an0N_1189750099zDer Fluch der weißen Ritter
ich habe das mal in einem Thread zu meinem Krankheitsbild geschrieben, das trifft also auf Dich nicht ganz zu, aber denke mal darüber nach...
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1. - Wann auch immer sich jemand für einen anderen Menschen "opfert" - oder das Gefühl hat, sich zu "opfern", ob als Verwandte oder Freunde oder Partner, ist diese zwischenmenschliche Beziehung zum Scheitern verurteilt, wenn das mehr als sehr kurze Zeit anhält. Es ist per se natürlich wirklich edel gemeint. Aber wenn jemand das Gefühl hat, sich wirklich zu opfern KANN das Ergebnis keine glückliche zwischenmenschliche Beziehung sein. Niemals. Per Definition nicht.
2. - Wir müssen nicht "gerettet" werden. Uns kann auch niemand "retten". Schon gar niemand anders als wir selbst. Letzlich ist es eine chronische Krankheit. Punkt.
3. - Ich habe es schon geschrieben: Ursache sind emotionale Überladungen. Ich habe es auch geschrieben: Es geht nicht "von alleine wieder weg". Wenn der Druck, die Spannung, die Emotionen zu hoch sind, hilft nur eines: Druck ABBAUEN. Wasser aus dem Fass schöpfen. Einen Kühlkreislauf einschalten. Aber nicht das Wasserfass oder den Atommeiler in Watte packen, das ändert GAR NICHTS.
Das KANN nur der Betroffene selbst tun.
Für den fühlt es sich natürlich toll an, in Watte gepackt zu werden - aber letztlich helfen wird es ihm nicht.
(Anmerkung: das ist jetzt auf unsere spezielle Problematik geschrieben - die Symptome sind bei Euch andere, das Prinzip ist gleich.
Immer wenn Angehörige, Ex-Partner usw. schreiben, lese ich Sätze wie "Man muss immer Rücksicht nehmen, die machen immer was sie wollen und wir sollen immer Rücksicht nehmen" - Leute, das ist FALSCH, FALSCH, FALSCH!!!
Es gibt einige Punkte, auf die man achten muss und die man anders machen muss.
Aber wie ich schon sagte: wenn einer das Gefühl hat, immer derjenige zu sein, der "zahlt" dann funktioniert das niemals. Es ist vor allem aber auch völlig unnötig, denn es ändert nichts, es verbessert nichts.
Ihr könnt Euch (pardon) den A*** aufreißen im Bemühen jeden Sturm von uns abzuhalten, es ist nicht möglich, dass das funktioniert. Also klar, es ist zu schön, wenn jemand ständig um einen herumwuselt und den Boden vor den Füssen glättet, das ist angenehm. und es erleichtert ja auch wirklich das gehen. Aber wenn jemand einen Dorn im Fuss hat, dann bringt es nichts, vor ihm den Boden zu ebnen, dann weichen Sand auszubreiten und eine Krücke zu holen und denjenigen zu stützen und irgendwann man die Sänfte zu holen - Es muss der Dorn aus dem Fuß. Alles andere ist nur Symptombekämpfung. Natürlich hilft das. Aber es löst keine Probleme.
Nun wissen die meisten psychisch Kranken nicht, dass sie einen Dorn im Fuß haben und die weißen Ritter wissen es auch nicht. Also machen sie den Weg vor uns so lange so angenehm wie möglich wie sie können und dann machen sie weiter, bis es nicht mehr geht, dann machen sie weiter, bis sie chancenlos zusammenbrechen. Dann haben beide das Gefühl versagt zu haben. Der Kranke, wo er es nicht mal geschafft hat, mit einem so lieben Menschen, der sich so darum kümmert auszukommen. Der weiße Ritter, weil die eigene Kraft hoffnungslos erschöpft ist - aber sonst nichts passiert.
Ja, ich weiß, das wirkt fies und gemein und egoistisch und undankbar und arrogant und ... gegenüber denen, die sich aufgeopfert haben. Aber es ist eben so, dass der äußere Schein trügt. Na klar, es hilft, wenn der Weg geebnet wird - in diesem Moment. Aber so böse das auch klingt: Jemand der sich daneben stellt und nicht ständig stüzt und die Sänfte holt, führt eher dazu, den Fuß zu untersuchen und den Dorn zu finden.
Die Balance ist alles. Es gibt manche Stellen des Weges, wo es uns retten kann, wenn uns jemand stützt. Es hilft, wenn jemand mit darauf achtet, ob man sich gerade auf ein Treibsandfeld zu bewegt.
Aber so schön es ist, getragen zu werden und so sehr sich derjenige, der die Sänfte trägt, damit abmüht: Wenn wir nicht den größten Teil des Weges auf eigenen Füßen laufen, wird keiner den Berg hochkommen. Weder wir selbst noch die weißen Ritter, die uns begleiten. Sisyphos lässt schön grüßen...
Beide müssen in diesem Falle gegen ihre Instinkte handeln. Die psychisch Kranken, die den (psychischen) Dorn im Fuß suchen und entfernen müssen, dann den schmerzenden Fuss Schritt um Schritt nach vorn bewegen müssen, die Muskeln wieder aufbauen müssen, die sie verloren haben, weil sie getragen wurden und die jeden Abend am Lager schön die Wunde im Fuß untersuchen, desinfizieren und neu verbinden müssen.
Und die weißen Ritter auch, die auch zusehen können müssen, wie man neben ihnen auf die *** fällt. Die auch mal von einem Stein getroffen werden können, der dabei den Berg runter rollt. Die aber auch mal dem Esel mal eins auf den *** geben können und sollen, wenn der über die Stränge schlägt und sich auch an den Möhren gütlich tun sollen, statt nur die besten oder gar alle aufzuheben, um sie dem Esel vor die Nase zu binden.
Bedenkt stets den guten alten Apothekerspruch: Die Dosis macht das Gift.
So, ich hoffe, ich habe es so erklären können, dass sich nicht alle weißen Ritter jetzt vor das Schienbein getreten fühlen und dass die psychisch Kranken mal nach dem Dorn im Fuss suchen - nicht nach dem nächsten Sänftenträger.
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