Hallo Leute, ich weiß gar nicht wo ich genau anfangen soll.
Ich bin jetzt seit 12 Jahren mit meiner, seit heute Ex-Freundin, zusammen gewesen. Wir hatten im Prinzip 10 wirklich tolle Jahre, haben uns aber in den letzten 1,5 Jahren irgendwie von einander entfernt. Sie war 17 und ich 23, als wir zusammen gekommen sind. Ich bin studieren gegangen und wir sahen uns anfangs nur am Wochenende, obwohl wir eigentlich aus dem selben Ort kommen. Ich hatte mich damals für das Studium entschieden, bevor wir zusammen gekommen sind. Nach einem Semester habe ich jedoch das Studium abgebrochen und bin wieder in die Heimat gezogen. Zu einem großen Teil auch weil ich sie vermisst habe und mir jedes mal mein Herz rausgefallen ist, als ich sie zum Bahnhof gebracht habe, aber nicht nur. Es war auch einfach nicht die richtige Zeit für mich, um zu studieren.
Nachdem ich wieder bei Papa eingezogen war(Einliegerwohnung), zog sie dort auch mehr oder weniger ein. Also sie brachte keine Möbel mit, schlief aber immer bei mir und wir verbrachten die Zeit miteinander. Nach ca. 7 Jahren, in denen wir viel gemeinsam erlebt haben und viel Spaß hatten, entschieden wir uns beide noch mal dazu studieren zu gehen und machten das auch. Wir suchten uns eine kleine Wohnung und zogen in die Stadt, in der die Uni war.
Es war anfangs sehr schön. Wir hatten endlich unsere eigenen vier Wände, in denen niemand einen Anspruch auf uns stellen konnte. Wie das immer so ist, wenn man bei den Eltern wohnt, dann muss man auch immer mal die Bedürfnisse der Eltern stillen. Wir waren also jetzt unter uns und genossen die Zeit sehr. Sie schaffte ihr Studium in Regelstudienzeit und in diesen drei Jahren war auch soweit noch alles gut. Da ich zu Studienbeginn bereits 30 war und ich soweiso schon mal eine Bafögförderung bekommen hatte, hatte ich keine finanzielle Unterstützung, was aber von vornherein klar war und auch nicht unser Problem sein sollte. Ihre Eltern sind relativ wohlhabend und sie finanzierten mein Studium einfach mit. Was ich anfangs mega nett fand, was mir aber immer mehr ein komisches Gefühl gegeben hatte. Sie liebte mich wirklich wie doof und ich sie ebenfalls. ICh hätte das selbe für sie getan, wenn ich dazu die möglichkeit gehabt hätte. Ihre Eltern haben sogar ein Ferienhaus, in einem sehr warmen land und wir fuhren dort jedes Jahr für 4 Wochen hin. Irgendwann wollte ich in diesen Ferien arbeiten gehen, damit ich endlich auch mal etwas in die Kasse werfen konnte, was sie mit aber sehr charmant mit einer Einladung in den Urlaub ausgeredet hatte. Sie hatte mir einen Zettel gebastelt, auf dem ich sozusagen einen Urlaub gewonnen hatte. Der so gut gemacht war, dass ich ihn weggeworfen hatte. Wir namen die Sache mit humor.
vor ca. 1,5 Jahren fing das Dilemma irgendwie an... Ich wollte eines Tages mit ihr schlafen und sie fing an zu weinen. Ich war in diesem Moment so perplex, dass ich das erstmal einfach hingenommen habe und wir es dann gemeinsam über 6 Monate verdrängt haben. Naja eigentlich haben wir es Tabuisiert, was ein riesen Fehler war! Denn es entstand danach einfach keine wirkliche Nähe mehr. Wir waren noch immer beste Freunde, jedoch wurde ich zunehmend "patziger" da ich ihre Rückweisung nicht verstanden hatte, aber zu feige war es anzusprechen. Ich kannte sie so gut, dass ich wusste dass da was im Busch ist und ich wollte sie nicht verlieren. Dann halt ohne wirkliche körperliche nähe. Rückblickend betrachtet, noch ein riesen Fehler! Das Ganze entwickelte eine Eigendynamik und wir bestritten zwar fast den kompletten Alltag miteinander, aber irgendwie verletzten wir uns gegenseitig, mit kleinen Stichelein. Auch sie fühlte sich abgewiesen, wie ich in einem vor kurzem geführten Gespräch rausgefunden habe.
Irgendwann war es dann soweit, dass auch ich mein Studium beenden wollte. Sie war derweil am arbeiten und wir beide fühlten uns in der Wohnung nicht mehr wohl. Sie war perfekt für zwei stundenten, aber viel zu klein um auf zwei Unterschiedliche Lifestyles Rücksicht zu nehmen. Sie war also morgens leise und die ganze Nacht, damit wir dem Anderen seine Ruhe lassen konnten. Leider wurde daraus irgendwie eine gegenseitige Erwartungshaltung, so dass wir irgendwann nur noch Dinge für den Anderen gemacht hatten, weil wir dachten er würde das so wollen. Jedenfalls musste ich meine Thesis schreiben und zeitgleich haben wir begonnen, das Haus ihrer leider verstobenen Oma zu renovieren, um dort nach meinem Abschluss einzuziehen. Das Haus lag 60km Entfernt. Es gab also eine doppelte Belastung für uns beide und beim Renovieren zickten wir uns vermehrt an. Wir hatten in dieser Zeit sogar Jahrestag, den ich aber Gänzlich ignorierte, weil ich mich langsam nicht mehr in einer Beziehung fühlte. Zwei Wochen Später hatte sie Geburtstag und ich hab mir wirklich Mühe gegeben, so dass sie an diesem Tag zu mir sagte, dass ich ja so lieb und süß seie und sie jetzt ein schlechtes Gewissen habe. In mir gingen mal wieder die Alarmglocken an, denn ich verstand nicht wieso sie ein schlechtes Gewissen hatte.
Zwei Wochen später wusste ich es dann. Sie kam von der Arbeit nachhause und war cold as f*ck. Sie zog das diesen Tag durch, bis wir abends endlich das erste mal, seit Ewigkeiten, wirklich offen miteinander geredet hatten.
Sie sagte dass sie mich noch lieben würde, aber nicht mehr weiß ob es noch für eine Beziehung reicht. Ich war total verstört. ICh wusste zwar, dass da was im Busch war, aber wie das dann aus ihr raus kam, das hatte ich nicht verstanden. Wir waren genau 2 Tage vor ihrem Geburtstag eingezogen und ich dachte wir würden hier endlich wieder zueinander finden. Denn sie sagte in der alten Wohnung immer wenn wir mal "offen" redeten, dass sie die Wohnung nicht mehr mag, mit uns aber mal abgesehen davon dass wir seit einem Jahr keinen Sex mehr hatten, alles gut war.
Oh, jetzt wird es richtig durcheinander. Bevor dieser ganze Stress mit Umzug,Renovierung, Arbeit, Thesis los ging, war sie schwer krank und litt sportliche 8 Monate an extremen Eisenmangel. Sie musste, als ich sie endlich zum Arzt geschickt hatte, drei Wochen täglich Eiseninfusionen bekommen. Natürlich hatte ich darauf Rücksicht genommen und damit auch für mich ganz gut den fehlenden Sex entschuldigen können. Ob der trotzdem möglich gewesen wäre, glaube ich zwar nicht, kann aber dennoch sein.
Diese Phase des Kaltseins erstreckte sich über eine Woche und wir redeten Täglich, doch drehten uns im Kreis. Bis ich dann nachts meine SAchen gepackt hatte und auf sie gewartet hatte. Ich bin dann mit ein Paar Dingen ausgezogen, bat sie um eine Kontaktsperre und lies sie tränen überflossen zurück, allerdings selbst tränen überflossen. Sie sagte an dem Morgen noch, dass sie nicht glaube dass das die Lösung unseres Problems sei. Aber ich konnte nicht mehr anders. Ich wollte ihr den Freiraum geben und hoffte natürlich dass sie mich endlich wieder vermisst, schließlich war ich immer für sie da. Es dauerte 2 Stunden und sie schrieb, dass ich wieder zurückkommen soll und dass ihr das alles sehr leid täte. Ich stieg voll drauf ein und kam zwei Tage später wieder zurück.
Wir redeten viel und beschlossen es erst mal wieder zu versuchen. Schnell wurde allerdings klar, dass sie noch immer keine Nähe geben konnte. Sie ist generell nicht so ein Anfassertyp, ich wurde Selbiger aber, da ich tierische Angst hatte sie zu vermissen und fing ein wenig an sie mit meiner Liebe zu erdrücken und zu überfordern. Wir redeten immer etwas offener, aber irgendwie noch nicht komplett. Wir besprachen ein paar dumme Dinge und Emotionen der Vergangenheit, merkten aber recht schnell, dass wir uns besser auf das Jetzt konzentrieren. Wir versuchten es beide, aber irgendwie kamen wir uns "nur" auf der geistigen Ebene näher. Was total schön ist und auch bis jetzt noch absolut so ist! Wir schafften Missverständnisse aus der Welt und es wurde tatsächlich wieder ein bisschen besser. Dieses bisschen besser, interpretierte der liebestrunkene Mann allerdings als "es ist wieder alles gut, bzw. es läuft wieder!" und dementsprechen habe ich mich dann auch verhalten. Ich hatte sie wieder wie meine Freundin behandelt merkte aber, dass es bei ihr nicht ganz so war. Sie küsste mich wieder und wir konnten uns auch in den Arm nehmen, aber immer nur wenn ich auf sie zuging. Also ging ich wieder etwas auf Abstand und wir ließen die Sache laufen und hofften es ränkt sich irgenwie wieder ein. Bis heute...
Heute waren wir in der Stadt, in der ich mit 23 "studierte", zum shoppen. Es war ein wirklich toller tag. wir waren beide etwas müde von der Arbeitswoche, aber wir haben viel gelacht und Spaß gehabt. Als wir dann im Auto saßen, um wieder heim zu fahren, fragte ich sie ob sie einen Kuss mag und sie sagte nein. Wir hatten den Deal dass sie das sagen sollte, wenn sie nicht will. Anfangs war da auch okay, aber im laufe der Heimfahrt fühlte ich mich immer unglücklicher, was ich ihr auch sagte. Ich fragte sie, ob wir nicht vielleicht doch lieber einfach Freunde sein sollte, weil ich mir dann nicht ständig Hoffnungen mache und auch mein Selbstwertgefühl nicht mehr so leiden würde, wenn ich zurückgewiesen werde. Sie fing an zu weinen und sagte, sie müsse jetzt Auto fahren und könne gerade nicht darüber reden. Zuhause angekommen redeten wir dann aber 2 Stunden total offen und kamen zu dem Resultat, dass wir eventuell erst mal eine Freundschaft aus unserer Beziehung machen sollten, da der Versuch davor die Beziehung zu retten ja nicht so gut lief. Sie fühlte sich immer etwas unter Druck gesetzt, dass die Beziehung jetzt klappen muss und war dann unzufrieden mit sich, wenn sie mir nicht geben konnte, was ich ihrer Meinung nach so sehr verdiene. Sie sagt dass da noch was ist, sie weiß allerdings nicht ob das über eine wirklich gute Freundschaft hinaus geht. Sie würde gerne, aber irgendwas hält sie davon ab.
Ich fragte sie, ob es dann nicht besser ist, wenn ich ausziehe, was sie verneinte. Sie sagte sie würde das als Chance sehen die Beziehung zu retten und dass das jetzt ein anderer Weg sei. Sie will nichts Falsch machen, genau wie ich. Sie sagt auch, dass die heutige Entscheidung nicht für immer sein muss. Wir sind beider der MEinung, dass wir uns in den letzten sechs Wochen wieder geistig brutal Nahe sind. Wir verstehen uns wieder richtig gut und sind auch total nett zueinander und kümmern uns auch wieder etwas mehr um uns selbst. Sie nannte mich bei meinem Kosenamen, nachdem wir redeten unc ich bat sie das in Zukunft zu lassen und mich mit meinem Vorname anzusprechen. Daraufhin weinte sie bitterlich. Ich sagte ihr auch, dass ich nicht mehr mit ihr in einem Bett schlafen will und ich sie auch nicht mehr, wie jede Nacht bisher, mit einem gute Nacht Kuss ins Bett bringen werde, was sie akzeptierte.
Jetzt wollen wir also weiter zusammen Wohnen und uns so erst mal weiter emotional näher kommen und täglich offen miteinander reden und gucken wie sich die Situation weiter entwickelt, ganz ohne Erwartungen an den Anderen. Wir haben auch geklärt, dass wenn die Sache auseinander geht, wir trotzdem Freunde bleiben wollen, weil wir seit 12 Jahren beste Freunde sind, die sich zwar eine Zeit lang angezickt haben, aber im entscheidenden Moment immer füreinander da waren.
Was haltet ihr von der Sache? Danke für Eure Zeit. Und ja, wir sind beide komplett dumm, weil wir glaube beide unser anfängliches Kommunikationproblem erkannt haben, aber zu feige waren es anzugehen.