Schuld
Jetzt muß ich als ehemalige Geliebte tatsächlich mal eine Lanze für die Ehefrauen brechen. Mich stört bei solchen Überlegungen das Wort "Schuld". Wenn jemand fremdgeht, so begeht er vorsätzlich einen Betrug, der automatisch mit Lügerei einhergeht. Aus welchen Gründen auch immer, dieser Mensch handelt bewußt und mit Vorsatz und in diesem Zusammenhang kann man auch von einer "Schuld" reden.
Auslöser können viele Gründe sein, natürlich ist der häufigste Langeweile und Alltagstrott. Aber kann man da von einer "Schuld" sprechen, wenn sich der Partner vom täglichen Allerlei treiben läßt, bzw. wenn er gestreßt ist, sich nicht nach Jahrzehnten mit Euphorie auf den Partner stürzt? Ist das "Schuld", wenn man vielleicht ganz einfach zufrieden ist, mit dem was man hat und es als selbstverständlich nimmt - vielleicht auch denkt, dem anderen geht es genau so? Und ist es andersrum wirklich eine "nicht funktionierende Beziehung", wenn es nach vielen gemeinsamen Jahren auch einfach mal "vor sich hinplätschert" und man sich auf seinen erarbeiteten Lorbeeren ausruhen will?
Wenn man sagt, die Frau hat "mit schuld", dann impliziert das, daß sie es wohl nicht anders verdient hat. Aber rechtfertigt ein gelebter Alltag Lügen und Betrug? Selbst wenn man ihre Nachlässigkeit anprangert, so rechtfertigt man da doch wohl den "Mord mit dem Bankraub".