Hallo liebe Forumgemeinde,
Ich (w Anfang 30) habe Mitte Herbst 2019 einen Mann via Dating App kennengelernt. Wir harmonieren zwar in Themen Humor, politische Ansichten und sexuell sehr gut. Allerdings hatte ich schon zu Beginn Zweifel da wir uns in einigen wichtigen Bereichen nicht nur unterscheiden sondern gänzlich unterschiedlich sind. Er kommt aus gutem Elternhaus, hat sehr gute Manieren, legt viel Wert auf sozialen Status, Auftreten, etc. hat einen tollen Job mit vielen Zukunftsperspektiven, viele Bekannte/Freunde. Ich denke, er sieht einer sehr rosigen Zukunft entgegen. Bei mir hingegen ist das Leben alles andere als gradlinig verlaufen, ich befinde mich auch einer Art Midlifecrisis. Ich habe keine einzige Freundin, einen 08/15 Job, habe nie etwas aus meinen eigentlichen Interessen gemacht. Ich habe mich nie um Schule gekümmert, in dem Alter als es drauf an kam habe ich gekifft und nur von einem Tag auf den anderen gelebt. 2011 bin ich dann mit Depressionen in der Klinik gelandet und medikamentenbedingt stark übergewichtig geworden (habe auch wieder viel abgenommen, worauf ich stolz bin.
Dennoch hat diese Gewichtszu- und Abnahme Spuren an meinem Körper hinterlassen). Ausbildungen habe ich mehrere angefangen und wieder abgebrochen, mit 26 immerhin eine Ausbildung erfolgreich absolviert und arbeite seitdem Vollzeit in dem Beruf. Um ehrlich zu sein habe ich schon nach den ersten Dates stark mit dem Gedanken gespielt, das Kennenlernen zu beenden, da mir all diese Unterschiede zu gravierend sind und ich denke, dass uns das langfristig einholt. Zudem mag ich seine Oberflächlichkeit nicht. Er achtet wie oben geschrieben wirklich sehr auf solche Äußerlichkeiten und äußert sich auch abfällig über Dicke, Arbeitslose, etc. U.a. auch über psychisch Kranke. Er weiß davon, dass ich mal mehr gewogen habe (nur nicht den Grund warum) und macht mir viele liebe Komplimente für meinen Körper.
Warum ich das alles nicht im Frühstadium angebrochen habe ist die Tatsache, dass er sich schon früh verbindlich mir gegenüber gezeigt hat (Zukunftspläne fürs laufende Jahr gemacht, Anspielungen auf Kinder, seine Family und Freunde wissen von mir). Also alles sehr sehr positiv und ganz anders als das, was ich in den letzten Jahren bei der Daterei so erlebt habe.
Mittlerweile bin ich gefühlsmäßig schon sehr involviert und denke manchmal, dass ich zu viel grüble und mir Dinge ausmale die so gar nicht eintreten müssen. Vielleicht eine unterschwellige Beziehungsangst, obwohl ich beziehungsfähig bin und mir das auch wünsche. Aber ich finde sehr schnell „Fehler“. Eigentlich würde ich dem Ganzen gerne eine Chance geben, da ein endgültiges Fazit noch zu früh ist. Ich habe allerdings noch ein anderes Problem welches mich belastet und bei dem ich nicht weiß, wie und ob überhaupt ich das ihm gegenüber kommunizieren soll. Und das sind meine Finanzen. Ich verdiene normal, habe aber leider eine voll ausgereizte Kreditkarte für die ich monatlich nur die Zinsen bezahlen kann und dazu einen Kredit bei meiner Bank, bei dem ich entsprechend monatlich Tilgung + Zinsen zahle. Ich bewege mich zum Monatsende immer am Limit des Dispos (weiterer Kredit). Das Ganze resultiert aus meiner Unfähigkeit langfristig zu planen und auch ehrlich gesagt aus einer gewissen Gleichgültigkeit heraus. Ich weiß aber, dass mir dieses Thema bald hart auf die Füße fallen wird. Eigentlich brauche ich für die nächsten Jahre weder an Urlaube, Kinder oder andere Dinge denken.
Ich habe ihn in Sachen Finanzen nie angelogen, wir haben bisher einfach noch nicht über dieses Thema gesprochen. Da ich letztes Jahr zweimal recht teuer im Urlaub war und auch nicht nur die günstigsten Sachen trage, wird er wahrscheinlich damit rechnen, dass ich zwar normal verdiene und keine Reichtümer besitze, aber das es mir finanziell so schlecht geht, ahnt er sicherlich nicht. Da ich mitten im „Gebärfähigen Alter bin“ und auch er Kinderplanung, etc. durchaus in Betracht zieht (nicht per se mit mir, aber er ist keiner der Männer die sich noch ewig ausleben müssen) will ich dieses Thema (meine Finanzen) eigentlich dringend ansprechen. Ich finde es unfair, ihm jetzt noch eine gewisse Zeit heile Welt vorzuspielen, bis das Thema dann unweigerlich zur Sprache kommt (z.B. gemeinsamen Kredit aufnehmen oder ä.). Ich frage mich nur wie ich dieses Thema am besten anspreche. Ob ich es *jetzt* schon überhaupt anspreche wo alles noch so frisch ist und wir uns auf Grund räumlicher Distanz auch nur an den Wochenenden sehen. Ob wir uns beide bereits als Paar ansehen kann ich nicht sagen, verbale Bekenntnisse hier hingehend gab es dazu noch nicht.
Wenn ich das alles so reflektiere bereue ich es, überhaupt auf Partnersuche gegangen zu sein. Irgendwie empfinde ich mich selbst als Mogelpackung, was in Bezug auf meinen Körper auch absolut stimmt (da kennt er immerhin schon die „Wahrheit“). Ich würde mit mir selbst keine Beziehung eingehen. Und irgendwie bin ich kurz davor ihm zu sagen er soll sich eine Frau suchen, die er mehr „verdient“, wobei das natürlich auch seine Entscheidung ist (ob ich ihm so „reiche“).
Vielleicht mag mir hier jemand einen Rat, Einschätzung, etc. schreiben. Ich habe wie gesagt leider niemanden mit dem ich so offen darüber reden kann.
Vielen Dank