Hallo,
ich bin jetzt seit knapp 6 Monaten mit meinem brasilianischen Freund zusammen. Er nimmt die Beziehung sehr ernst, sprich, möchte am liebsten die Zukunft mit mir verbringen.
Ich werde nächstes Jahr ein Semester in Australien studieren - also nicht gerade um die Ecke. Das Studium dort geht 4 Monate, aber Australien ist mein absolutes Traumland und ich werde wahrscheinlich so 8 Monate dort bleiben, weil ich schon jahrelang auf die Gelegenheit warte, endlich wieder in dieses Land zu kommen. Hätte ich keinen Freund, würde ich wahrscheinlich sogar ein komplettes Jahr dort verbringen. Aber dann würde ich auch ein weiteres Semester hier "verlieren".
Jedenfalls haben wir eine sehr intensive Beziehung, wir haben uns in den letzten 4 Monaten jeden Tag gesehen (davor auch so gut wie jeden Tag), wohnen also quasi zusammen! Er ist ein sehr einfühlsamer Mensch, der immer gerne und viel über alles reden möchte. Wenn es Probleme gibt, ist er der erste, der das Bedürfnis hat, sich ordentlich hinzusetzen und alles zu klären. So haben wir einige Missverständnisse und Probleme schon behoben.
Meine Situation ist die, das ich vorher eigentlich noch nie so richtig einen Freund hatte und es einfach toll ist, jemanden zu haben, der einen so liebt, wie man ist, und man diese Gefühle sogar erwidert! Das ist also wirklich schön, aber es kommen natürlich auch Probleme hinzu. Das erste ist, dass er 2 Kinder hat (13 und 4 Jahre alt), die in Brasilien leben und die er ziemlich früh bekommen hat (die erste Tochter mit 15). Natürlich hassen sie mich, aber das ist nicht mein größtes Problem. Ich komme einfach mit der Situation nicht zurecht, dass er schon Kinder bzw. eine Familie hat (er war nicht verheiratet und die "Beziehung" mit der Mutter der Kinder war 12 Jahre - aber nie durchgehend, denn er hat sie dann schon nicht mehr geliebt). Dafür war dann die Beziehung zu seiner Tochter immer intensiver! Er hat sich praktisch immer als Vater definiert - und ihr alle seine Liebe gegeben. Als er letztens mit seiner Tochter telefoniert hat, und ihr Ratschläge gegeben hat, habe ich dieses enge Verhältnis gespürt und als sie ihn dann immer liebevoll "Papa" genannt hat... natürlich finde ich es toll, dass er Kinder so gerne mag und sie nicht im Stich lässt (er ist nach der Trennung von seiner Ex nach Dtld gekommen - ist jetzt seit 1 Jahr hier), aber es ist eben unheimlich hart für mich. Und ich weiß nicht ob ich jemals mit der Situation umgehen kann. Kann man so etwas lernen?
In Brasilien sind die Eltern-Kind-Beziehungen eben ganz anders als in Dtld... 20-jährige Töchter und Söhne(!) nehmen ihre Eltern alle 5 Minuten in den Arm und küssen sie...
Das zweite Problem ist seine Situation. Er hat nie studiert oder eine Ausbildung gemacht. Mein Problem ist wirklich nicht, dass er jetzt kein Geld hat. Aber dass er absolut keine Zukunft hat und sich das also nicht ändern wird, das schon! Ich bin eben so ein Mensch, der alles, was er begonnen hat, immer beendet hat! Auslandsaufenthalt, 3-jährige Ausbildung, jetzt bin ich im Studium, ist auch nicht so mein Thema, aber ich werde es beenden! Ansonsten bin ich auch eher ehrgeizig in Bezug auf Dinge - bzw. stelle an mich den Anspruch, diese zu machen und auch durchzuziehen wenn begonnen! Er ist eben überhaupt nicht ehrgeizig! Für ihn war eben schon immer Gefühle, Liebe, Familie viel wichtiger! Klar - er ist so aufgewachsen! Und das sind auch Eigenschaften, die ich an ihm schätze! Natürlcih ist die berufliche Situation änderbar (zumindestens theoretisch! im Gegensatz zu den Kindern), aber er ist schon 28 und ich kann und will ihn ja in dieser Hinsicht auch nciht komplett ändern, obwohl ich es mir schon wünschen würde, dass er noch studiert.
Okay, das dritte ist die Eifersucht. Ich bin ein sehr offener Mensch, kommunikativ und war vorher eine lange, lange Zeit Single. Sprich: ich war sehr flirty und habe immer viele Leute kennen gelernt. Darüber hinaus bin/ war ich überzeugt, dass, in Dtld zumindestens, Freundschaften zwischen Männern und Frauen bestehen können. Grade mit Freunden aus der Schulzeit, die ich schon seit 8 Jahren kennen oder mit Kommilitonen an der Uni. Ich sehe das so, dass man einfach befreundet ist und Leute kennt. Nicht mehr. Naja, darüber haben wir uns oft in die Haare gekriegt obwohl ich jetzt schon das Gefühl habe, er weiß was wir an uns haben und dass ich das auch weiß und es nicht aufs Spiel setzen würde. Ich habe mich auch schon verändert während der Beziehung was meine Art auf Leute zuzugehen etc. angeht. Ich achte drauf, mit wem ich spreche und mit wem eher nicht, zumindestens wenn er dabei ist.
Also das ist die Ausgangssituation! Und jetzt gehe ich eben nächstes Jahr nach Australien! Ich meine, viele Beziehungen haben so etwas schon durchgemacht! Meine Frage ist jetzt eben: will ich diese Beziehungen wirklcih, will ich sie für immer? Will ich diesen Mann heiraten? Trotz der Situation?
Denn das ein paar Monate getrennt sein, ohne jemanden, ist nicht das eigentliche Problem! Denn wenn ich glücklich bin und überzeugt von der Beziehung, dann schaffe ich das! Aber ich habe immer mein ganzes Leben gesagt: Wenn ich mal einen Freund finde, dann in Australien! Ich liebe die Mentalität, das Land, die Leute und wollte immer dort leben! (ich liebe Brasilien auch als Land, aber es ist eben sehr gefährlich um dort zu leben) Was ist jetzt, wenn ich dort jemanden kennen lerne, wir uns verlieben, er hat keine Kinder, einen guten Job....
würde es sich lohnen so etwas aufs Spiel zu setzen? Will ich das noch?
Was ist, wenn mich der "Neue" dann nach 4 Monaten aus Langeweile wieder verlässt? Oder mich betrügt? Klar, kann man sowas nie vorhersagen, aber mein Brasilianer ist eher nicht der Typ für sowas (obwohl er Brasilianer ist ;o) )
Will ich wirklich auf die Loyalität, bedingungslose Liebe, die ich jetzt habe, verzichten?
wir haben seit 3 Wochen intensiv darüber gesprochen... ich habe die ganze Zeit nur geweint, habe Angst ihn zu verlieren. Er kann mit der Situation auch nicht umgehen, hat auch schon mehrere Male geweint und meint, ich bin die Frau seines Lebens, er will mich nicht verlieren.
Es ist wirklich schwierig zwischen Kopf und Herz zu entscheiden. Ich habe eben diese hohen Ansprüche an ihn, und das weiß er auch. (Ich hatte nie viel Geld, aber jetzt habe ich einiges dafür getan mir eine Basis zu schaffen, damit ich in Zukunft nicht mehr jeden Cent zweimal umdrehen muss bzw. auf Sachen verzichten, weil ich einfach nicht das Geld dazu habe) Er sagt, er ist sehr traurig, weil er Sachen in seinem Leben versäumt hat, die es ihm jetzt vielleicht verhindern, die Frau seines Lebens zu behalten.
Ich denke eben, selbst wenn wir zusammen bleiben - ich werde mich in Australien weiterentwickeln, persönlich und professionell und sowieso einen Kulturschock bekommen, wenn ich wieder zurück komme. Und wenn er dann exakt so geblieben ist und sich nicht weiterentwickelt, könnte das natürlich auch problematisch sein...
ich denke nicht, dass Partner immer die gleichen Sachen machen müssen, aber es sollte schon immer einen Prozess der Weiterentwicklung geben, man kann sich ja gegenseitig unterstützen. Und es ist ja auch spannend, was der andere für Träume, Visionen und Ziele hat!
Nun ja, dass sind also meine Gedanken... sie kreisen und kreisen...
wenn ich mit ihm zusammen bin und ihn sehe, ist natürlich die Vorstellung unvorstellbar ihn zu verlassen! Dann denke ich, er tut mir so gut, ich kann nicht ohne ihn!
Aber mit dieser ganzen Situation, mit der ich nicht zurechtkomme!? Vor allem die Kinder...
ich könnte es natürlich bis Australien einfach so weiterlaufen lassen, dort hingehen und gucken wie's aussieht! Ist aber ihm gegenüber nicht fair! Außerdem kommen wir jeden Tag wieder auf das Thema zu sprechen und es gibt Verzweiflung und Tränen! Irgendwas muss also passieren!
Vielleicht war jemand schon mal in einer ähnlichen Situation?
Oder hat sonst etwas dazu zu sagen?
Ich freue mich über jeden Beitrag :)