicht mehr so gut. Und in zunehmendem Maße gestaltete sich unsere Abendplanung so: Ich ging aus, er blieb zu Hause - um zu kiffen. Insgesamt ein Jahr haben wir zusammengewohnt: Im Gegensatz zu unserer vorherigen Zeit war es anstrengend, nervenaufreibend, voller Zank und Streit.
Rund ein Jahr nach unserem Zusammenziehen (im August 2004) verknallte ich mich schließlich Hals über Kopf in einen Bekannten aus der Uni - ich habe viel an ihn gedacht, ihn meinem Freund zu Liebe aber versucht, zu verdrängen und jeglichen Kontakt mit ihm verweigert (ich gebe zu: Es war sehr hart, aber ich wusste, mein Freund liebt mich und es hätte ihm das Herz gebrochen. Also habe ich alles, was sich an Gefühlen in mir aufgebaut hat, einfach heruntergeschluckt).
Lange Rede, kurzer Sinn: Irgendwann wurde es schließlich so streitgeladen in unseren vier Wänden (ich habe jede 2. Nacht auf meiner Ersatz-Matratze geschlafen), dass ich beschloss, auszuziehen. Ich war wirklich total geschafft und gerädert, ich bin eigentlich ein unglaublich harmoniebedürftiger Mensch - wie sehr sich diese anstrengende zeit auf mich ausgewirkt hat, bekomme ich erst jetzt zu spüren (aber dazu später).
In meiner neuen Wohnung war ich sehr glücklich, endlich ein wenig Seelenruhe(!)- aber der räumliche Abstand konnte die Situation zwischen meinem Freund und mir nicht kitten. Das ganze Terrain zwischen uns war vergiftet - und es gab keinen anderen Ausweg: Anfang des Jahres habe ich unsere Beziehung schließlich beendet. Und das komische: Während er am Boden zerstört war, habe ich die Ruhe genossen. Ich war emotional schon so weit von ihm entfernt, dass ich einfach nur froh war, Ruhe und Gelassenheit zu erfahren! Und wie von selbst habe ich mich gleich an diejenige Person gewandt, die ich im Sommer zuvor
verdrängen musste (bereits eine Woche später merkte ich allerdings, dass ich damit den Frosch im Märchenprinz bekommen hatte - wohl eingeschüchtert durch meine schnellen Gefühlsbezeugungen ließ er ziemlich schnell mich sitzen ). Danach habe ich noch zwei andere Männer "Frust-geknutscht" - es waren immer sehr liebe Menschen, aber das alles prallte irgendwie an mir ab wie Wasser an einer Ölhaut. Ich habe das Gefühl, dass jeder Mann, der mir jetzt nach meinem Freund begegnet, mich mehr und mehr auf den Weg zurück zu ihm führt. Es ist auch nicht so, dass ich die männlichen Begegnungen bereue (vor allem im Hinblick auf meine Sommerbekanntschaft musste es im Grunde so kommen - ich habe mir im Grunde den erstbesten gekrallt, bei dem ich ein bisschen Zuneigung erwarten konnte - dass er mich hat eiskalt sitzen lassen, hat mich noch Tage danach ziemlich geknickt, aber jetzt sehe ich das natürlich wieder ganz anders: er ist einfach ein Idiot).
Bei meinem letzten Gefühlstief vor ein paar Tagen konnte ich gar nicht mehr aufhören, an meinen Ex-Freund zu denken (ich war zu dem Zeitpunkt in Paris und vier Jahre zuvor war ich auch schon mal mit ihm dort). Jede Nacht lag ich wach und mir liefen die Tränen herunter - und ich musste aufpassen, dass mein Kumpel, bei dem ich übernachtete, mich nicht beim Heulen ertappte... Gestern Nacht war es ganz schlimm und ich dachte, ich müsste sterben. In meinem tiefsten Inneren habe ich solch eine Sehnsucht nach meinem Freund gehabt, es schmerzte wie ein Stein auf der Brust und mir war klar: Er und ich wir gehören einfach zusammen. Wir hatten 1000x mehr Liebe in uns als jedes andere Pärchen, aber haben durch Zank und Streit alles kaputt gemacht. Ich war am Boden zerstört, habe schließlich einfach zum Hörer gegriffen und ihn angerufen. Ich habe ihn vollgeschluchzt und wir haben uns ein wenig unterhalten: Er meinte, er mache jetzt eine Entziehungskur und seitdem sähe er alles mit anderen Augen. Er könne sich für so viele Sachen ohrfeigen und "hätte auch mit sich Schluss gemacht". Wir haben uns verabredet, am kommenden Sonntag einen Spatziergang zu machen und könnten vielleicht versuchen uns "neu kennen zu lernen". Ich muss gestehen: Ich habe ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil ich inzwischen einen anderen Mann (und zwei halbe...;) ) hatte. Wie gesagt, für mich war es unumgänglich und zu dem Zeitpunkt auch voll ok. (nach dem Motto "Kein Freund, keine Sünde"). Aber wenn er es wüsste, ich glaube er würde auf der Stelle kehrt machen und mich für immer und ewig verlassen. Mein schlechtes Gewissen plagt mich und ich überlege hin und her: Soll ich es ihm sagen? Oder besser nicht? Oder vielleicht erst, wenn wir uns (vielleicht in ein paar Wochen oder Monaten) wieder "neu kennen gelernt" haben und unter Umständen einen neuen Versuch starten? Das klingt mir am Vernünftigsten, aber mein Gewissen frisst mich auf...
Für alle, die es tatsächlich ausgehalten haben, bis hierhin zu lesen: Was sagt ihr dazu? Zu der ganzen Geschichte? Und zu meinem Gewissensdebakel? Habt ihr vielleicht einen Rat?
ich danke euch ganz herzlich!
Lory