Ich hole etwas weit aus, alles fing an als ich etwa 12-13 Jahre alt war. Ich hatte meinen ersten kleinen kreisförmigen Haarausfall. Dadurch sollte sich in den nächsten Jahren viel ändern, vielleicht mehr als ich es mir vorstellen konnte. Ich hatte zum Glück immer ein Umfeld das mich bestärkt und unterstützt hat, sei es Familie oder auch Freunde. Allerdings wurde ich von sehr vielen Menschen komisch und manchmal, meinem Gefühl nach, fast angeekelt angeschaut. Einerseits verständlich, ich meine man sieht nicht alle Tage einen Jungen in dem Alter mit zeitweise kaum Haaren auf dem Kopf, andererseits ist es aber schon immer sehr verletzend gewesen. In meinem Bekanntenkreis lief es allgemein gut, worüber ich unheimlich dankbar bin. Anders sah es aus bei Bekanntschaften, insbesondere bei Mädchen. Kontaktaufnahme war quasi unmöglich, wer will schon einen Jungen der so “komisch” aussieht, wenn daneben ganz viele “normale” daneben stehen? Ich habe mit den Jahren mich mit dieser Realität teilweise abgefunden. Ich habe in der Oberstufe noch eine Beziehung geführt, die mir natürlich Mut gemacht hat, nach 2 Jahren kam es dann zur Trennung da sie Umgezogen ist. Später zu Beginn des Studiums habe ich relativ schnell eine neue Freundin gefunden, mit der ich jetzt etwa 3 Jahre zusammen bin. Meine Haarausfälle beschränken sich auf in regelmäßig auftretenden Abschnitten (ca. alle 4-5 Monate) auf kleinere Löcher, die ich gut durch meine Haare kaschieren kann.
it meiner Beziehung bin ich grundsätzlich zufrieden, aber etwas nagt seit jetzt längerer Zeit an mir. Einerseits ist die Beziehung etwas ins stocken gekommen, es passiert nicht viel, manchmal habe ich keine Lust sie zu besuchen, langweile mich bei ihr. Keiner von uns beiden macht etwas “falsch”, ich habe nur das Gefühl, dass dieser Funken zwischen zwei Liebenden langsam erlischt. Auch Corona hat diese Situation nicht verbessert, viel Zeit, wenig zu tun, viel Nähe zu ihr, die zu wenig genossen wurde meinerseits.
Ganz seltsam wurde es, als ich mit alten Schulfreunden in den Urlaub gefahren bin. Wir haben sehr viele hübsche Mädels gesehen, und klar ich kam in Versuchung (es ist nichts “passiert”) oder stellte es mir zumindest vor, wie es denn mit einer dieser Mädels wäre. Permanent wurde auch über Tinder-Mädels geredet, Bilder gezeigt etc. Ich schätze das hat das Ganze nicht einfacher gemacht, immer größer wurde das Verlangen auch mal sowas zu erleben. Meine Haare sehen mittlerweile die meiste Zeit fast “normal” aus, ich würde mich auch als recht attraktiv einschätzen ohne groß überheblich wirken zu wollen. Ich habe das Gefühl endlich mal eine “Chance” bei Mädchen zu haben, das hatte ich nämlich auch schon während meines Auslandssemesters verspürt. Damals war ich bereits mit meiner Freundin zusammen und zum ersten Mal, haben Mädchen offenkundig Interesse an mir gezeigt. Ein sehr schönes Gefühl, wenn man bedenkt, dass bis zu diesem Zeitpunkt noch nie wirklich der Fall war. Ich habe damals mich auch zurückgehalten, es lief nichts. Ich habe es aber sehr genossen begehrt zu sein, was meiner Meinung nach auch etwas Natürliches ist. Zurück zum Sommerurlaub, ich habe mir viele Fragen gestellt: soll ich die Beziehung aufs Spiel setzen, wie groß ist mein Interesse an anderen tatsächlich. Dazu kommt, dass ich nur sehr selten mein Handy dabei hatte, um einfach die Zeit mit meinen Freunden mehr zu genießen, was dazu führte, dass ich auch sehr wenig Kontakt zu meiner Freundin hatte. Komischerweise fand ich das nicht weiter störend … Dadurch und durch diese vielen Fragen, wurden meine Zweifel immer größer, auch durch das Permanente Tinder “gelaber” meiner Freunde wurden sie nicht kleiner. Als ich aus dem Urlaub, der mir im übrigen extrem gut gefallen hat, habe ich ein sehr schlechtes Gefühl gehabt, innerliche Leere, Antriebslosigkeit.
Die Gedanken daran meine Beziehung zu beenden haben nicht mehr aufgehört und so kam, dass als wir uns wieder gesehen haben, wir darüber gesprochen haben, dass etwas nicht stimmt. Es besteht meiner Meinung nach schon länger ein gewisses Ungleichgewicht, kurz gefasst sie liebt mich “mehr” als ich sie. Um ganz ehrlich zu sein, liegt das meiner Meinung nach, daran dass ich erkunden möchte was es heißt von anderen begehrt zu sein. Sie hat also ihre Zweifel geäußert, dass ihr zu wenig Liebe entgegen kommt und ich, dass ich Zweifel daran habe genug für sie zu empfinden um sie zu “lieben” und nicht nur sehr gut mit ihr befreundet zu sein. Für uns beide endete das ganze in Tränen, ich schätze sie sehr, sie hat mir immer mit allem geholfen, sie war ein Freund, eine Bezugsperson und Partnerin zugleich und so war es auch andersrum. Sie hat an sich alles was ich möchte und es ist ein ziemlich zerstörerisches Gefühl all das einerseits zu verlieren aber andererseits auch ihr das zu nehmen, weil ich sie dann “alleine” lasse. Ich fühle mich extrem einsam und mir drehen tausende Gedanken im Kopf. Gedanken an die “schönen” Zeiten, wo alles super lief, keine Bedenken vorhanden waren. Gedanken an die “schlimme” Zeit die mich erwartet, wenn ich sie verlieren würde und all das was dazu kommt. Ich glaube auch, dass ich sie nicht mehr “genug” attraktiv finde, als hätte ich jetzt durch mein gewonnenes Selbstbewusstsein meine Erwartungen hochgeschraubt. Der Urlaub hat dieses Gefühl nur verstärkt und irgendwie hasse ich mich dafür, mich von dem Äußeren so beeinflussen zu lassen. Ich habe das Gefühl in einem Loch zu sein, ich frage mich viel, zum Beispiel: Hab ich wirklich Lust auf One-Night-Stands, würde mich das nicht nach schon paar Wochen unglücklich machen? Könnte ich es andererseits aber aushalten, wenn ich in einem Jahr (eventuell setze ich im Ausland mein Studium fort) für ein Jahr mindestens von ihr getrennt bin, jegliche Avancen von Mädchen zurückzuweisen? Sollte ich das ganze abwarten? Kann ich überhaupt noch zurückrudern, verletze ich sie damit nicht noch viel mehr, jetzt und später falls ich merke, dass es wirklich nicht mehr geht? Ich fühle mich irgendwie sehr unmenschlich so “getrieben” zu sein, es so sehr ausprobieren zu wollen, dass ich dazu bereit wäre oder mir zumindest die Frage stelle einen wirklich tollen Menschen zu verlassen. Es ist echt schwierig und womöglich noch schwieriger mich nachzuvollziehen, ich habe nie wirklich das Gefühl gehabt begehrt zu sein und habe mich immer sehr eingeschränkt gefühlt. Ich habe das lange Zeit unterdrückt, aber jetzt wo ich die Situation vor Augen habe beschäftigt mich das mehr denn je. Ich schaffe es nicht zu einem klaren Entschluss, ich finde es auch schrecklich und gewissermaßen pervers, wenn ich daran denke, meine Beziehung und einen tollen Menschen auf eine Waagschale zu legen zusammen mit dem Drang mich quasi auszuleben und “frei” zu sein. Ich kann dem aber nicht entgegenwirken, das sind halt Gefühle dich ich habe und Fragen die ich mir stelle. Eine Antwort bleibt aber aus… Ich denke, dass es langfristig vielleicht das bessere und fairere ihr gegenüberist es jetzt zu beenden, andererseits sind die Verlustgefühle aktuell heftig und nur schwer zu ertragen.
Ich würde mich sehr freuen über Anregungen, vielleicht sogar Erfahrungen..