Grüß Euch!
Ich verspreche mir zwar nicht viel von dem, was ich hier gerade mache, aber ich will einfach mal meine Gedanken niederschreiben.
Bin ein 28-jähriger Mann und lebe seit zwei Jahren in einer bis jetzt glücklichen Beziehung. Vor ein paar Wochen hatte ich so eine Art Schlüsselerlebnis, was alles kaputt gemacht hat.
Vorweg...Ich weiß, die nächsten Zeilen müssen auf die meisten von euch lächerlich und banal wirken und ich wünschte, ich könnte es genauso sehen, aber mich lässt das einfach nicht mehr los.
Ich schaute mit meiner Freundin an einem Abend DVDs, wir entschieden uns für den Film "Life of Pie", weil das einer der Filme der letzten Jahre ist, den wir noch nicht gesehen haben und der Trailer ganz nett war. In dem Film gab es erwartungsgemäß tolle Bilder und schöne Effekte, aber ich musste mich anstrengen, nicht einzuschlafen, so langweilig und seicht war die Handlung. Das einzige, was mich nicht einschlafen ließ, war die Reaktion meiner Freundin. Gespannt bis zur letzten Sekunde saß sie da und erwiderte nur ab und zu meine Teilnahmslosigkeit mit einem etwas genervten Blick. Mir kam es so vor, als würden wir zwei völlig verschiedene Filme sehen, nur das traurige ist, das dem nicht so war. Normalerweise gehen wir nach einem gemeinsamen Filmabend noch zusammen in die Badewanne, aber diesmal bestand ich darauf, mich alleine in die Wanne zu legen, denn ich brauchte einfach Abstand. Eine Frage ging mir dabei durch den Kopf..."Wie kann ich es noch einen Tag länger wertschätzen, dass sie mich toll findet und liebt, so wie sie immer behauptet, wenn sie gleichzeitig diesen Schrottfilm toll findet? Muss sie nicht zwangsläufig ein völlig verzerrtes Bild von mir lieben, wenn sie in ihrer imaginären Checkliste mich UND den Film für "toll" befinden kann? Was kann mir ihre Zuneigung dann überhaupt noch wert sein? Das wäre ja ungefähr so, als würde Mozart sich geehrt fühlen, wenn Heino sich als sein größter Fan outen würde.
Ich muss dazusagen, dass dieses Filmerlebnis nur der Hauptauslöser für meine Erkenntnis war. Ich hatte schon immer dieses schlechte 'Gefühl, auch in früheren Beziehungen, wenn sie z.B. über einen Komiker lachte, wo ich bei aller Anstrengung nicht verstehen konnte, was daran komisch sein sollte und den Typen einfach nur Scheiße fand. Ich denk da nur an den effekthaschenden Schleimscheißer Mario Barth. Eine andere Ex hatte nen Mops und ich konnte nie begreifen, wie man von allen Hunderassen dieser Welt sich ausgerechnet für eine derart degenerierte Qualzucht entscheiden kann. Nur konnte oder wollte ich mir nie näher darüber Gedanken machen und hab das unter die Kategorie "Unterschiedlicher Geschmack, kann passieren, sei tolerant!" verbucht.
So hab ich mir in den letzten Tagen viele Gedanken darüber gemacht und die Konsequenz dieser Gedanken fällt mir sehr, sehr schwer. Sie ist so etwas wie eine Traumfrau für mich und ich liebe sie sehr, oder besser gesagt, bilde mir das ein. Aber ich kann nicht weiterleben, indem ich mit einer Lüge lebe und mir etwas vormache. Denn wenn sie ein völlig verzerrtes Bild von mir liebt, dann wird das bei mir nicht anders sein. Ich muss sie ebenfalls irgendwann einmal auf meiner inneren Checkliste für "gut" befunden haben. Auch darüber habe ich nachgedacht und mir ist klar geworden, dass ihre Attraktivität einen großen Teil davon ausmacht. Ihre zusätzlich auf mich "süß" wirkende Art zu reden, ihr Geruch und nicht zuletzt ihre Qualitäten im Bett haben mich wohl alles in allem zu der inneren (gefühlsmäßigen) Überzeugung gebracht, sie zu "lieben".
Aber in Wahrheit werden wir immer zwei völlig verschiedene Menschen bleiben, die sich niemals tatsächlich innerlich berühren werden, sondern dazu verdammt sind, in der blinden Illusion und der damit zwangsläufigen Verkennung des anderen sich lediglich einzubilden, zu lieben und geliebt zu werden.
Etwas, was mir bis zu diesen Tagen heilig war, ist damit zusammengestürzt. Gestern hab ich sie verlassen, hab "Auf Wiedersehen" gesagt.
So viel dazu, wie sehr sich Nachdenken lohnt.
Gruß