Ich kann dich verstehen
Hi Mondschein, ich kann dich gut verstehen...
Es ist leicht gesagt "Ach, was willst du denn von so einem? Lass doch die Finger von ihm", aber man kann Gefühle leider nicht einfach so abstellen. Ich bin auch (seit einem Jahr) in einer Beziehung und es ist was sehr ernstes. Ich bin auch sehr glücklich mit meinem Freund, wir wohnen zusammen und es ist alles harmonisch, wir streiten nie, sind immer füreinander da, es passt einfach alles. Und trotzdem erlebe ich gefühlsmäßig etwas ähnliches wie du, wenn auch in "harmloserer" Form... ich wurde vor 2 Monaten von einem jungen Mann angesprochen in der Uni, wir haben uns ein paar Mal gut unterhalten, und irgendwann fragte er mich, ob wir am Wochenende mal was zusammen machen wollen. Ich war total überrumpelt mit der Frage, habe nur gesagt, ich hätte keine Zeit. Nicht weil ich ihn nicht treffen wollte. Im Gegenteil, ich fand ihn ebenfalls sehr anziehend, also irgendwie sexuell anziehend, aber ich wusste gleichzeitig, dass mit ihm sicher keine längere Beziehung zustande kommen würde, einfach vom Typ Mensch her, ich glaube er würde langfristig betrachtet nie so zu mir passen wie mein Freund, es wäre nicht dieselbe Wellenlänge, nicht die selbe Harmonie wie mit meinem Freund, also als Partner fürs Leben, aber vielleicht wirkte gerade dieses "Anderssein" so anziehend auf mich... Aber ich konnte zum Treffen nicht ja sagen. Wegen meinem Freund. Ich wusste dass es falsch wäre. Dass ich vorsichtig sein müsste, wenn ich auf ein Treffen eingehe, damit keine noch stärkeren Gefühle auf meiner und seiner Seite entstehen würden... ich war einfach vorausschauend und dachte mir, es war besser das Treffen abzulehnen. So dachte ich zumindest in dem Moment. Gleich nach meinem "Korb", den ich ihm gab, verabschiedeten wir uns, in der nächsten Woche vermied er mich wohl irgendwie in der Uni... ich habe ihn dann nicht mehr gesehen... und dann begannen die Ferien... also die Chance ihn wiederzusehen war gleich null (ich hatte leider keine Handynummer von ihm)... Klar, meine Geschichte ist jetzt nochmal anders als deine und ich habe jetzt gar keinen Kontakt zu ihm, aber was ich dir eigentlich sagen wollte: Ich habe auch die ganzen ferien an ihn gedacht, habe mir vorgestellt, wie es wäre mit ihm zusammen zu sein.. dachte ich verpasse etwas... ich habe bereut, dass ich das Treffen abgelehnt habe... rede mir jetzt ständig ein, ich hätte ja wenigstens ihn einfach so mal außerhalb der Uni treffen können, um ihn besser kennenzuelernen auf freundschaftlicher Ebene, aber in Wirklichkeit will ein Teil von mir mehr von ihm als nur Freundschaft...da muss ich mir nichts vormachen. Und das obwohl mit meinem Freund eigentlich alles perfekt ist. Ich verstehe das einfach nicht. Ich wünsche mir manchmal, ich würde einfach von heute auf morgen das Interesse an dem anderen verlieren, aber es geht eben nicht. Es sind irgendwie zwei verschiedene Gefühle. Den Freund will man nicht verlieren, weil es was ernstes ist, etwas perfektes, man hat was aufgebaut. Aber das andere Gefühl... ist diese Anziehung, die der andere Mann auf einen ausübt... das hat etwas verführerisches... man fragt sich, wie es wäre mit ihm, man sehnt sich irgendwie danach und denkt ständig daran, und gleichzeitig weiß man, dass alles unmöglich ist und nur Träumereien sein können, weil man ja schon fest gebunden ist an einen festen Partner, den man ja eigentlich auch liebt und nie und nimmer verlassen könnte. Dieser Zwiespalt ist verdammt schwierig. Aber man kann seine Gefühle nicht steuern. Jetzt ist es bei mir z.B. so, dass ich hoffe, ich vergesse den jungen Mann aus der Uni, damit das "Problem" gelöst ist, aber -wie solls auch anders sein- jedes Mal wenn ich in die Uni gehe, hoffe ich, ihn zufällig wiederzusehn. Es macht mich z.B. wahnsinnig, dass ich keine Handynummer von ihm habe. Ich weiß so gut wie nichts von ihm. Aber was wäre denn, wenn ich seine Nummer hätte`? Was würde ich ihm dann sagen/schreiben? Man will doch seinem Freund treu sein, aber gleichzeitig fühlt es sich schrecklich an, Gefühle unterdrücken zu müssen... Ich weiß einfach nicht, was in so einem Fall ganz allgemein gut oder böse, falsch oder richtig ist! Klar scheint Treue das richtige zu sein, aber ist es denn richtig, seine eigenen Gefühle zu unterdrücken? Das kann doch auch nicht so gesund sein. Mann, das ist so schwierig...