Ich bin Mitte Dreißig und seit über zehn Jahren mit einer Frau zusammen. Wir haben drei Kinder.
Unser Zusammensein hat Höhen und Tiefen gehabt, doch immer hat uns etwas zusammengehalten. Immer wieder haben wir Phasen, wo wir über unser Inneres reden können, also tief in den anderen sehen.
Zurzeit ist wieder so eine Phase und ich habe das Gefühl unsere Beziehung wird auf eine andere Ebene getragen. Ich fühle mich ihr innerlich sehr nah.
Der Auslöser dieser Phase ist, wie ich inzwischen festgestellt habe, sehr schmerzhaft für mich. Seit einigen Wochen fühlt sie sich vernachlässigt von mir. Irgendwann hat sie mich gefragt, ob ich offen für eine offene Beziehung sei. Da ich der Meinung bin, dass unsere Beziehung nach zehn Jahren die Reife hat, auch das zu tragen, habe ich bejaht. Im Nachhinein betrachtet, war ich mit dem Kopf völlig woanders bzw. ganz mit dem alltäglichen ausgefüllt. Ich habe also mich in die Frage nicht reingefühlt.
Sie hat mir irgendwann von einem anderen Mann erzählt, der sie mit seinem Blick auszieht. Sie mir auch unterbreitet, das er bereit ist, mit ihr zu schlafen. Ihr Selbstwertgefühl, welches scheinbar unter mir gelitten hat, war dadurch angehoben.
Mir war zu dem Zeitpunkt nicht klar, das sie tatsächlich darauf eingehen wird. Unterbewusst war mir allerdings klar, dass es irgendwann darauf hinauslaufen würde.
Vor ein paar Tagen habe ich von ihr erfahren, dass es tatsächlich dazu gekommen ist. Ich hätte es nicht erfahren, wäre nicht eine schräge Situation entstanden, die das offenbahrt hat. Da ich meine Einwilligung damals gegeben hatte, ist sie davon ausgegangen, dass es ok für mich ist. Allerdings war diese Information ein Schlag ins Gesicht. Es hat mich tief getroffen, irgendetwas erschüttert.
Wir haben viel geredet und meine Fragen waren soweit geklärt. Jede Information, die ich dazu erhielt, musste ich verarbeiten. Als ich heute soweit war, mehr zu erfahren, denn sie wollte es mir auch gern erzählen, habe ich weiter erfahren, dass sie bereits mehrfach mit ihm geschlafen hat. Das und die Wahl der Orte haben mich wieder umgehauen.
Wir reden, wir sind beide bereit zu reden. Unsere Beziehung, das Band ist stark genug, das zu verarbeiten.
Meine Herausforderung ist, mir selbst einzugestehen, dass wir uns erst durch diese Erfahrung so nahe kommen. Ich verarbeite gerade die letzten Informationen und versuche den Gedanken zu verdrängen, dass das wieder passieren wird. Wir haben auch darüber geredet, ob und wieder...
Ich schwanke von "es ist ein Abenteuer" zu "das verkrafte ich nicht". Zweitens rührt durch die gesellschaftliche, bürgerliche Prägung, das man sowas nicht macht. Ich verstehe, dass das Unsinn ist, jeder Mensch frei in seinem Tun ist. Ich habe ihr die Freiheit gegeben und möchte das auch weiterhin tun.
Ich zittere seit zwei Stunden am ganzen Körper. Die Anspannung der letzten Tage fällt ab. Ich freue mich für sie, dass sie sich ausprobieren kann. Ich halte das Gefühl nicht aus, das in mir irgendentwas brennt.
Es war ein Mangel an Informationen. Sie dachte - ich dachte... Ich dachte, wir hätten ein Grundvertrauen. Ich habe ihr vertraut das es nicht passiert. Sie hat mir vertraut, dass es ok für mich ist.
Ich weiß im Moment nicht, was ich tun soll.